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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Sorgen zu vergessen, die sich nicht ertränken ließen.
    Manuel war wieder nach Ulm gefahren, weil er erneut einige wichtige Termine am Landgericht wahrnehmen musste. Ihre Tochter wollte hingegen noch ein paar Tage bleiben, bis die Angelegenheit ausgestanden sein würde. Dies aber, so hatte ihr Manuel unter vier Augen erklärt, konnte durchaus noch eine Weile dauern. Und wenn die Kripo etwas herausfand, was ihr Vati bisher verschwieg – und danach sah es wohl aus, dann war mit dem Schlimmsten zu rechnen.
    Chrissi saß mit ihren Eltern am Esszimmertisch und es waren wieder diese bitteren Minuten des Schweigens eingetreten. Die Mutter kämpfte mit den Tränen, Vati starrte auf die Tischdecke. »Ich versteh eins nicht«, begann Chrissi so selbstbewusst, wie es ihr in dieser Situation möglich war, »warum machst du dir so viele Gedanken, wenn alles nur ein zufälliges Zusammentreffen war?«
    Ihre Mutter schluchzte in ihr Papiertaschentuch. »Das frag ich mich auch. Aber Gerd sagt ja nichts. Gerd schweigt nur. Ich weiß nicht, warum er nichts sagt.« Sie schaute vorsichtig zu ihm rüber. Doch er zeigte keine Reaktion.
    »Vati«, unternahm die junge Frau einen neuen Versuch, »wenn es etwas gibt, das wir wissen sollten, dann können wir doch ganz offen drüber reden.«
    Er schluckte und kämpfte mit den Tränen. »Offen drüber reden«, wiederholte er. Seine Stimme war belegt. »Worüber sollen wir reden?«
    Wieder Schweigen.
    »Was dich seit Freitagabend bedrückt. Mutti sagt, dich habe das beschädigte Auto völlig aus dem Gleichgewicht gebracht.« Sie zögerte und beobachtete ihren Vater, der ihren Blicken scheu auswich. »Das allein kann es doch nicht sein. Nur Blech …«
    »Nur Blech!«, äffte er sie nach. »Ja, natürlich nur Blech. Ein paar hundert Euros sind nur Blech. Ist euch beiden eigentlich klar, dass wir uns solche Blechschäden nicht mehr leisten können …?«
    »Aber Vati, du hast doch noch uns – den Manuel und mich.«
    »Glaubst du im Ernst, wir würden euch finanziell zur Last fallen wollen?« Jetzt schaute er ihr fest ins Gesicht. Seine Frau holte tief Luft.
    »Warum denn nicht? Manuel verdient gut …«
    »Ich will kein Geld von Manuel«, sagte Ketschmar trotzig, »keinen Cent, dass dies klar ist. Ich brauch kein Almosen. Wenn dieser Staat mich nach so vielen Jahren, in denen ich zig-hunderttausend Euro Sozialabgaben bezahlt habe, vor die Hunde gehen lässt, dann werd ich diesen feinen Herrschaften in Berlin zeigen, dass man das mit mir nicht machen kann.« Er stieß mit dem rechten Zeigefinger gegen seine Brust und wurde lauter. »Nein, mit mir nicht. Ich werde Mittel und Wege finden, wie ich zu meinem Recht komme.« Mutter und Tochter schauten sich für einen kurzen Moment irritiert an, als in die entstandene Stille hinein der Türgong ertönte.
    »Ich gehe«, sagte Chrissi und eilte durch die Diele zur Eingangstür. Sie öffnete und sah sich mehreren Männern gegenüber, von denen sie auf Anhieb nur den Breitschultrigen erkannte, der ihr am nächsten stand. Es war der Kommissar.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er und blickte an ihr vorbei in die Diele. »Ist Ihr Vater da?«
     
    Eckert war von Speckingers Besuch nicht angetan. »Ich hab doch Ihren Kollegen von der Schutzpolizei schon alles gesagt«, meckerte er, ohne den Kriminalisten eines Blickes zu würdigen. Stattdessen nahm er den Lkw mit Transportbeton ins Visier, der rückwärts von der asphaltierten Straße auf den geschotterten Zufahrtsweg zur Baustelle rangierte. Es regnete.
    »Kommt es öfter vor, dass etwas beschädigt wird?«, fragte Specki routinemäßig.
    Eckert zuckte mit den Schultern. »Was heißt öfter«, er unterbrach sich, um seinen Arbeitern zuzurufen, dass der Lkw dichter an das bereits betonierte Fundament heranfahren solle, »… glücklicherweise nein. Meist wird geklaut.«
    »Wann sind Sie gestern Abend weggegangen?«
    »Hab nicht auf die Uhr geschaut«, brummte Eckert und blickte den Kriminalisten misstrauisch an. »Sie können ja meinen Computer auseinander nehmen, wenn Sie Spaß daran finden. Ihre Kollegen habens bereits getan.«
    Der Beamte ging nicht darauf ein. »Und Sie haben keinen Verdacht, wer Ihr Büro hier abfackeln wollte?«
    »Auch wenn noch zehn Ihrer Kollegen kommen und mich dasselbe fragen – ich hab keine Ahnung.« Er rief den Arbeitern erneut etwas zu und wandte sich dann wieder missmutig an Speckinger: »Oder glauben Sie im Ernst, dass dies etwas mit dem Mord zu tun hat? Glauben Sie, der Täter

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