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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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eigenen Lebenslauf warb. »Es kommen immer wieder Leute vorbei, die wissen wollen, wie es kam, dass sie an diesem bestimmten Punkt ihres Lebens gelandet sind. Wir recherchieren ihre persönliche Storyline, und im Austausch dafür erteilen sie uns die Genehmigung, ihre Lebensgeschichte in unser Forschungsprojekt mit einzubauen. Earl Grey?« Sie ging zum Samowar, drehte den Hahn auf und schenkte dunklen Tee in zwei kleine Tassen ein.
    »Und James und Gabriella?«, fragte ich, während ich eine der Tassen entgegennahm.
    »Sie arbeiten für
Past & Future
, eine Ideenschmiede. Eines ihrer Produkte ist der Gedanke, dass ein Asteroid in ferner Vergangenheit die Erde getroffen hat und dieser Fall sich jederzeit wiederholen könnte. Davor haben sie das Zahlensystem der Maya entschlüsselt – oder anders gesagt, sie haben einen armen Trottel dafür bezahlt, dass er in alten Quellen für sie recherchierte und zu dem Schluss kam, dass es ein Vigesimalsystem ist, also auf der Zahl zwanzig beruht, und jetzt« – sie knirschte mit den Zähnen – »jetzt bekommen sie Tantiemen, wann immer jemand ein Datum aus einer Mayainschrift übersetzt. Dein Alter hat übrigens bei ihnen unterschrieben. Zitrone, Milch, Zucker?«
    »Ich wette, dass Felix B sich
nicht
mit
Past & Future
eingelassen hätte, wenn sie ihn mit dem Haustierbazillus traktiert und in Quarantäne gesteckt hätten. Sie wollen also auch beweisen, dass unsere beiden Universen von mir und Felix aufgespalten wurden?« Die Worte hallten in meinem Kopf wider wie eine Melodie, während ich zusah, wie ein Zuckerwürfel sich langsam in der Teetasse auflöste.
    Sie drehte ihren Schreibtischstuhl zu mir herum, ein ungemütlich aussehendes Ding aus Holz, und setzte sich. »
Menschen, die Universen schaffen
«, meinte sie einfach. »Mann, was wäre das für eine Entdeckung. Auf einer Ebene mit Galileo und Newton und Darwin und Yen.«
    Ich blies auf den heißen Tee und sagte: »Lass mich zusammenfassen, ob ich das richtig verstehe: Ihr wollt mich als unbezahltes Forschungsobjekt, aber wenn ich bei
Past & Future
unterschreibe, bekomme ich Bargeld – wie viel eigentlich, weißt du das? Egal, ich beantworte ein paar Fragen, stecke das Geld ein und fertig ...«
    »Aber du würdest ihnen die Rechte an deiner Lebensgeschichte verkaufen.«
    »Und genau genommen könnte ich ihnen jeden beliebigenBären über meine Kindheit aufbinden, was mir eben so einfällt.«
    »Das kommt vor. Leuten, die uns bitten, ihre Lebensgeschichte zu recherchieren, sind gewisse Vorfälle aus ihrer Vergangenheit oft peinlich, sodass sie sie verschweigen. Dinge, die sie lieber vergessen würden. Es ist beinahe so, als wollten sie sich beweisen, dass nur die guten Taten in ihrem Leben sie dorthin gebracht haben, wo sie heute stehen, nicht die Fehler, die sie auf dem Weg dahin begangen haben. Selbst Passivisten bitten uns manchmal um den Nachweis, dass sie nicht aus Versehen irgendeine Katastrophe ausgelöst haben, die gerade durch die Schlagzeilen geht.«
    Ich trank einen Schluck von dem Tee, der stark und seltsam angenehm schmeckte. Anscheinend war er nach einem britischen Aristokraten benannt. Ich konnte es den Passivisten recht gut nachfühlen. Ich wollte die Verantwortung auch nicht haben.
    »Wir müssen es so aussehen lassen, als hättest du uns beauftragt, deine Lebensgeschichte zu erforschen. Es ist ein plausibles Szenario. Schließlich hast du gerade erst herausgefunden, dass du ein Alter Ego besitzt, und bist daher natürlich besonders interessiert an markanten Ereignissen in deiner Vergangenheit. Einzigartige bekommen wir hier selten zu sehen.«
    »Wie wahrscheinlich ist es denn, dass das DIM eure Forschungen autorisiert?«
    »Es ist nur eine Frage der Zeit«, sagte sie entschieden.
    »Und was ist für dich drin?«
    »Mein Doktortitel.«
    »Du musst den Universenmacher entdecken, um deinen Doktor zu bekommen?«
    »Nein, aber das würde dafür sorgen, dass eine Menge Leute meine Dissertation lesen, meinst du nicht?« Sie grinste. »Wenn du es genau wissen willst, der Titel lautet ›Beschreibung derWahrscheinlichkeitskurven von historischen Ereigniskettenlängen‹ ...«
    »Warum auch nicht?«
    »... aber ich brauche mehr Daten, um mein Modell zu überprüfen. Es wäre hübsch, wenn wir zusätzliche Universen abzweigen lassen und die Entwicklung der Ereignisse in ihnen beobachten könnten. Professor Singhs Labor befand sich früher in genau diesem Gebäude, wusstest du das? Unglücklicherweise

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