Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
ballte die Fäuste. »Du bist ein Esel, Kieran!«, schrie sie ihm hinterher. »Ein dickköpfiger Esel! Et voilà! – Ich habe dich beim Vornamen genannt!«
Er ging die sanfte Böschung des Ufers hinunter, fuhr sich mit der Hand durchs Haar, dann ließ er sie sinken. Seine Schultern hingen müde herunter. Aber als Camille dachte, dass er umkehren oder zumindest stehen bleiben würde, ging er mit großen Schritten den Uferweg entlang.
Sollte sie ihm nachgehen? Sich entschuldigen? Aber wofür? Und warum sollte sie das tun? Er war im Irrtum – und stur obendrein.
Und krank, rief sie sich ins Gedächtnis, als Rothewell hinter den Bäumen verschwand. Schuldgefühle begannen, an ihr zu nagen. Er musste Annemarie über alles geliebt haben. Auch wenn es ihr wehtat, daran zu denken, wie könnte sie ihn dafür verurteilen? Von all ihren mädchenhaften Schwärmereien einmal abgesehen, hatte Camille niemals jemanden außer ihrer Mutter und ihrem Kindermädchen geliebt – nun, bis jetzt nicht. Und jetzt war es ihr Schicksal, einen Mann zu lieben, dessen Herz gebrochen war.
Hinter ihr wieherte Rothewells Pferd ein wenig kläglich.
Camille schaute über die Schulter. »Er wird zurückkommen, Monsieur Cheval «, sagte sie ein wenig traurig. » Oui , das muss er doch, nicht wahr?«
Sie ließ sich auf den Mantel sinken, schloss die Augen und seufzte. Rothewell hatte recht – zumindest teilweise. Zu Beginn dieser erbärmlichen, scheußlichen Ehe hatte sie nicht gewusst, was sie gewollt hatte. Sie hatte die eine Sache von ihm verlangt und sich insgeheim nach einer anderen zu sehnen begonnen -einer Sache, die ihr Angst machte und sie bis in ihr Innerstes erschütterte. Sie wollte seine Liebe. Sie wollte eine richtige Ehe. Und jetzt hatte sie das schlimmste aller Themen zur Sprache gebracht – seine verlorene Liebe. Ein Picknick – und was für eines!
Sie war sich nicht sicher, wie lange sie dort lag und sich im Geiste prügelte und versuchte, den genauen Moment zu bestimmen, wo sie sich in ihren Mann verliebt hatte. Als sie einen Schatten auf sich fallen spürte, öffnete sie die Augen.
Rothewell stand vor ihr, doch er sah sie nicht an. Er hatte die Augen zum Schutz gegen die Sonne zusammengekniffen, sein Mund wirkte grimmig. »Was zum Teufel willst du von mir, Camille?«, sagte er rau. »Was? Kannst du mir das sagen?«
Sie setzte sich auf und sah ihn an, unbeirrbar. »Ich will, dass du glücklich bist«, sagte sie. »Ganz bist und glücklich anstatt krank und wütend – wütend auf die ganze Welt um dich herum. Ich will, dass du einen Sinn in deinem Leben siehst. Dass du Freude empfindest statt Verzweiflung. Das kannst du glauben oder nicht, wie du willst.«
Er wandte den Blick ab, seine Miene war angespannt. »Du wirst enttäuscht werden, Camille. Ich kann nicht der Mann sein, den du brauchst. Es liegt mir nicht.«
»Warte!« Sie hob die Hand. »Habe ich dich darum gebeten, irgendwie zu sein? Täuschen mich meine Ohren und meine Zunge?«
»Ich weiß, was du willst«, sagte er finster. »Aber ich habe jede Frau in meinem Leben enttäuscht, außer vielleicht meine Schwester.«
»Hör auf, s’il vous plaît.« Camille hielt noch immer die offene Hand erhoben. »Sie werden mich mit dieser Wortklauberei nicht täuschen, Monsieur. Ich habe genau das gemeint, was ich gesagt habe. Du bist ein übellauniger, unglücklicher Mann, und du machst allen Sorgen, denen du etwas bedeutest – deiner Schwester, Lady Sharpe, oui, sogar deinen Dienstboten.« Dann, zufällig, fielen ihr Xanthias Worte wieder ein. »Deine Liebe zu dieser Frau und deine Trauer um ihren Tod sind wie ein Geschwür in deinem Herzen, Rothewell. Und du wirst es nicht aufschneiden. Du sorgst dafür, dass deine ganze Familie den Schmerz erleidet.«
Ein machtvolles Gefühl flackerte in seinen Augen auf, und für eine Sekunde befürchtete sie, sein Gesicht könnte in sich zusammenfallen. Aber Rothewell war aus einem stärkeren Holz geschnitzt. Er spannte grimmig das Kinn an und schaute über das Wasser.
»Ich leide keinen Schmerz wegen einer toten Frau, Camille«, sagte er und schob seinen Gehrock zurück, als er eine Hand in die Hüfte stemmte. »In dem Punkt irrst du dich. Ebenso wie Xanthia sich irrt.«
»Alors, was ist es dann?«, fragte Camille herausfordernd und ohne erklären zu können, welcher Aberwitz sie dazu trieb. »Rothewell, glaubst du, ich höre nicht, dass du nachts stundenlang hin und her gehst? -, das heißt, wenn du dich entschlossen hast,
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