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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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»Du musst unbedingt etwas unternehmen, Manuel. Nicht erst, wenn sie auf Vati zukommen.«
    »Noch ist nichts passiert«, erwiderte er sachlich, »dein Vater hat sich in seinem depressiven Zustand in eine Sache reingeredet, die bei weitem nicht so tragisch ist.« Chrissi brachte die Kaffeekanne und die Tassen.
    »Das sagst du so …«, schluchzte ihre Mutter. »Er ist mittendrin – und die Polizei lässt nicht locker.«
    Manuel strich ihr über die langen schwarzen Haare. »Das mit seinem Auto wird sich aufklären lassen. Sobald er wieder aus dem Krankenhaus raus ist, werd ich mit ihm zur Polizei gehen.«
    »Weißt du eigentlich schon, wann er heim darf?«, fragte Chrissi, während sie einschenkte.
    »Wahrscheinlich morgen«, hörte sie die Stimme ihrer Mutter, die von Weinkrämpfen geschüttelt wurde. »Und was ist, wenn sie ihn im Krankenhaus festnehmen?«
    »Keine Sorge«, beruhigte sie ihr Schwiegersohn, »so schnell geht das nicht. Wenn sie gewollt hätten, hätten sie ihn schon gestern Abend festnehmen können.« Und er fügte langsam hinzu: »Warum hat er sich auch wegen der Delle im Auto so angestellt?«
    Manuel nahm seinen Arm von der Schulter seiner Schwiegermutter und deutete ihr an, einen Schluck Kaffee zu trinken. Chrissi hatte inzwischen auch Platz genommen.
    »Ich weiß nicht, warum er so reagiert hat. Es ist mir ein absolutes Rätsel.« Sie wischte sich wieder eine Träne aus den geröteten Augen.
    »Ich hab mein Möglichstes getan«, erwiderte Manuel. Seit Stunden schon beschäftigte ihn eine Frage, die er gerne gestellt hätte. Doch er traute sich nicht. Er traute sich weder, sie bei seiner Frau anzusprechen, noch vor seiner Schwiegermutter zu äußern. Die Frage stand greifbar im Raum – und doch wollte sie keiner in den Mund nehmen. Dabei hätte er sie jedem Mandanten längst gestellt. Aber es machte eben einen Unterschied, ob er einen Fall aus der sicheren Distanz des renommierten Anwalts sah, oder ob er selbst darin verwickelt war. Das hatte er so noch nie erlebt. Die Stille, die eingetreten war, hätte er jetzt nutzen können. Doch er war einfach feige. Ja, der aufstrebende Ulmer Anwalt war ein Feigling.
     
    »Was machen wir mit diesem Ketschmar?« Die Frage kam von einem der Kriminalisten, die sich im Lehrsaal der Göppinger Polizeidirektion versammelt hatten.
    Häberle lehnte sich an den Türrahmen. »Er ist der Einzige, der dick in der Sache drin steckt – wenn man sein Verhalten von gestern Abend genau analysiert. Aber dass er den Grauer gekannt hat, mein Gott, das kann wirklich ein Zufall sein.« Er überlegte. »Was habt ihr denn an seinem Auto entdeckt?«
    »Am Blech nichts, was auf unseren Toten schließen ließ«, antwortete ein anderer Kollege, »es war auch bereits mit einem Lappen sauber gerieben. Und auch sonst haben unsere Jungs nichts entdeckt – keine Stoffreste oder Fasern. Nichts Verwertbares. Aber jetzt kommts …« – der Kriminalist hob die Stimme, um die Bedeutung des nun folgenden Berichts hervorzuheben, – »… im Kofferraum lag ein Spanngurt. So ein Ding, mit dem man auf dem Autodach was befestigen kann.«
    Häberle runzelte die Stirn. Ihm war sofort klar, was dies bedeuten würde. Der Kollege sprach es aus: »So ein Gurt eignet sich hervorragend, um jemanden zu erdrosseln.«
    Für einen kurzen Augenblick herrschte nachdenkliches Schweigen.
    »Habt ihrs zum Untersuchen gegeben?«, fragte der Chefermittler, wohl wissend, dass seine Mannschaft dies längst getan haben würde. Der Kollege bestätigte es und hatte noch eine Neuigkeit: »An der Hose des Toten wurde ein winziger Lacksplitter sichergestellt.« Doch bevor seine Zuhörer etwas dazu sagen konnten, fügte er hinzu: »Muss nichts zu bedeuten haben, meinen die Jungs von der Kriminaltechnik. Es sei nicht zwingend, dass das Ding vom Unfallauto stammt.«
    »Weiß man, welche Farbe es hat?«
    »Rot. Sie wollen versuchen, über die Farbanalyse die Herkunft zu bestimmen.«
    Nach einer Pause des Nachdenkens meldete sich Linkohr zu Wort: »Was halten Sie davon, wenn wir den Ketschmar doch etwas genauer unter die Lupe nehmen?« Als von niemandem eine Reaktion kam, begründete er seinen Vorschlag: »Vielleicht sollten wir mal seinen Computer und seine Telefonate überprüfen.«
    Häberle zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht so recht, ob wir den Schwenger dazu überreden können.« Der Amtsrichter, den er meinte, war zwar ein Praktiker und mit der Ermittlungsarbeit bestens vertraut, doch hielt er sich natürlich

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