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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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Bridge. Der kleine Felix hätte beinahe seinen Entenschnuller verloren – du weißt ja, wie er an dem Ding hängt –, er prallte vom Brückengeländer ab, landete dann aber glücklicherweise auf dem Gehweg. Das hätte ein Theater gegeben, wenn er über Bord gegangen wäre!
    Liebe Grüße an dich und Otto
    Klara
    »Moment mal«, sagte ich, als mir die Bedeutung der Worte aufging. »Du kanntest meine Eltern schon,
bevor
die Universen auseinanderdrifteten?«
    »Ja, natürlich. Ich kannte deinen Vater schon als Kind.«
    »Aber das ist unmöglich. Tante Hen und Onkel Otto haben sich kennengelernt und geheiratet, als ich im ersten Jahr auf der Uni war. Da bin ich ganz sicher. Meine Eltern haben mich zur Hochzeit mitgeschleift und ich musste einen Smoking tragen.«
    »Warum hatte
sie
dann ein Babyfoto von dir, die Tante Henrietta aus deinem Universum A, Felix?«, fragte Bean.
    »Keine Ahnung.«
    Henrietta B kicherte damenhaft. »Sie war immer ein bisschen WILD, unsere Henrietta. Otto und ich haben mit achtzehn geheiratet, mein lieber Felix. Wir arbeiteten zusammen im Mittelmeer, als uns diese Postkarte erreichte.« Sie tippte mit einem langen gebogenen, gelblichen Nagel darauf. »Nicht lange, nachdem wir herausfanden, dass wir jetzt zwei Universen hatten und es KOPIEN von jedem gab! Was für eine wissenschaftliche Entdeckung! Du wirst das nicht oft zu hören bekommen, aber mir GEFÄLLT es, dass wir zwei Welten haben. Je mehr, desto BESSER, sage ich immer. Aber eine Weile lang gab es ein ziemliches Kuddelmuddel. Klara und Patrick wollten dich davor schützen.«
    Ich trank einen Schluck Tee, spürte etwas Körniges im Mund und spuckte eine Kamillenblüte zurück in die Tasse.
    »Die beiden Zweige der Familie beschlossen, nicht in Kontakt zu bleiben. EIN JAMMER. Für mich waren du und Felix immer gleichermaßen meine Großneffen. Was Henrietta A angeht«, schniefte Tante Hen. »Sie und ihr Otto ließen sich ein paar Jahre nach dem Y-Tag SCHEIDEN – irgendein blöder Streit um Geld. Mein Otto und ich, wir haben nie zugelassen, dass GELD zwischen uns steht. Aber sie haben später wieder geheiratet, sagst du?« Sie schüttelte den Kopf und kramte etwasanderes aus ihrer Lederschatulle hervor. »Ich denke, es kann nicht mehr schaden, dir das Foto jetzt zu zeigen. Es kam mit der Postkarte. Klara und Patrick baten mich später, es niemals jemandem zu zeigen, und das habe ich auch nicht getan, bis heute nicht.«
    Es war eine verblichene und vergilbte Version des Fotos, das Bean und ich als 13 B kannten.
    »Meine Eltern sind also wegen eines neuen Stücks für die Galerie in die Stadt gefahren«, sagte ich und griff wieder nach der Postkarte. »Ich hatte vermutet, dass noch mehr dahinter gesteckt hätte. Ich frage mich, um was für eine Erwerbung es sich handelte. Es spielt natürlich keine große Rolle, aber irgendwie würde ich es gerne wissen.«
    »Die Antwort darauf kann ich dir geben, Felix, mein Lieber. Es war ein Ölgemälde – eine Venus, ein AKT«, schrie Tante Henrietta.
    Ich erinnerte mich daran. Nicht aus der Galerie. Die wohlgeformte, alabasterweiße Gestalt hatte im Wohnzimmer meiner Eltern gehangen und mein Interesse als Teenager gefangen genommen. Später, als ich die Bilder meiner Mutter und andere Andenken aus dem Haus in Carmel abholte, hatte ich die Venus zusammen mit den Aquarellen in Kisten verpackt. Ich hatte sie schon längst einmal aufhängen wollen.
    Tante Henrietta trank einen Schluck von ihrem Tee. »Ich freue mich auf das Krimi-DINNER, muss ich sagen.«
    »Ich verstehe nicht, Tante Hen.« Ich dachte, sie wüsste plötzlich nicht mehr, wer wir waren und was wir hier wollten.
    »Mein Felix veranstaltet heute ein Krimi-Dinner in seinem
Organic Oven
. Letzten Monat war das Thema das kaiserliche Russland und ich spielte eine Herzogin. Dieses Mal sind wir eine Truppe Forscher in der Eiswüste von Alaska. Irgendwann während des Abends wird jemand UMGEBRACHT – ich hoffe, dass nicht ich es bin, es ist wirklich LANGWEILIG, dasOpfer zu sein –, und der Rest von uns wird nach Indizien suchen und herausfinden, wer der Täter war und warum er es getan hat. Der gute Felix kommt später noch vorbei, um mir das Paket mit meinen Anweisungen vorbeizubringen.«
    »Eine Krimi-Party? Aha.« Ich stand auf. »Wir sollten jetzt aufbrechen, Bean. Ich will nicht, dass mein Touristenvisum abläuft. Außerdem muss ich – habe ich noch etwas zu erledigen.«
    Ohne sich vom Sofa wegzubewegen, fragte Tante Henrietta:

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