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Beziehungswaise Roman

Beziehungswaise Roman

Titel: Beziehungswaise Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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schnarcht leise. Ebba rumstiert im Bad. Es riecht nach Kaffee. Irgendwo läuft Fars geliebter Louis Armstrong so leise, dass ich das Lied nicht erkenne. Far hustet im Bad. Ich öffne lächelnd die Augen.
     
    Meine Lieblingsbäckerin ist heute nicht da, dafür steht eine Aushilfe hinter dem Tresen. Sie ist jünger und schöner, aber schlechter gelaunt, und hat noch kein Wissen darüber, wie unattraktiv sie das macht. Wie so viele Frauen, die sich nur mit Männern umgeben, die sie nach ihrem Äußeren bewerten, nimmt sie meine Freundlichkeit als Anmache und klatscht mir unfreundlich die Tüten auf die Theke. Ich bedanke mich für ihre Freundlichkeit und erkläre ihr, dass ich aber leider nicht mit ihr ausgehen kann, da ich auf Frauen stehe. Ich wünsche ihr einen schönen Tag und bringe die Schätze in Sicherheit, bevor sie sich erholt.
     
    Wir frühstücken, und ich sauge den Augenblick auf. Neben mir sitzt Ebba. Gegenüber sitzt Far. Daneben Sune. Kein freier Stuhl. Far isst zwar kaum etwas, doch während wir uns mästen, packt er die Geschichte aus, wie er und Roland auf dem Heimweg mal von einer Mofabande belästigt wurden. Roland schlug dem Anführer ein Stück vom Mofalenker ab. Ab da gab es keine Probleme mehr, außer dass Rolands Prothese repariert werden musste. Far kichert,und für einen Moment ist alles wieder beim Alten. Ein guter Augenblick.
    Nach dem Frühstück bringe ich Sune zum Kindergarten. Eigentlich ist heute ihr freier Tag, aber sie will trotzdem kurz vorbeischauen, weil Sisse mit einer neuen Teilzeitkraft allein ist. Als wir das bunte Tor öffnen, fallen die Kids sofort schreiend über sie her. Bis sie mich entdecken. Ein Mann! Ein Mann! Diesmal weiß ich, von wem sie den Schlachtruf haben. Ich schüttele die Kids ab und laufe los. Sie nehmen kreischend die Verfolgung auf, bis sie mich schließlich eingekreist haben und über mich herfallen wie ein Rudel lachender Hyänen. Was ist das für ein verfluchter Krach! Das Rudel spritzt auseinander. Sisse kommt um die Ecke gebogen, sieht mich, verscheucht die Kids und fährt schweres Grabgerät auf. Die Souveränität, mit der sie die Kleinen nebenher erzieht, macht sie liebenswert, aber dennoch muss ich aus Notwehr beichten, dass ich in einer festen Beziehung bin. Sie lässt sich das von Sune bestätigen und lockert die Belagerung ein bisschen. Es hat wirklich Vorteile, dass ich mich noch nicht als Single geoutet habe.
    Sisse verschwindet wieder in die Pfütze. Sune unterhält sich mit der Teilzeitkraft, die gestresst wirkt. Ich setze mich auf den Sandkastenrand und schaue zu, wie eine Generation ein paar Minuten älter wird. Ein Mädchen sitzt für sich und spielt konzentriert mit einer Puppe. Egal, was um sie herum passiert, sie schaut kurz hoch und kehrt dann in ihre Welt zurück. Ein Junge weint, weil jemand ihm etwas weggenommen hat. Sune redet mit ihm. Er beruhigt sich und nimmt wenig später jemand anderem was weg, der ihn dafür schlägt. Er weint wieder, Sune redet mit ihm. Wenig später läuft er lachend mit ausgebreiteten Armen und geschlossenen Augen hinter Sune her. Mein Herz schlägt warm, Gott, wie ich das vermisse, laut lachend mitausgebreiteten Armen, geschlossenen Augen und dem sicheren Gefühl, dass alles gut ist, hinter jemandem herzurennen. Aber ich werde es nie mehr haben. Das Leben lehrt, dass blinde Gefolgschaft ein furchtbarer Fehler sein kann. Aber das ist Kopf. Im Herzen will ich noch mal jemandem so folgen.
    Sune setzt sich neben mich auf den Sandkastenrand. Sie atmet schwer und schiebt beide Hände in die Manteltaschen, die Nase rot von der Kälte. Sie druckst ein bisschen herum und fragt dann, ob es mir was ausmachen würde, Far allein zum Arzt zu bringen, die Neue wäre total überfordert, und nicht mal Sisse könne ohne Hilfe mit dreißig Kindern klarkommen. Ich schaue sie an. Was??? Sie will mich allein mit Far ins Krankenhaus fahren lassen??? Dafür will ich sie leiden lassen, doch im selben Moment purzelt ein Mädchen von der Wippe. Sune springt sofort auf, und noch bevor die Kleine realisiert, was passiert ist, sitzt sie auf Sunes Arm und fängt sich ein Lob ein, wie toll sie sich eben abgerollt hat, ganz große Klasse, das kann nicht jeder. Oh, was ist das? Schau mal, diese Wolke dort, hat die nicht die Form von einem Pferd? Die Kleine ist verwirrt. Sie ist doch runtergefallen, es muss doch weh tun, sie muss jetzt weinen, oder? Aber sie folgt Sunes Fingerzeig, schaut auf die Wolke und sagt: Pferd. Für einen

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