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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Besprechungstisch Platz zu nehmen. Dann beendete er das Gespräch und zeigte sich überrascht von diesem unangemeldeten Besuch.
    »Manchmal lässt sich das nicht vermeiden«, entgegnete Speckinger, der mit seiner abgetragenen und ausgefransten Freizeitjacke einen krassen Gegensatz zum dunklen Anzug des Krawattenträgers darstellte. Der Kriminalist erklärte den Grund seines Kommens: Dass auf den Bürocontainer des Bauleiters Eckert ein Brandschlag verübt und dessen Firma auch hin und wieder von dem ermordeten Arbeitsamtsmitarbeiter angerufen worden sei.
    »Ich verstehe nicht ganz …«, gab sich Hornung unwissend und spielte mit einem Kugelschreiber, »was sollen wir damit zu tun haben?«
    »Es geht mir nur um die Zusammenhänge – weiter nichts … Um die Zusammenhänge zwischen Herrn Grauer und dem Bauleiter – und zwischen diesem und einem Herrn Ketschmar, von dem Sie ja auch wissen, dass er sozusagen Kunde bei Ihnen war. Und wir wiederum wissen, dass er sich offenbar mal persönlich bei dem Bauleiter vorgestellt hat.«
    »Naja«, gab sich Hornung distanziert, »wenn Sie bei jedem Ihrer Fälle prüfen, wer mit uns schon mal Kontakt hatte, dann werden Sie vielfach solche Zusammenhänge konstruieren können.«
    »Nur, dass es halt in diesem Fall noch Drohbriefe gibt …«
    »Wissen Sie denn inzwischen, wer sie geschrieben hat?«
    »Wir haben Anhaltspunkte, ja. Die Kollegen sind gerade dran, dies abzuchecken.«
    Hornung strich sich die Hose auf den Oberschenkeln glatt. »Das klingt ja so, als seien Sie dem Täter dicht auf der Spur.«
    »Trotzdem müssen wir noch einiges über das Opfer wissen – über Ihren Mitarbeiter, Herrn Grauer.«
    »Ich sagte Ihnen bereits, dass er ein eher verschlossener Mensch war …«
    »Den Eindruck haben wir inzwischen auch gewonnen. Deshalb gibt es ein paar Ungereimtheiten. Diese Fotos beispielsweise …« Speckinger war auf die Reaktion Hornungs gespannt. Schon kürzlich, so war es ihm erschienen, hatte sich der Teamleiter darüber irritiert gezeigt.
    »Ja, Sie haben es erwähnt«, antwortete der Anzugträger schnell, »aber ich kann mir keinen Reim drauf machen.« Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht. »So wundersam der Mann manchmal sein konnte, so skurril war offenbar sein Hobby.«
    »Er hatte offenbar tatsächlich wenig Freunde. Sogar in seinem Handy haben wir nur wenige Adressen und Nummern gefunden.« Nach kurzem Überlegen fügte er hinzu: »Hatte er es denn auch mit Schwarzarbeit zu tun?«
    Hornung stutzte für den Bruchteil einer Sekunde. »Schwarzarbeit? Wie kommen Sie denn da drauf?« Ohne eine Antwort abzuwarten, stellte er fest: »Herr Grauer war Arbeitsvermittler, Berater – hier im Job-Center. Für Schwarzarbeit ist die Finanzkontrolle vom Hauptzollamt Ulm zuständig. Es kann natürlich sein, dass Herr Grauer dort mal eine Nachfrage hatte oder den Kollegen dort einen Tipp geben wollte.«
    »Was mich wundert, ist halt, dass er diese Gespräche von seinem Handy aus führte. Ich geh davon aus, dass es kein dienstliches Handy war?«
    Hornung schüttelte lächelnd den Kopf. »Sicher nicht. Aber wenn Sie seine Kontakte nach Ulm interessieren, sollten Sie sich dort informieren … Ich kann Ihnen gerne die Telefonnummer geben.«
    »Danke, nicht nötig. Werd ich selbst rausfinden, falls es noch notwendig sein sollte. Was mich mehr interessieren würde, ist die Frage, wie intensiv die Kontakte Grauers mit dieser Firma Pottstett-Bau und dort mit diesem Herrn Eckert waren.«
    »Ich geh mal davon aus, dass es ganz normale Kontakte waren. Jedenfalls hab ich zu keinem Zeitpunkt etwas von Problemen gehört.« Er lächelte herablassend. »Und ganz sicher nichts, was zu einem Brandanschlag auf Herrn Eckert Anlass geben könnte.«
    »Es gibt bei Ihnen also keinerlei Erkenntnisse, dass der Herr Eckert und die Firma Pottstett-Bau nicht ganz hasenrein sein könnten?« Speckinger musste sich insgeheim eingestehen, dass diese saloppe Formulierung nicht unbedingt zum seriösen Auftreten seines Gesprächspartners passte. Dies ließ sich auch sofort an dessen Miene ablesen.
    »Wir haben bisher keinen Grund, am ordentlichen Geschäftsgebaren dieses Unternehmens zu zweifeln«, formulierte Hornung auch prompt eleganter.
    »Dann wird es wohl auch so sein. Ich danke Ihnen für das Gespräch, Herr Hornung.«
    Der Kriminalist stand auf und ließ einen verwunderten Hornung zurück.
     
    Gerhard Ketschmar war zum ersten Mal in seinem Leben eingesperrt. Ein Schock, der ihn apathisch machte.

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