Bezueglich Enten und Universen
interessiert.«
Gabriella runzelte die Stirn. »Ihr Alter, der andere Bürger Sayers, hat den Vertrag bereits unterzeichnet und ist großzügigst entschädigt worden. Er wird, während wir hier miteinander sprechen, bereits in den Büros von
Past & Future
befragt. Ich wollte
persönlich
mit ihm sprechen, aber ...«
»Jaja, Murphina hat eine kleine Umleitung verursacht. Ich nehme die Verantwortung dafür auf mich«, sagte James ruhig.»Felix, wir sind ganz nah dran. Die Computermodelle zeigen schon sehr vielversprechende Ergebnisse, aber es gibt noch Lücken in unserer Datenbank. Wir brauchen dringend Ihre Hilfe, um die Ereignisse des Y-Tages zu rekonstruieren.«
»Ich war gerade sechs«, antwortete ich. »Und zwar Monate, nicht Jahre. Ich bezweifle, dass ich Ihnen viel helfen kann.«
Gabriella unternahm einen neuen Anlauf, während ihr Essen unberührt auf dem Tisch stehen blieb. »Es wäre zu unser aller Vorteil, wenn wir unsere Ressourcen und unser Wissen zusammenlegen würden. Das gilt besonders für
Sie,
Bürger Sayers, denn wenn es uns gelingt zu beweisen, dass
Sie
und Felix B es waren, mit denen damals alles angefangen hat ...«
»Ist das nicht ein Verstoß gegen Paragraf 3?«, unterbrach ich sie. »Datenschutz. Schutz der persönlichen Intimsphäre. Ich war immer der Ansicht, dass es überflüssig ist, von persönlicher Intimsphäre zu sprechen. Welche andere Intimsphäre gibt es denn außer der persönlichen?«
»Wir verstoßen nicht gegen Paragraf 3«, gab sie scharf zurück. »Bürger Felix Sayers B erteilte uns die Erlaubnis, seine persönliche Geschichte zu erforschen, und jetzt bitten wir Sie um dieselbe Genehmigung.«
»Noch einmal«, erwiderte ich. »Meine
persönliche
Geschichte? Habe ich denn noch eine andere?«
»Und es ist alles völlig legal«, meinte James, während er nach seiner Gabel griff und die Lammstücke nacheinander von seinem Kebab-Spieß schob. »Auf welche Gedanken man bei der Erforschung Ihrer Vergangenheit möglicherweise kommen könnte, ist allerdings eine andere Frage. Wir bewegen uns da in einer Art Grauzone, um ehrlich zu sein. Das DIM autorisiert ungern neue Ideen, und der Gedanke, dass einzelne Menschen neue Universen schaffen könnten – nun, das wäre schon etwas Großes.«
Gabriella warf ihm einen warnenden Blick zu. »Ihre Unterschriftauf diesem Vertrag gestattet es uns, Ihre Vergangenheit ganz legal zu durchleuchten, Bürger Sayers.«
»Wie haben Sie es angestellt?«, fragte ich.
Mein Tonfall schien sie zu verblüffen. Ich zog eine Augenbraue hoch und musterte James. »Haben Sie ein vom Haustierbazillus befallenes Tier extra in dieses Universum mitgebracht, um in der Quarantäne an mich heranzukommen?«
»Natürlich nicht, Felix. Wenn ich gewusst hätte, dass Murphina krank ist, hätte ich sie so bald wie möglich zum Tierarzt gebracht und nicht auf Reisen mitgenommen. Sie wartet draußen im Wagen. Wir haben im Schatten geparkt und das Verdeck offen gelassen.« Er rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. »Hören Sie, wie gesagt, die Sache ist nicht optimal gelaufen. Ich benutze Murphina durchaus gerne in meinem Job, weil man mit ihr sehr gut das Eis brechen kann. Gelegentlich interviewen wir Personen, die alles andere wollen, als offen über ihr Leben zu sprechen, und geradezu unkooperativ sind. Wenn man dann ein freundliches Tierchen bei sich hat, sind die Leute eher bereit, sich zu öffnen.«
»Die Fotografie von Tag Y. Ich will sie zurückhaben.« Ich stand auf. »Ich esse lieber da drüben«, sagte ich zu Samand, der unsere Getränke und Salate brachte.
Er zögerte keine Sekunde. »Selbstverständlich.«
Ich trug mein Mittagessen zu einem Fenstertisch und aß alleine, mit dem Rücken zu James und Gabriella. Das Khoresh schmeckte besser als erwartet und ich holte das auf Papier gedruckte Exemplar von
Schritt ins Leere
heraus. Nachdem ich ein wenig mit dem technischen Problem gekämpft hatte, das Buch aufgeklappt zu halten, während ich gleichzeitig mit Messer und Gabel hantierte (und dabei Fettspritzer zu vermeiden, da sich die Seiten nicht auf Knopfdruck umblättern ließen), gelang es mir, während des Essens ein paar Kapitel zu lesen.
11
DAS BIHISTORISCHE INSTITUT
Ich verbrachte den Nachmittag damit, voller düsterer Gedanken und Selbstmitleid in der Stadt herumzuwandern – es war mein Geburtstag (der
echte,
nicht der andere, den ich vierunddreißig Jahre lang gefeiert hatte; irgendwie hatte ich sechs Monate meines Lebens
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