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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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Tastatur lag ein dicker Haufen Blätter. Der Text auf der obersten Seite war mit Rotstift korrigiert. Meine Augen wanderten zum Abfallkorb, der vor zerknülltem Papier überquoll. Anscheinend arbeiteten sichdie Schriftsteller in Universum B stapelweise durch die ausgedruckten Seiten, wenn sie einen Text Korrektur lasen. Ich versuchte einen Winkel zu finden, aus dem ich besser sehen konnte – wenigstens irgendeine Seitenzahl –, als ich aus dem Augenwinkel ein kurz vor dem Fenster zu Boden geflattertes Blatt entdeckte. Ich bemühte mich, den kopfstehenden Inhalt zu entziffern. Es handelte sich um etwa ein Dutzend kurzer Sätze, manche davon ausgestrichen, andere unterstrichen oder eingekreist, wie eine alte Einkaufsliste. Bei dem Versuch, sie zu lesen, kroch ich fast ins Fenster hinein. Stand da etwa
Killer-Cocktail
oder täuschte ich mich? Und unterstrichen:
Metzgers Mordwurst
. Und durchgestrichen:
Blutige Bete
.
Teufels Tafel
umkringelt. Und noch einmal durchgestrichen:
Maligne Mandelplätzchen
 ... Plötzlich wusste ich, was es war – die Titelliste für eine Krimireihe, ja, genau, und zwar um einen Amateurdetektiv, der entweder Koch war oder einen Partyservice leitete. Wie viele hatte Felix schon geschrieben? Ich begann die umringelten Sätze zu zählen ...
    Ein leises Tippen auf meiner Schulter ließ mich beinahe laut aufkreischen.
    »Bürger, würden Sie mir freundlicherweise erklären, was Sie hier tun?« Der heftig schwitzende DIM-Beamte zupfte am Rollkragen seiner avocadogrünen Uniform, offensichtlich unglücklich darüber, in der schwülen Hitze des Spätnachmittags zu einem Einsatz gerufen worden zu sein (von der Vogel-Gassigängerin, kein Zweifel).
    »Ich wollte nur nachsehen, ob – ob mein Freund zu Hause ist«, sagte ich, während mir das Herz bis zum Hals schlug.
    »Ein Freund? Ihre Identikarte bitte, Bürger!«
    Ich überantwortete meine Identikarte seinen schweißnassen Händen und plapperte weiter. »Ich dachte, mein Freund wäre vielleicht schon aus Carmel zurück, aber als er nicht an die Tür kam, dachte ich, ich gehe einfach mal hintenrum und schauedurchs Fenster, falls er schläft. Aber alles, was ich sehen konnte, waren sein Arbeitszimmer mit ein paar Delfinfiguren und ein Computer und eine Liste von Büchertiteln und ...« meine Stimme verklang.
    »Besucher aus Universum A, was? Ihre Handlungen sind ein Verstoß gegen Paragraf 3 zur persönlichen Privatsphäre, Bürger. Ich weiß ja nicht, wie Sie
da drüben
solche Dinge handhaben, aber
hier
erwarten wir, dass
alle
Bürger die Paragrafen buchstabengetreu befolgen.« Er entfaltete die bekannte Liste und hielt sie mir vor die Nase.
    »Natürlich, tut mir leid. Ich weiß auch nicht, was ich mir dabei gedacht habe. Wie gesagt, ich wollte nur sehen, ob mein Freund zu Hause ist, ich bin sicher, er hätte nichts dagegen ...«
    »Sie könnten versuchen, ihren Freund anzurufen und ihm eine Nachricht zu hinterlassen«, bemerkte der DIM-Beamte und gab mir meine mittlerweile etwas feuchte Identikarte zurück.
    »Ja«, sagte ich. »Ja, genau das werde ich tun. Gute Idee.«
    »Diesmal lasse ich Sie noch einmal mit einer Verwarnung davonkommen.«
    Sich mit der Paragrafenliste Luft zufächelnd, eilte er in den Schatten. Ich schlich davon.

21
OLIVIA MAY NOVAK IRVING AUS UNIVERSUM A
    Am Morgen rief ich bei Wagner via inter-universelle Verbindung an und hinterließ ihm eine Nachricht, in der ich um einen Gefallen bat. Dann lief ich, zwei Stufen auf einmal nehmend, in den Aufenthaltsraum des
Queen Bee Inn
hinunter. Trevor, den ich seit dem Morgen meiner Ankunft in Universum B nicht mehr gesehen hatte, saß am Empfang und las eine gedruckte Zeitung. Er blickte auf, als ich sagte: »Wahrscheinlich erinnern Sie sich nicht an mich, ich war in der ganzen Woche nur einmal kurz im Haus. Gerade bin ich aus Carmel zurück und vorher war ich im Krankenhaus von Palo Alto ...«
    »Sie sehen gar nicht krank aus, Bürger Sayers.«
    »Nein, der Aufenthalt im Krankenhaus war falscher Alarm. Lebensmittelvergiftung.«
    »Doch nicht von unserem Frühstück, hoffe ich.« »Nein, nein, bestimmt nicht. Es war nicht einmal eine richtige Lebensmittelvergiftung. Eher leichte Bauchschmerzen. Oder weniger. Nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste.« Ich fügte hinzu: »Hier ist das Buch, das Ihre Frau mir freundlicherweise ins Krankenhaus geschickt hat.« Ich hatte den
Schritt ins Leere
in der vergangenen Nacht nach der Rückkehr aus einem nahegelegenen Kino zu

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