Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
sein Blick durch das Büro. Doch da gab es wirklich nichts, mit dem er sich zur Wehr setzen konnte. Nur Akten und Papier.
    Plötzlich eine Stimme. Ein Mann. »Komm ans Fenster, du feige Sau.« Die Stimme war so laut und zornig, dass sie den niederprasselnden Regen um ein Vielfaches übertönte. Wieder ein Metallschlag gegen die Rückseite.
    Eckert blieb wie erstarrt stehen. Jetzt oder nie. Seine Entscheidung stand fest. Er holte tief Luft, hastete zur Tür – und wollte die Klinke niederdrücken. Noch einmal. Vergeblich. Er drückte kräftiger, rüttelte, schlug dagegen. Doch die Klinke blieb starr. Jemand hatte von außen etwas unter die Klinke gestellt. Er saß in der Falle.
     
    Stange drehte sich mit triumphierender Geste auf seinem Bürostuhl um, als Häberle und Linkohr auftauchten. »Spot an, Tusch und Applaus«, rief er ihnen entgegen und hob jubelnd die Arme. »Das muss euch etwas wert sein«, fügte er hinzu.
    Die beiden Kollegen waren auf die Entdeckung des Computerexperten gespannt und hielten sich deshalb zunächst mit Lob zurück. Auf dem Monitor, das erkannte Häberle sofort, war offenbar nur ein kurzer Text dargestellt. Er konnte aber aus der Distanz, auf der Stange sie hielt, nicht lesen, worum es ging.
    »Das, was ich jetzt gefunden hab, hat keiner großen Kunst bedurft. Eine als ›Diverses‹ bezeichnete Datei, die er mit einem Passwort geschützt hat.« Stange holte für Häberles Begriffe mal wieder viel zu weit aus. »So etwas weckt natürlich die Neugier eines jeden Kriminalisten. Und nichts ist einfacher als so ein Passwort zu knacken.« Stange lächelte. »Wenn man weiß, wie es geht. Weil das aber der Normalanwender nicht weiß, taugen Passwörter trotzdem zum Schutz geheimer Daten.«
    Häberle und Linkohr sahen sich an und grinsten. Der Computerexperte war wohl wie alle in dieser Branche: Sie spielten ihr Herrschaftswissen aus, um der restlichen Menschheit deutlich zu verstehen zu geben, wie dumm sie doch sei. Dabei hatten diese Kerle nicht mal so unrecht: Wer den Computer beherrschte, wer diese geradezu wundersame Technik verstand, der war den restlichen 99 Prozent der Menschheit in der Tat einen weiten Schritt voraus. Häberle bezweifeltejedoch, ob es überhaupt noch jemanden gab, der die Computertechnologie insgesamt beherrschte. Manchmal hatte er den Eindruck, dass sich die Netzwerke verselbstständigten. Bisher jedenfalls hatte er noch keinen Menschen getroffen, der ihm auch nur annähernd erklä­ren konnte, wie ein paar Module und winzige Chips ein ganzes Rechtschreibprogramm zuwege brachten. Aber mit so etwas Simplem wie dem elektrischen Strom war es ja nicht anders. Wer konnte schon laienhaft verständlich darstellen, was nun im Stromkabel wirklich fließt – vor allem aber, warum?
    »Dann zeigen Sie mal her«, forderte er schließlich den Kollegen auf, der seinen Stuhl demonstrativ nicht zur Seite rollen wollte.
    Stange musste erkennen, dass er den Chefermittler nicht länger auf die Folter spannen durfte. »Bitte schön«, sagte er deshalb, machte den beiden Kriminalisten den Weg frei und deutete theatralisch auf den Bildschirm.
    Häberle und Linkohr kamen näher. Ihnen verschlug es die Sprache.
    »Du feige, fette Sau«, lasen sie und konnten es nicht fassen, »du lebst auf Kosten der Arbeitslosen. Aber dir wird die Fresse noch gestopft. Für immer.«
    Häberle las es zwei-, dreimal. Und Linkohr verkniff sich erneut seinen einst so beliebten Ausspruch, den er in solchen Momenten des allergrößten Erstaunens stets von sich gegeben hatte.
    »Das kennen wir doch«, sagte Häberle schließlich und ließ es so klingen, als ob dies überhaupt keine Neuigkeit sei. Linkohr stutzte, verbarg dann aber ebenfalls seine Überraschung. Ihr Verhalten verfehlte die Wirkung nicht. Stange war einigermaßen verunsichert und hatte einen irritierten Gesichtsausdruck angenommen. »Ihr wollt damit sagen, dass ihr das schon kennt?«, fragte er und begann daran zu zweifeln, ob er nun auf den Arm genommen wurde, oder ob die beiden wirklich schon wussten, was er ihnen zeigen würde.
    Häberle setzte noch eins drauf: »Da muss es noch einen weiteren Text geben!« Stange wagte keinen Einwand mehr, sondern streckte sich zur Maus, klickte ein paar Mal und ließ einen weiteren Text erscheinen: »Letzte Warnung. Tu was und hock nicht nur auf deinem fetten Arsch.«
    Häberle grinste. »Na, also, hab ichs doch gewusst.«
    »Und das reißt euch nicht vom Sitz?«
    »Wie solls auch? Wir stehn doch«, antwortete

Weitere Kostenlose Bücher