Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
aus
Mesoamerika, die wieder anders wie die von die Westindischen oder aus
Südamerika. Mir san die Einzigen, die wissen, von wem ma billige nigerianische
Bohnen kauft und wia ma die rösten muaß, dass an Edelkakao machn, der was jeden
Criollo wegblast. Viele der besten Kakaos kumman von klane Pflanzer, die auf
lokale Märkt verkaufn. Wennst unser Biachl net hast, kannst wissen, dass der
Omamga sei Ernt in Dschioto verscherbelt und du wirst as net kaufen kennan,
weil der Ort in kan Atlas steht. Du wirst net wissen, wer di hinführt und was
des kost’ und wie lang’s braucht.«
»Wahrscheinlich
steht in dem Buch auch, wie die drei Frauen des Fahrers heißen, welchen Whiskey
er am liebsten mag und was man dem Polizeichef mitbringen muss, damit man
passieren darf.«
»So
ungefähr. Ja.«
»Jetzt
wissen wir also, warum Ihr Partner enführt wurde. Sind Sie sicher, dass Sie das
Buch nicht gegen sein Leben eintauschen würden?«
Ftacek
drehte den Kopf weg.
»Vielleicht
scho, aber des is eh wurscht.«
»Weswegen?«
»Wal i
des Biachl net hab! Deshalb.«
»Sie
wissen auch nicht, wo es sein könnte.«
»Na.
Des waß nur der Goldzung.«
»Den
die Entführer haben.«
»Ich
glaube, Arno, die wollten gar niemand entführen. Das hätte eigentlich nur ein
Einbruch sein sollen. Ftacek fährt weg, das Loft wirkt leer, sie brechen ein,
finden das Buch nicht, aber dafür Goldzung und nehmen ihn mit.«
»Kann
sein. Woher wissen wir aber, dass Goldzung seinen Entführern noch nicht gesagt
hat, wo sich das Buch befindet?«
»Sonst
hätten sie ihn doch freigelassen.«
»Bist
deppat, Gstudierter? Wenns so warat, hätten’s den Goldzung scho hamdraht.
Todsicher.«
»Vielleicht
hat man die Leiche bloß noch nicht gefunden.«
»Da
Goldzung tät nie was sagen.«
»Unter
Folter plaudert man so einiges aus.«
»Wenn
die Entführer aber gar nicht wissen, dass der Einzige, der weiß, wo sich das
Buch befindet, der Goldzung ist, dann werden sie ihn deswegen auch nicht
foltern.«
»Du
meinst, die glauben, Ftacek hat das Buch an einen sicheren Ort gebracht und
will es nicht hergeben? Dann werden sie versuchen, sich Ftacek zu schnappen.«
»Kann
sein.«
»Wenn du
herausgefunden hast, wo Goldzung steckt, dann werden das die anderen auch
können.«
»So
ungeschickt bin ich nicht«, protestierte Laura.
»Hab’
ich auch nicht gemeint. Sollen wir umziehen, Herr Ftacek?«
»Wohin?
Ohne den Goldzung gfreit’s mi da heraust eh nimma.«
»Ich
hab da so eine Idee.«
V
Wir hatten Ftacek gerade in
seinem neuen Versteck abgesetzt und fuhren durch die nächtlichen Hietzinger
Straßen. Lauter kleine Einbahnen mit schlechtem Asphalt, vielen alten Kastanienbäumen
und dahinter größeren und kleineren Villen. In einer von ihnen wohnte damals
Korineks Frau, und dort hatten wir Ftacek mitsamt seinem Kulturbeutel
abgesetzt. Ich trug noch immer die Schuhe an den Füßen, die er mir geliehen
hatte, und saß neben Laura im Wagen.
»Was
machen wir jetzt?«, fragte sie mich. »Sollen wir zu mir fahren?«
»Geht
nicht.«
»Warum?«
»Weil
jeder weiß, wo du wohnst.«
»Sei
nicht paranoid.«
»Nur
weil ich paranoid bin, heißt das nicht, dass sie nicht hinter mir her sind.«
»Ha!
Erwischt.«
»Bitte?«
»Du
alter Schwindler, das ist von Woody Allen, nicht von dir!«
»Hab
ich auch nie behauptet.«
»Aber
du hast auch nicht zitiert.«
»Laura,
das ist auch ein Flirt und keine wissenschaftliche Arbeit.«
»So,
so, du flirtest also.«
»Auf
Teufel komm raus.«
»Da wir
aber weder zu dir noch zu mir können, scheint mir das recht sinnlos zu sein.«
»Spaß
macht es trotzdem.«
»Sei
ernsthaft, wenigstens für ein paar Minuten.«
»Gut.«
Laura
stellte den Wagen in eine Parklücke. Unter den Bäumen war es dunkel, die paar
Straßenlaternen, die herumstanden wie verlorene Seelen, erhellten die Gegend
überhaupt nicht. Allerdings konnte man sehen, dass sich jenseits des Gehsteigs
ein kleiner Park befand. Eigentlich nicht mehr als eine Grünfläche mit
Spielplatz.
»Warum
parkst du?«
»Nachdenken
geht besser, wenn ich niemanden totfahre dabei.«
»Es ist
eh niemand unterwegs.«
Laura
schenkte mir ein saures Lächeln, beugte sich nach hinten und holte einen
Wollponcho hervor. Dann stieg sie aus und ich ging ihr nach. Beim Ringelspiel
des Kinderspielplatzes holte ich sie ein, wir setzten uns auf das Gerät und ich
begann, uns sacht im Kreis zu drehen. Die Luft war kalt, vom Hietzinger Kai her
hörte man den Nachtverkehr und wir
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