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Bewusstlos

Bewusstlos

Titel: Bewusstlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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nicht allzu frech wirkte.
    »Und ich möchte auch nicht, dass Stella den Rauch ins Gesicht bekommt. Passivrauchen schadet auch unter freiem Himmel.«
    Paola schwieg.
    »Also lass es bitte.«
    Paola sagte nichts mehr, drückte die Zigarette aus, steckte die Kippe in ihre Hosentasche und setzte sich zu Stella.
    Christine war zufrieden und wusste, dass sie jetzt mindestens zwei Wochen auf dem Hof nicht mehr rauchen würde.
    Paola war manchmal ein bisschen bockig und patzig, aber das nahm Christine ihr nicht übel. Sie wusste, dass sie kein angenehmeres Kindermädchen für Stella finden würde. Paola arbeitete seit zwei Jahren im Castelletto, liebte Stella, und Stella liebte sie. Es wäre ein Schock für das Kind, wenn sich plötzlich jemand anderes um sie kümmern würde. Stella sollte zweisprachig aufwachsen, und Paola übernahm den italienischen Part. Sie sprach ein klares, ausgezeichnetes Italienisch, was man auf dem Land nicht immer voraussetzen konnte, und so war Christine ganz zuversichtlich, dass Stella, wenn sie im September in Montesassi in die Schule kam, keine sprachlichen Schwierigkeiten oder Nachteile haben würde.
    Paola war auch ein angenehmer Mensch und gut zu ertragen, selbst wenn sie den ganzen Tag im Castelletto war. Abends hatte sie frei, und im Winter, wenn keine Gäste da waren, auch am Wochenende.
    Eigentlich freute sich Christine, wenn Paola morgens lächelnd und nett anzusehen erschien, die neusten Anekdoten aus dem Dorf erzählte und manchmal auch ganz still wurde und fragte: »Christine, ich brauche deinen Rat. Von Schwester zu Schwester. Du kennst doch die Menschen. Weißt du, es ist so, dass Vasco dreimal in der Woche in die Disco geht, aber nicht will, dass ich mitkomme. Vor fünf Uhr früh kommt er nie nach Hause. Was soll ich denn davon halten?«
    »Nichts. Er ist ein Schwein. Er betrügt dich.«
    »Meinst du wirklich?«
    »Aber hundertprozentig.«
    »Und was soll ich tun?«
    »Jag ihn zum Teufel, Paola. Etwas Besseres als ihn findest du an jeder Ecke. Guck doch mal in den Spiegel: Du bist das hübscheste Mädchen im ganzen Chianti, da hast du doch so einen Macho gar nicht nötig!«
    Paola schwieg lange. Dann meinte sie leise: »Aber ich mag ihn trotzdem. Ich glaube, ich schaff das nicht.«
    »Wenn der Schmerz zu groß wird, schaffst du es.«
    Bis heute hatte sie Vasco nicht zum Teufel gejagt.
    Christine überließ die beiden sich selbst und ging in Appartement drei zu Cecilia, eine von drei Putzfrauen, die Christine beschäftigte. Sie saß im Sessel und hatte die Augen geschlossen, als Christine hereinkam.
    »Ausgeschlafen?«, fragte Christine knapp.
    »Ich hab nicht geschlafen!« Cecilia stand auf. »Ich hab mich nur eine einzige Minute mal ein bisschen ausgeruht und überlegt, was ich als Nächstes tue.«
    Christine ging nicht darauf ein. Dass sie Cecilia erwischt hatte, reichte völlig. Es hatte ihr einen kleinen Schock versetzt, und das war gut so.
    »Wie sieht’s hier und in Appartement zwei aus, Cecilia?«
    »Tutto a posto, alles fertig, alles bestens.«
    »Va bene.«
    Christine kannte ihre Pappenheimer und wusste, dass Spüle und Dusche immer blitzblank waren und die Armaturen funkelten. Die Aushängeschilder einer jeden Putzfrau. Aber es gab Stellen, die sie einfach nicht sahen oder nicht sehen wollten. Routiniert kontrollierte Christine nur diese, was weniger als drei Minuten dauerte.
    »Kommst du mal bitte?«, rief sie, und Cecilia setzte sich keineswegs begeistert langsam in Bewegung und ging zu Christine in die Küche.
    Mit verschränkten Armen stand sie in der Tür und wartete auf das heilige Donnerwetter.
    »Guck mal«, sagte Christine sanft, »die Kaffeemaschine hast du vergessen. Sie ist voller Fingerabdrücke, und im Ablaufgitter kleben Kaffeereste. Mach sie bitte sauber und fülle frisches Wasser nach.«
    Cecilia knurrte leise.
    »Der Fußboden ist perfekt. Auch die Armatur. Wirklich sehr schön. Aber hier: Du musst auch die ineinandergestapelten Töpfe kontrollieren. Da klebt noch etwas Angebranntes. Siehst du?« Christine kratzte es mit dem Fingernagel weg und stellte den Topf in die Spüle. Aus dem offenen Wandregal nahm sie ein Weinglas und drehte es gegen das Licht.
    »Das ist nicht sauber, Cecilia, du musst alle Gläser nachpolieren.«
    Es war nicht zu übersehen, dass Cecilia kurz vor der Explosion stand, aber Christine ließ sich davon nicht beeindrucken. »Stell dir vor, wir nehmen mit den neuen Gästen einen Begrüßungsschluck, und dann aus diesen dreckigen

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