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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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einst beliebten Ausspruch vom besagten Blech gemacht, dass es ihm vor Erstaunen und Überraschung weghaue. Doch er konnte es sich gerade noch verkneifen. »Als ich das gelesen hab, war ich für einen Moment sprachlos«, erklärte er stattdessen. Er blätterte in einem weiteren Schnellhefter, in dem er handschriftliche Aufzeichnungen und Computerausdrucke sortiert hatte. Häberle verfolgte gespannt, was sein Kollege zutage fördern würde.
    »Dieser Ketschmar, so haben die Kollegen herausgefunden, hat zwar ein Leben lang immer geschafft, gilt als tüchtiger Bauingenieur mit entsprechender Erfahrung bei Großprojekten. Doch es gibt auch einige dunkle Punkte.«
    Linkohr hatte von seinem Chef gelernt, bei seinen Zuhörern stets eine gewisse Spannung aufzubauen. »Er scheint ziemlich aggressiv zu sein – vor allem, wenn ihm etwas gegen den Strich geht«, begann der junge Kriminalist langsam, »so findet sich ein Vorfall in den Akten, der sich vor 7 Jahren zugetragen hat. Damals hat er auf einer Baustelle in Ulm einen Architekten am Kragen gepackt und von einem Gerüst geworfen. Das war zum Glück nur knapp einen Meter hoch – und der Architekt landete auf einer Wiese. Es ist nicht viel passiert, aber der Mann wurde wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.«
    Häberle nickte bedächtig. »Steht auch drin, worum es bei dem Streit gegangen ist?«
    Linkohr schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Aber ich hab noch etwas Interessantes.« Er blätterte weiter. »Erst vor einem halben Jahr soll er bei einem Vorstellungsgespräch bei einer Baufirma in Waiblingen völlig ausgerastet sein. Er habe den Chef aufs Übelste beleidigt und ihm das Telefon vom Schreibtisch gefegt. Ein Verfahren wegen Beleidigung und Sachbeschädigung wurde mit einem Strafbefehl erledigt – sechzig Tagessätze.« Er war damals bereits arbeitslos, sodass die Geldstrafe relativ niedrig ausgefallen sein dürfte.«
    »Also doch nicht nur der brave Familienvater …«, stellte Häberle fest, »andererseits kann ich mir durchaus vorstellen, wie es einem Mann in seinem Alter zumute ist, wenn ihn die jungen Managertypen wie einen Schulbuben behandeln.« Mehr wollte der Ermittler dazu nicht sagen.
    »Vielleicht ist es ihm bei diesem Grauer im Arbeitsamt am Freitagvormittag ganz ähnlich ergangen«, gab Linkohr zu bedenken, »und dann trifft er ihn zufällig abends da draußen an der Baustelle.«
    »Zufällig«, wiederholte Häberle, »mich überzeugen Fakten mehr als Zufälle.«
    Der elektronische Ton des Telefons erfüllte den Raum und der Chefermittler erhob sich. Er griff zum Hörer, murmelte seinen Namen und sagte: »Ja, okay, können kommen.«
    Ketschmar und sein Schwiegersohn waren da.
    Sie begrüßten sich, während Linkohr aus einem Nebenraum einen weiteren Stuhl herbeischaffte und ihn an den Besuchertisch stellte. Seine Akten legte er auf Häberles Schreibtisch.
    Ketschmars Gesicht war bleich, um seine Augen zeichneten sich Ränder ab. Nachdem sich Traknow für den Gesprächstermin bedankt hatte, erklärte er, dass er seinen Schwiegervater ganz offiziell vertrete und deshalb erfahren wolle, was gegen ihn vorliege und weshalb der Computer beschlagnahmt worden sei. Der ältere Mann schwieg und umklammerte krampfhaft die Tischkante.
    »Ich habs Ihnen bereits am Telefon angedeutet«, erklärte Häberle, »es besteht ein begründeter Verdacht, dass Herr Ketschmar in diesen Fall verwickelt sein könnte. Der Schaden an seinem Auto, das zeitliche Zusammentreffen seiner Fahrt mit dem Tatgeschehen und seine Bekanntschaft mit dem Opfer. Das kann selbstverständlich alles Zufall sein – und wenn es so ist, wird sich dies alles bald aufklären. Aber Sie haben ja gesehen, dass auch der Amtsrichter einen dringenden Tatverdacht nicht ausschließen kann – sonst hätten wir die Wohnung nicht betreten dürfen.«
    Ketschmars Blicke hingen an seinen Händen, die die Tischkante umklammert hielten. Linkohr schloss auf große innere Unruhe und Angst.
    »Ich verstehe nur nicht«, bohrte Manuel weiter, »weshalb Sie so plötzlich seinen Computer beschlagnahmt haben.« Er überlegte einen Moment und fügte dann hinzu: »Oder glauben Sie, er hat darin Tagebuch über ein Verbrechen geführt?«
    »Nun«, erwiderte Häberle und gewann den Eindruck, dass Ketschmar zunehmend unruhiger wurde, »wir interessieren uns beispielsweise dafür, wo sich Herr Ketschmar in den vergangenen Monaten beworben hat. Das hat aber noch gar nichts zu bedeuten. Es geht

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