Bezwinger meines Herzens - Kennedy, K: Bezwinger meines Herzens - The Irish Warrior
hinunterglitt und die zahlreichen Tritte und Griffe nutzte, die Finian ihr angekündigt hatte; trotzdem richtete sie ihre gesamte Aufmerksamkeit darauf zu lauschen, ob Finian im Wasser oder auf dem Felsen landete.
Sie spürte festeren Boden und fühlte sich trittsicherer. In dem Moment, in dem sie hochschaute, tauchte Finians Gesicht über der Kante auf. Sie lächelte, als sie sein langes schwarzes Haar sah, das ihm ins Gesicht fiel.
»Geht.« Mehr sagte er nicht.
Geht. Als ob er ihr das sagen musste. Die schwindelerregende Wahrheit – das Eingeständnis – wirbelte durch ihren Bauch wie ein kleiner Wirbelsturm. Denn in ihrem ganzen Leben hatte sie nichts anderes gewollt als zu gehen . Irgendwohin. Wohin auch immer. Nur nicht nach Hause, wo sie die Welt vor den kostspieligen Bleiglasfenstern vorbeiziehen sah. Wo sie allein war mit den Dienern und den Rechnungsbüchern. Und sie sich fühlte, als würde sie innerlich sterben.
In meinen Gebeten sollte ich mich mahnen, dass es wichtig ist, vorsichtig zu sein, dachte Senna, als sie den Felsen hinunterkrabbelte, die Füße behutsam setzte und die gesunde Hand nutzte, wann immer es möglich war – denn die Aufregung hatte sie wieder gepackt: Zusammen mit einem irischen Rebellen war sie auf der Flucht, rannte sie um ihr Leben, in der Wildnis, jenseits alles Erlaubten, fern jeder Rettung, jeder Sicherheit, jeder Zukunft, die sie sich erträumt hatte.
Die Trittstellen im Felsen hörten auf, und Senna musste ins flache Wasser springen. Rasch watete sie an das sichere Ufer. Kurz darauf sprang auch Finian ins Wasser und folgte ihr.
Er hielt inne und zog die Brauen zusammen, dann presste er eine Hand auf seine Rippen und biss die Zähne zusammen. Senna wartete schweigend und unterdrückte die Panik, die kurz in ihr aufstieg. Offensichtlich hatte er sich verletzt, vielleicht sogar ernsthaft. Wie sollten sie es schaffen, wenn ... Wie sollte er die Kraft finden ...?
Finian richtete sich auf. Jede Vermutung, er könnte sich verletzt haben, schwand angesichts seiner unglaublichen Männlichkeit. Eine feste, muskulöse Brust, die Muskulatur der Arme wohlgeformt und wie geschliffen, Beine, die vor sehniger Kraft nur so strotzten. Er war der Inbegriff rauer Männlichkeit. Aber am längsten weilte ihr Blick auf seinem Gesicht, auf den feinen Konturen, die im Mondlicht noch anziehender aussahen als sonst. Und gefährlich.
Finian schaute über das Land und plante die nächsten Schritte. Für einen kurzen Moment glitt sein Blick auch über ihr Gesicht, erst unbemerkt und flüchtig, dann für länger. Er lächelte leicht, aber hinter diesem sanften Lächeln erkannte Senna eiserne Unnachgiebigkeit.
»Das habt Ihr gut gemacht, Senna.«
Es war zwar albern, aber sie freute sich trotzdem. Überschäumend wie der kleine Bach hinter dem Haus, das ihr Heim war. »Ihr wart aber auch nicht schlecht, Ire.«
In der Tat, das war er nicht. Das dunkle Haar fiel ihm über die Wange und rahmte das lässige Lächeln, das er ihr zuwarf. Einen Moment lang verdrängte das verschmitzte, verführerische Aufblitzen die Unnachgiebigkeit aus seinem Blick. »Senna, bisher habt Ihr nichts gesehen, worin ich wirklich gut bin.«
Die Hitze schoss ihr in die Wangen. »Nun«, gab sie zurück, »ich weiß, dass es sich nicht darum handeln kann, Frauen über einen Fluss zu schleudern.«
In ihrem Bauch schien es wieder zu flattern. Und wieder entfachte sein Blick die Glut in ihrem Unterleib.
»Heute Nacht müssen wir es bis zum King’s Highway und weit genug in die Hügel auf der anderen Seite schaffen«, erklärte er.
»Den King’s Highway überqueren? Das scheint nicht sehr klug zu sein.«
»Ist es auch nicht«, bestätigte er, während sie auf den Wald zugingen.
»Es klingt gefährlich.«
»Ist es auch.«
Senna stellte sich Rardoves Wut vor, wenn er bemerkte, dass sie verschwunden war. War es möglich, dass Balffe es bereits entdeckt hatte? Und wenn es sich so verhielt, würden seine Leute dann nicht auf direktem Weg zum Highway galoppieren, um so schnell wie möglich nach Dublin zu kommen, genauso wie sie es auch vorhatte?
»Gibt es noch einen anderen Weg?«
Finian wich einem Strauch aus. »Nein, Senna. Es gibt keinen anderen Weg. Entweder vor oder zurück. Dazwischen ist nichts.«
Kapitel 14
A m Rande des King’s Highway duckten sie sich tief auf den Boden. Eine Brise raschelte leise und besänftigend durch die Baumkronen. Finian und Senna streckten sich nebeneinander auf dem Bauch aus und nahmen
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