Bezwinger meines Herzens - Kennedy, K: Bezwinger meines Herzens - The Irish Warrior
erwidern.
»Oh?«, entgegnete sie. Sie machte eine Geste, als wollte sie sich den nicht vorhandenen Kragen ihrer Tunika höher ziehen, um sich zu schützen. »Aber Küssen ist erlaubt?«
»Das weiß ich nicht, Senna. Das müsst Ihr selbst entscheiden. Ist Küssen erlaubt?«
Ohne darauf zu warten, ob sie antwortete oder ihm folgte oder anfing, sich die Kleider vom Leib zu reißen, was eher unwahrscheinlich war, wie Finian sich eingestehen musste, ging er los, tief in die irischen Wälder hinein.
Kapitel 15
F inian und Senna marschierten durch die Nacht und fühlten sich, als würden sie sich immer tiefer in die Landschaft hineinweben. Finian blieb wachsam, korrigierte sanft ihre Schritte, wenn sie kurz davor war, gegen einen Baum zu laufen oder in ein Loch zu treten. Darüber hinaus sagte er wenig, es sei denn, sie stellte eine Frage. Fast immer klang ihre Stimme schrill, fast immer fragte sie nach den Geräuschen, die zu hören waren.
»Was war das?«, wisperte sie nervös und drückte sich an seinen Rücken, als sie rasch einen Berg hinaufstiegen.
»Eine Nachtschwalbe.« Er schaute sie an. »Nur ein Vogel, Senna.«
Als sie ein paar Augenblicke später eine Lichtung betraten, eine Eule laut aufheulte und über ihre Köpfe flog, duckte Senna sich ängstlich.
»Ihr habt doch Eulen in England, nicht wahr, Senna?« Ihm war klar, dass er gereizt klang; aber das war er gar nicht. Jedenfalls nicht ihretwegen. Sondern seinetwegen – weil sein Körper jedes Mal reagierte, wenn sie sich an ihn presste.
»Woher soll ich das wissen?«, entgegnete sie und klang ebenso gereizt wie er. »Könnt Ihr Euch nicht denken, dass ich nur selten draußen durch die Nacht marschiere?«
Er zog lediglich die Augenbrauen hoch und ging schweigend weiter. Sie erreichten den Rand der Lichtung und duckten sich unter den Bäumen durch. Aus dem Dickicht neben ihnen flatterten plötzlich Vögel auf, und ein ganzer Schwarm davon erhob sich in die Luft. Senna taumelte rückwärts und landete auf dem Hintern.
»Und das?«, flüsterte sie leise.
»Vögel, Senna. Manche Vögel leben auf dem Erdboden und bauen ihre Nester im Laub oder auf Steinen. Wir haben sie aufgescheucht.«
Sie rappelte sich wieder auf und klopfte sich die Kleider ab. »Ja, das haben wir wohl«, bestätigte sie grimmig.
Die Schwärze der Nacht wich langsam dem Grau des Morgens; sogar unter dem Laubdach des Waldes lichtete sich das Dunkel. Finian deutete auf das dornige Gestrüpp, das sich wie eine Wand direkt vor ihnen erhob. Manche Dornen waren so lang wie ein Zeh. Senna betrachtete sie genauer.
»Ihr beliebt zu scherzen.«
Er ging weiter. »Über das, was beißen kann, mache ich niemals Scherze.«
Vorsichtig bahnten sie sich ihren Weg durch das Gestrüpp. Die übelsten Missetäter hielt Finian mit dem bewehrten Unterarm und mit dem Schwert aus dem Weg. Hinter ihnen peitschte das Gestrüpp geräuschvoll an seinen Platz zurück. Schwer atmend und zerkratzt gelangten sie schließlich auf eine Wiese, die sich in der Nähe des Hügelkamms befand.
»Hier legen wir eine Rast ein, bis es dämmert«, befahl er.
Ein glühendes Orange schob sich über den Horizont und tauchte die frierenden Finger der beiden in Licht und Wärme. Finian legte sich auf den Boden und genoss die Erholung in vollen Zügen. Er schloss die Augen, streckte Beine und Arme aus und ließ die frische Luft in seine Lungen eindringen. Er ließ die Morgendämmerung über sich fließen wie kühles Wasser.
»Wenn Ihr so dreinschaut, sehe ich Euch, wie Ihr als Junge gewesen seid, Finian.«
Er öffnete die Augen und starrte in den nächtlichen Himmel über ihm, an dem immer noch ein paar Sterne glitzerten, bevor er den Blick wieder senkte. Senna saß auf dem Boden, hatte die Arme um die Knie geschlungen und schaute ihn nachdenklich an.
Spöttisch hob er die Braue. »Ach, wirklich? Als Knaben? Inwiefern?«
Sie lächelte. »Als Sturkopf.«
»Dann sind wir schon zwei«, erwiderte er.
Ihr Lächeln verschwand. »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Gar nicht so sehr.« Mit gesenkten Lidern beobachtete Finian, wie sie aufstand und zum Rand des Hügelkamms stolperte. Die Hand hatte sie auf den Rücken gelegt, als wollte sie sich stützen.
Kleine Vögel zwitscherten und tirilierten. Frischer Kiefernduft erfüllte die Luft. Das Sonnenlicht war noch schwach, aber trotzdem feurig, und es wärmte seine geschundenen Beine, als er auf dem Erdboden lag und die Arme unter dem Kopf verschränkt hatte. Der Schlaf kroch
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