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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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musste.« Sie verlagerte ihr stattliches Gewicht und der braune Ledersessel quietschte protestierend. »Aber, um es zusammenzufassen – in der Welt der Literatur ist kein Manuskript unter dem Namen von Felix Sayers B im Umlauf. Ich ließ sie sogar in den Aufzeichnungen über abgelehnte Projekte nachsehen, Aliasse, Pseudonyme. Nichts. Natürlich wäre es möglich, dass Felix gerade insgeheim an etwas arbeitet. Aber das herauszufinden wird ein wenig mehr Finesse erfordern.«
    Das »Hypothetisch-gesprochen«-Schild an der Wand fiel mir ins Auge. Darunter hing noch ein kleineres, das mir bis jetzt entgangen war. Darauf stand: »Nicht beachten«. Wahrscheinlich war damit nicht das Schild selbst gemeint. Handelte es sich vielleicht um eine Anweisung, die andere Anweisung zu missachten – durfte ich zum Beispiel Mrs Noor von dem Haustierbazillus erzählen, obwohl ich mich den DIM-Beamten gegenüber verpflichtet hatte, nicht über die Quarantäne zu sprechen? Ich kam zu dem Schluss, dass das Schild wahrscheinlich nur das Offensichtliche in Worte fasste: dass Detektive normalerweise heimlich arbeiteten und in der Menge nicht weiter auffielen.
    »Felix?«
    »Tut mir leid, ich bin heute nicht recht bei der Sache. Ich weiß ihre Mühe zu schätzen, Mrs Noor. Es ist nur so, dass es ein paar Dinge gibt, um die ich mich jetzt kümmern muss.« Ich setzte mich aufrechter hin. »Dabei könnten Sie mir allerdings behilflich sein.«
    »Schießen Sie los.«
    »Zwei Dinge. Erstens muss ich wissen, wo ich eine Omni-Batterie herbekomme. Und zweitens: Wo finde ich eine Doktorandin mit dem Namen Bean, Nachname unbekannt?«

    Eines der Probleme, wenn man herausfindet, dass man ein Alter Ego hat, ist, dass man sich plötzlich so alt fühlt, als hätte man einen Salto rückwärts über eine ganze Generation gemacht. Da hatte man immer gedacht, dass alle, die vor dem Tag Y geboren waren – man kann es nicht anders ausdrücken –, einfach
Pech
gehabt hatten. Als Einzigartiger stand man über solchen Dingen, war von diesem ganzen Alter-Zeugs nicht betroffen und würde es auch nie sein. Es war das Problem der älteren Generation.
    Das war natürlich gewesen, bevor ich herausfand, dass ich mich verzweigt hatte.
    Während ich von Pontius zu Pilatus lief, um mein falsches Geburtsdatum berichtigen zu lassen, war meine ursprüngliche Reaktion Ungläubigkeit gewesen (okay, vielleicht auch eine Art Panik, aber welcher ehrgeizige Schriftsteller würde nicht in Panik geraten, wenn er sich der Gefahr gegenübersieht, dass sein Roman bereits geschrieben worden ist, und zwar von keinem Geringeren als
ihm selbst?
). Sehr viel weiter war ich immer noch nicht, aber das Gefühl, alt zu sein, nagte an mir und ich vermisste die Jugend und Sorglosigkeit, die ich noch vor zwei Wochen besessen hatte. Über den makellosen Campus der Presidio-Universität zu schlendern, wo sich das Institut für Bihistorie befand, in dem Mrs Noor Bürgerin Bean Bartholomew als Doktorandin entdeckt hatte, konnte mich nicht wirklich aufmuntern. Hier wimmelte es geradezu von Jugend, hauptsächlich auf Rollerblades. Ich kam an einer Gruppe von Studenten vorbei, die eher wie Teenager aussahen und im Gras unter einem Eukalyptusbaum herumlümmelten. Ich schnappte ein paar Worte einer Biologievorlesung auf, gehalten von einer Professorin, die selbst jung genug aussah, um Studentin zu sein. Ich tröstete mich damit, dass sie vielleicht tatsächlich Teenager waren und hier die Sommerschule besuchten.
    Während ich mich dem bihistorischen Gebäude näherte, summte mein Omni kurz und zeigte eine neue Nachricht an. Wagner. Ich hatte inzwischen eine frische Batterie eingelegt, und damit war auch das Gefühl verschwunden, vom Leben abgeschnitten zu sein. Diesbezüglich empfand ich zwiespältig. Es hat schon seine Vorteile, nicht erreichbar zu sein, besonders wenn man von seinem Chef lieber nicht dazu gedrängt werden möchte, sich auf illegale Aktivitäten in der Sauerteigbranche einzulassen.
    Ich stellte den Omni auf stumm und betrat das Gebäude derBihistorie durch den Vordereingang. Es war ein dreigeschossiger, rechteckiger Block mit langen Fenstern, durch die man Menschen über ihre Schreibtische gebeugt sehen konnte. Ich blieb am Infoterminal in der Lobby stehen, um noch einmal Beans Büronummer nachzusehen, die laut Mrs Noor aus der unwahrscheinlichen Kombination L-11-C bestand. Das Infoterminal schickte mich in den Keller.
    Ich fuhr mit dem Fahrstuhl nach unten und durchstreifte

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