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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Gegenstand gezerrt, dachte er und bewegte den Cursor von der einen in die andere Spalte des Formulars.
    Wieder dieses Scheppern, das ihn gerade erst verunsichert hatte. Es hob sich deutlich vom Geräusch des niederprasselnden Wassers ab. Eckert beugte sich näher zu dem einzigen Fenster des Bürocontainers, um den vorbeiführenden Asphaltweg überblicken zu können. Doch die rasch hereinbrechende Dunkelheit, verbunden mit Nebel und Regen, gewährte ihm nur ein kurzes Stück Sichtweite. Gegenüber an der Baustelle ließ der Wind eine Plastikfolie flattern, mit der Baumaterial verpackt war.
    Eckert wandte sich wieder seiner Tabelle zu, sortierte die Papierformulare und klickte erneut. Dieser Bürokratismus trieb ihn noch zum Wahnsinn. In solchen Momenten schien es ihm, als bestünde ganz Deutschland nur aus einem einzigen Verwaltungsapparat, der für sich selbst ständig neue Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen ersann. Auf einen Arbeiter kamen inzwischen mindestens drei Bürokraten, die beim Anblick eines Formulars freudig erregt in Entzücken geraten mussten, schoss es ihm durch den Kopf.
    Da war es schon wieder, dieses blecherne Scheppern. Eckert blieb bewegungslos sitzen und lauschte. Er konnte dieses Geräusch nicht zuordnen. Doch es war mit Sicherheit hinter dem Container verursacht worden. Dort, wohin er nicht hinausblicken konnte. Er überlegte und kam zu dem Entschluss, dass der Wind möglicherweise Wasser vom Dach des Containers ab und zu gegen einen Blechgegenstand wehte. Sie hatten da hinten immerhin einige Kleinteile gelagert.
    Es gab doch überhaupt keinen Grund zur Beunruhigung. Seine Gedanken drehten sich um diese Kriminalisten, die kaum mehr hatten erkennen lassen als ihre Routinearbeit. Natürlich würden sie noch einige Tage in diesem Tal ermitteln, aber irgendwann würde auch über diese Sache Gras gewachsen sein. Es gab landauf, landab viele ungeklärte Morde. Und jeder Mörder, der nicht innerhalb einer Woche gefasst wurde, hatte große Chancen davonzukommen. Übermorgen war es bereits eine Woche her.
    Metall schlug auf Metall. Das waren keine Regentropfen. Auch keine Tiere. Und der Wind war viel zu schwach, als dass er größere Teile hätte durch die Luft wirbeln können. Eckert, eigentlich kein ängstlicher Typ, fühlte plötzlich einen Kloß im Hals. Instinktiv ließ er die Maus los, beugte sich erneut zum Fenster, diesmal langsam und vorsichtig, um keine Geräusche zu verursachen. Gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass er im beleuchteten Innern wie im Scheinwerferlicht saß, während er draußen jetzt überhaupt nichts mehr erkennen konnte. In der schwarzen Fensterscheibe spiegelte sich nur sein eigenes Gesicht. Er wich zurück, stand langsam auf, um sich vom Fenster zu entfernen. Für einen Augenblick kämpfte er gegen den Gedanken, das Licht zu löschen. Aber dann?
    Da draußen, daran bestand überhaupt kein Zweifel, schlich jemand umher. Ein Dieb würde es wohl kaum sein, denn solange hier Licht brannte, wäre es allzu kühn gewesen, Baumaterial zu stehlen. Also konnte es nur jemand sein, der etwas ganz anderes im Schilde führte. Jetzt peitschte der stärker werdende Wind den Regen schubweise gegen den Container. Eckert war in die äußerste Ecke des Büros gegangen. Für einen Augenblick überlegte er, ob er die Tür verriegeln sollte, verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Sinn würde dies keinen machen. Er säße in der Falle und könnte allenfalls die Polizei rufen – eine Vorstellung, die er aber als absurd verdrängte.
    Sein Selbstbewusstsein schwand von Sekunde zu Sekunde. Wenn es tatsächlich jemand auf ihn abgesehen hatte, dann blieb ihm nur eine einzige Möglichkeit: Angriff. Andererseits, so meldete sich eine Stimme in seinem Gehirn, konnte er nicht wissen, wie und ob der Unbekannte da draußen bewaffnet sein würde. Gegen eine Schusswaffe hatte er keine Chance. Wer aber sollte ihm nach dem Leben trachten?, hämmerte es in seinem Kopf. Er suchte vergeblich nach einer Logik – doch fiel es ihm in dieser Situation schwer, überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen.
    Eckert blickte sich nach einem Gegenstand um, mit dem er sich verteidigen konnte. Doch außer einem zusammengeklappten Regenschirm, der an den Aktenschrank gelehnt war, entdeckte er nichts, was dafür ihn Frage käme.
    Er zuckte zusammen, als Metall gegen die Rückseite des Containers stieß und den gesamten Raum zu erschüttern schien.
    Eckerts Knie wurden weich, sein Puls raste. Jetzt musste er handeln. Panikartig zuckte

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