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Beziehungswaise Roman

Beziehungswaise Roman

Titel: Beziehungswaise Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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ein bisschen Fleisch und als Clou diese dicke braune, würzige Soße. Egal, worauf man die kippt, es wird lecker. Far kommt zum Essen. Er sieht müde aus, aber er kann schon wieder herumblödeln. Essen tut er allerdings kaum etwas, und nach dem Essen legt er sich gleich wieder hin. Ebba geht ins Wohnzimmer und setzt sich vor ihre geliebte Quizsendung, die Kinder räumen den Tisch ab. Als wir abgewaschen haben, geht Sune auf den Minibalkon, um eine zu rauchen, und als sie wiederkommt, habe ich den Kaffee fertig. Nach der Sendung setzt Ebba sich zu uns. Wir spielen Karten und tun, als wäre alles beim Alten. Alte Schule.

 
Kapitel 25
    Helles Licht. Warmer Körper. Rauer Untergrund. Neben mir liegt Sune auf dem Teppich und schnarcht leise. Ebba rumstiert in der Küche. Es riecht nach frischem Kaffee, und irgendwo schwört Dean Martin einer Frau ewige Treue. Es könnte wie immer sein. Wenn jemand husten würde. Ich entwirre mich und gehe zum Schlafzimmer. Die Tür steht offen. Ich werfe einen Blick hinein. Far schläft. Also gehe ich in die Küche, küsse Ebbas weiche Wange und erkläre ihr, was ich jetzt verdammt noch mal tun werde. Sie lächelt. Manchmal ist es so einfach.
     
    Beim Bäcker kaufe ich den Laden leer. T-Birkes, Ymer, Schokoboller, Himmel, wir werden platzen. Die Verkäuferin ist um die sechzig, hat ein schönes Lächeln, trägt eine geblümte Schürze und scherzt, was ich mit der Menge an Süßigkeiten kompensieren will. Wir stellen ein paar Thesen auf, und sie entlockt mir ein Lachen. Dann mache ich mich essend auf den Rückweg. Als ich die Wohnung betrete, ist ein Viertel der Leckereien verschwunden. Würde ich hier leben, wäre ich fett.
    Trotz der Leckereien bleibt Fars Stuhl beim Frühstück leer. Er schläft noch. Und das er, der in den letzten fünfzig Jahren keine zwanzig Tage krankgemeldet war. Jeder bemüht sich, sich nichts anmerken zu lassen, stattdessen fallen wir über die Backwaren her. Ebba ziert sich zunächst, immer noch auf ihr Gewicht bedacht, doch als sie ein paarMinuten zugeschaut hat, wie wir mit rollenden Augen und jauchzenden Seufzern in den Leckereien wüten, nimmt sie einen winzigen Bissen von einem T-Birkes. Als sie die Augen wieder öffnet, lacht sie, schnappt sich ein ganzes T-Birkes, streicht dick Butter drauf und ... das große Fressen bricht aus.
    Wenig später hängen wir stöhnend auf den Stühlen und schieben vorsichtig Dessert nach. Sune schaut auf die Uhr, sie muss zu ihren Kindern. Sie sagt wirklich ihren . Kann man natürlich nicht durchgehen lassen. Ich drücke ihr ein paar Sprüche rein, und wenig später jagt sie mich durch die Wohnung. Ebba lacht, und Sune verteilt blaue Flecke. Schließlich lege ich sie auf den Boden und setze mich auf sie, wie früher.
    »Wer ist der Boss?«
    »Ich«, schnauft sie und versucht mich hinunterzustoßen. »Sieht aber nicht so aus, verstehst du?«
    Sie bockt und versucht mich wieder hinunterzustoßen. Ich hänge mein ganzes Gewicht auf sie und schaue zu Ebba rüber, die von ihrem Sessel lächelnd auf uns hinunterblickt.
    »Was meinst du, wer von uns ist der Stärkste?«
    Sie hebt die Hände.
    »Zieh mich da nicht mit rein.«
    Ich lache Sune hämisch an.
    »Siehst du? Sogar Ebba hat Mitleid mit dir.«
    Sie kneift in meine Beine, versucht mich zu beißen und stößt sich mit den Beinen vom Boden ab. Ich bleibe sitzen. Es ist viel einfacher, sie zu besiegen, als früher. Das sage ich ihr auch. Sie knurrt und keucht und flucht, und schließlich wird sie wirklich sauer, und ich muss meine ganze Kraft aufwenden, um sie unten zu halten. Dann wirft sie einen Blick auf die Standuhr auf dem Buchregal und erschlafft – o.k., aufhören, sie kommt zu spät in den Kindergarten.Als ich mein Gewicht verlagere, explodiert sie. Sie stößt mich zu Seite, wirbelt auf dem Teppich herum und setzt ihre gefürchtete Beinklemme an. Wenn man da mal drinsteckt, ist der Tag gelaufen. In letzten Moment bekomme ich ihre Hand zu fassen und kann Gegendruck ausüben. Je mehr sie mich mit den Beinen abklemmt, desto mehr malträtiere ich ihren Handwurzelknochen. Beides tut weh, also liegen wir keuchend und schnaufend zu Ebbas Füßen, die seelenruhig Kreuzworträtsel löst. Sune schaut zur Uhr. Sie muss wirklich los. Wir einigen uns auf Unentschieden, lassen uns los, stehen auf, verabschieden uns von Ebba und poltern die Treppe runter.
     
    Der Innenhof des Kindergartens ist schön. Zwei Kastanienbäume. Ein riesiger Sandkasten und mehrere Schaukeln und Wippen

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