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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Linkohr schlagfertig.
    »Okay, okay, okay«, trat der Kollege vorsichtig den Rückzug an, »ihr wisst schon alles, selbstverständlich. Aber ihr habt doch gesagt, dass ihr einen Drohbrief sucht – oder hab ich das falsch in Erinnerung?«
    Häberle klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Schon gut. Sie haben gute Arbeit geleistet.«
    Stanges Gesichtsausdruck heiterte sich wieder auf. »Es ist also doch eine Überraschung für euch?«
    »Doch, doch«, beruhigte Häberle, »manchmal ist man auch überrascht, wenn man findet, was man gesucht hat.«
    »Dann ist euer Fall demnach geklärt?«
    Häberle zuckte mit den breiten Schultern. »Für Sie bedeutet das noch keine Entwarnung. Machen Sie ruhig weiter. Vielleicht birgt der Rechner ja noch echte Überraschungen.« Er wandte sich ab. »Spätestens morgen werden wir sehen, ob wir auf der richtigen Spur sind.«
    »Morgen?«
    »Dann haben wir das Ergebnis der Gentechnik vorliegen. Spätestens damit werden wir klarer sehen«, prophezeite Häberle und blinzelte Linkohr zu. »Ich könnte wetten, dass dem jungen dynamischen Anwalt aus Ulm ein großer Fall bevorsteht.«

33
     
    Eckert saß wirklich in der Falle – und dazu noch in einer beleuchteten. Egal, wo er stand, von irgendeiner Perspektive war er immer zu sehen. Wieder ein Schlag gegen den Bürocontainer. Eckert rüttelte erneut an der festsitzenden Klinke. Man hatte ihn mit simplen Mitteln eingesperrt. Wahrscheinlich nur eine Holzgabel unter die Klinke gedrückt.
    »Schiss, Eckert, was?«, brüllte die Männerstimme von draußen. In diesem Moment näherten sich die Scheinwerfer eines Autos, das in Richtung Steinberghof fuhr. Er musste sich bemerkbar machen – sofort. Aber wie? Eckert rannte ans Fenster, beugte sich über den Schreibtischstuhl und versuchte hastig, die komplizierte Verriegelung zu entfernen. Doch er hatte noch nicht damit begonnen, da war der Wagen schon vorbei.
    Der Unbekannte hämmerte jetzt mit aller Kraft gegen den Container, als wolle er ein Loch in die Rückseite schlagen.
    »Mach das Fenster auf.« Es klang energisch und zornig. »Los, mach dein Fenster auf, sonst räuchere ich dich aus.«
    Eckert stand wie gelähmt. Ausräuchern. Würde der Kerl den Container in Brand stecken wollen?
    »Wirds bald? Mach das Fenster auf, damit ich mit dir reden kann. Oder hat dich dein verdammter Mut plötzlich verlassen?«
    Erneut krachte der Metallgegenstand fünf-, sechsmal gegen die Rückwand.
    »Ich warte noch eine Minute«, drohte der Unbekannte, »noch genau eine Minute. Dann schütt ich meinen Kanister aus und fackel dich ab.«
    Stille. Eckert hörte nur noch den Regen, der gegen den Container geweht wurde, und das sanfte Rauschen des Computergebläses.
    Wenn er sich jetzt nicht bemerkbar machte, würde er in einem Höllenfeuer umkommen, durchzuckte es Eckert. Ihm blieb keine Wahl. Er schob den Bürostuhl beiseite, beugte sich über den Schreibtischrand und begann so schnell er konnte, das Fenster zu entriegeln. Er schwenkte die beiden Flügel nach innen und bekam die feuchtkalte Luft zu spü­ren. Ihm war heiß geworden, sein Hemd klebte schweißnass am Körper.
    »Was wollen Sie?«, rief er in die Nacht hinaus, in der der Wind den Regen vor sich hertrieb. Drüben an der Baustelle flatterte eine Plastikfolie.
    Er beugte sich vorsichtig aus dem Fenster, konnte aber nichts erkennen. Seine Augen gewöhnten sich nur langsam an die Finsternis.
    »Na also«, hörte er die Männerstimme jetzt eine Spur leiser. Sie kam von links. Demnach befand sich der Unbekannte an der Stirnseite, die der Eingangstür am nächsten war.
    »Zeig dich«, forderte Eckert ihn auf, doch es klang eher kläglich.
    »Brauch ich nicht«, kam es zurück. »Wir werden uns jetzt so unterhalten.« Eckert versuchte, sich an die Stimme zu erinnern. Doch so sehr er überlegte, sie kam ihm nicht bekannt vor. Zumindest konnte er sie niemandem zuordnen.
    »Wir beide haben ein Problem«, hörte er den anderen ganz ruhig sagen, während er den herangepeitschten Regen wie Nadelstiche im Gesicht spürte.
    »Ich wüsste nicht, welches«, gab er wieder etwas selbstbewusster zurück.
    »Du kennst den Grauer«, sagte der Unbekannte so leise, dass er es kaum verstand.
    Eckert schwieg.
    »Stimmts? Du kennst den Grauer«, wiederholte die Stimme gefährlich zischend, um dann zu brüllen: »Mach das Maul auf, verdammt noch mal!« Der Unbekannte schlug mit seinem Metallgegenstand gegen die Stirnseite des Containers.
    »Ja – und wozu soll die Frage

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