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Bezaubernde Spionin

Bezaubernde Spionin

Titel: Bezaubernde Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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und Aylinn erschauerte unwillkürlich, als sie daran dachte, welches Schicksal ihren Vater erwartet hätte, wenn ihn nicht jener unselige Bolzen getroffen hätte. » … der einzige Grund ist, der Euch nach England treibt. Immerhin hätte Euch niemand daran gehindert, Schottland früher zu verlassen, wenn das Euer Wunsch gewesen wäre.« Sie wedelte nachlässig mit der Hand, eine ebenso beiläufige wie herablassende Geste. »Es treffen selbst jetzt noch beinahe wöchentlich Gesandte der ersten Adelshäuser Frankreichs, Italiens und Spaniens hier ein, die sich recht unumwunden darüber mokieren, dass die beste Partie Schottlands nicht am Hofe weilt.« Sie hob die makellosen Brauen, als sie Aylinn musterte. »Eine Frage, verehrte Lady, die Wir Uns übrigens ebenfalls bereits mehrfach gestellt haben.« Sie hob einen Finger. »Und Euch auch, wenn Wir Uns recht entsinnen.«
    »Majestät?« Aylinn schluckte. Ihr war vollkommen klar, dass ihr Fernbleiben vom schottischen Hof viele neugierige, wenn nicht gar hartnäckige Fragen aufgeworfen hatte, aber bis jetzt hatte sie keinen Anlass gehabt zu glauben, dass die Königin oder auch James darüber verstimmt gewesen wären. Und was die Gründe anging … Ihr Blick zuckte zu Juliet hinüber, die mit sittsam gesenktem Blick neben ihrer Königin saß. Aylinn konnte es gerade noch vermeiden, gereizt mit den Zähnen zu knirschen. Wieso hatte sie ihr nicht gesagt, was sie hier erwartete? Von einem königlichen Verhör über die Gründe ihrer Weigerung, auch nur einen der wahrlich illustren Freier zu empfangen, die sie seit dem Tod ihres Vaters verfolgten, war bei ihrem Treffen mit Juliet nicht die Rede gewesen.
    Worauf also wollte die Königin hinaus? Wenn Joan Beaufort ihre, Aylinns, Loyalität zur schottischen Krone nicht in Zweifel zog, und das tat sie ja ihren Worten zufolge nicht, was führte sie mit dieser Frage dann im Schilde? Aylinn kniff die Augen zusammen. Hatte ihre Freundin Juliet, die den eigentlichen Grund für ihr Fernbleiben vom Hofe kannte, dies der Königin hinterbracht? Oder waren Rupert und sie so offenkundig gewesen? Gewiss, die Anziehung, die sie füreinander empfunden hatten, war vom ersten Moment an spürbar gewesen, aber bis zu jener Nacht vor einem Jahr, hier, in diesem Palast, waren sie sich niemals allein begegnet. Vielleicht war die Königin aber einfach aufmerksamer, als Aylinn vermutet hatte.
    Denn sie vertraute Juliet beinahe bedingungslos. Hatte sie sie zunächst noch für eine Konkurrentin um die Gunst von Connor McPherson gehalten, hatte sie sich schon bald mit Connors Gemahlin angefreundet. Was ihr leichtgefallen war, vor allem, nachdem sie ihre Liebe zu Connor als Schwärmerei erkannt hatte. Sie war sogar Patin ihrer gemeinsamen Tochter Elizabeth geworden. Dennoch hatte sie auch ihr niemals erzählt, was genau damals vor fast einem Jahr eben hier, im Palast von Perth, geschehen war. Zwischen ihr und Rupert …
    »Als Wir Euch damals die Erlaubnis gaben, dem Hof fernzubleiben«, unterbrach Joan Beaufort Aylinns Überlegungen, »habt Ihr als Grund für Euer Ersuchen angeführt, dass Ihr um Euren Vater trauern und deshalb das höfische Leben meiden wolltet. Wir haben Euch diese Gunst«, Joan Beaufort verzog unmerklich die Lippen, »nur zu gern gewährt. Immerhin gab es, wie Ihr Euch vielleicht erinnert, zahlreiche Stimmen am Hofe, die munkelten, dass der Apfel nicht allzu weit vom Stamm fiele, dass man der Tochter misstrauen müsste, weil der Vater Schuld auf sich geladen hätte.«
    Aylinn spürte, wie ihre Wangen sich vor Empörung erhitzten. »Majestät«, begann sie und holte tief Luft, um sich zu beherrschen. Dennoch konnte sie nicht verhindern, dass sie die Hände zu Fäusten ballte, eine grobe Unschicklichkeit in Gegenwart der Königin. »Ich habe nicht das Geringste …«
    Die Königin seufzte. »Nein, Uns ist vollkommen klar, dass Ihr von den heimtückischen Plänen Eures Vaters nichts wusstet.« Sie senkte den Kopf und musterte Aylinn unter ihren dichten Wimpern. »Zudem hattet Ihr ja nicht nur in meiner Cousine eine vertrauenswürdige Person, die sich für Eure Unschuld verbürgte, sondern besaßt außerdem noch einen weiteren glühenden Fürsprecher, der vermutlich sogar bereit gewesen wäre, jedermann zu einem Duell auf Leben und Tod zu fordern, der Euch auch nur in die Nähe des Komplotts Eures Vaters gerückt hätte, mit dem er im Auftrag John von Bedfords die Thronbesteigung meines Gemahls verhindern wollte.« Die Königin lächelte

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