Bezwungen von einem Highlander
erschrecken«, fügte sie hinzu, als er kein bisschen reumütig aussah.
»Wir sind uns noch nicht offiziell vorgestellt worden«, sagte Oxford, als Colin ihn weiterhin aus schmalen Augen nachdenklich ansah. »Ich bin Henry de Vere, Sohn des Earl of Oxford.«
»Aye, meine Schwester hat mir von Euch erzählt.«
»Nur Gutes, hoffe ich.«
»Wäre es nichts Gutes gewesen«, entgegnete Colin, zog seine Kapuze zurück und hielt einen stehen gelassenen Becher Wein an seine Nase, »würdet Ihr jetzt nicht hier sitzen und lächeln.« Er trank aus, was noch in dem Becher war, fuhr sich mit der Hand über den Mund und starrte wieder Henry an.
Mairi hätte am liebsten eine Bemerkung über die wenig feine Art ihres Bruders gemacht, Henry dazu zu bringen, etwas zu sagen. Sie hatte ihm gestern – oder war es vorgestern gewesen? – von Henrys Schachzug erzählt, sie von Connors Krankenlager fernzuhalten, indem er ihr Informationen über die Cameronianer gegeben hatte. Mairi konnte sich nicht vorstellen, was Henry wusste, und sie hatte ihrem Bruder gesagt, dass es sie ärgerte wie eine lästige Klette. Wenn irgendjemand sich darauf verstand, einem Mann seine Geheimnisse zu entlocken, dann war das Colin. Wäre er nicht gewesen, hätten sie und ihre Mitstreiter oft nicht gewusst, gegen wen sie hatten kämpfen müssen.
»Ich habe vor einigen Wochen Euren Bruder Tristan an genau diesem Tisch kennengelernt.«
»Dafür gebührt Euch mein tiefstes Mitgefühl«, entgegnete Colin höflich.
»Ich habe es überstanden.«
»Tristan hat Lord Oxford den Stuhl weggezogen, als er sich gerade setzen wollte«, erklärte Mairi.
»Mein lieber Lord Oxford«, meinte Colin und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Sein Lächeln war strahlend, auch wenn der Ausdruck in seinen Augen scharf wie eine Doppelklinge blieb. »Erzählt mir von Euch!«
Henry strich sich über die Perücke und warf einen sehr kurzen Blick zur Tanzfläche und darüber hinweg zum Ausgang. »Was würdet Ihr gern wissen?«
»Eure Familie war Charles gegenüber loyal, nicht wahr?«
»Wie sie es auch seinem Bruder gegenüber ist.«
»Natürlich.« Colin nickte. »Es war Euer Onkel, der die Royal Horse Guard in seinen Diensten hatte, um unseren verstorbenen König zu schützen.«
»Die Oxford Blues «, sagte Henry mit einem gewissen Stolz und straffte die Schultern.
»Aye, die Blues . Sie sind parlamentstreu, nicht wahr? Sie kämpfen gegen den, gegen den zu kämpfen das Parlament ihnen befiehlt.«
»Das ist korrekt«, bestätigte Oxford. »Und das neue Parlament wird James ohne Zweifel unterstützen, weil er es ist, der die meisten der Mitglieder ausgewählt hat.«
»Das ist allerdings wahr«, entgegnete Colin und lächelte ihn an, bevor er sich Mairi zuwandte. »Er ist klug, nicht wahr?«
»Aye«, stimmte Mairi ihm zu, doch sie war nicht sicher, von wem Colin gesprochen hatte – vom König oder von Henry.
Kapitel 34
C onnor ging zwischen seinen Männern hin und her, die sich, zu Paaren formiert, im Schwertkampf übten. Der Regen hatte aufgehört, und die Sonne schien warm auf seine Truppen herunter. Der Boden war weich und schwer, und obwohl die Männer erst seit einer Stunde trainierten, sahen sie erschöpft aus. Er schaute hinüber zu George und Geoffrey und ließ den Blick dann zu den beiden nächsten Trainierenden gleiten, um zu sehen, ob jeder von ihnen sein Bestes gab. Sie hatten wochenlang mit den Waffenübungen ausgesetzt und waren außer Form, und so, wie die Dinge lagen, hatte Connor vor, sie während ihres Aufenthaltes hier zu drillen, bis sie umfielen.
Das würde ihn auch von dem Gedanken ablenken, Henry de Vere umzubringen. Der Bastard war zum König gegangen, um sich über ihn zu beklagen, und dabei hatte er auch Mairi und den gestrigen Abend nicht ausgelassen. Bei seinem privaten Spaziergang mit James war Connor gezwungen gewesen, sich jedes Detail anzuhören – und es waren viele. Damit beginnend, dass er Oxford mit Gewalt von Mairi fernhielt, bis dahin, dass er sie sich, ebenso wie seine Schwester Elizabeth, wie einen Mehlsack über die Schulter geworfen hatte. Der König war nicht sicher, ob er Oxfords Behauptungen glauben sollte, da er nicht mit eigenen Augen gesehen hatte, dass Connor Frauen durch die Gegend trug. Dank Königin Mary, davon war Connor überzeugt, schien König James jedoch recht angetan davon zu sein, dass sein Captain die Tochter Chief MacGregors of Skye hofierte. Aber James hatte klargemacht, dass auch Oxford daran interessiert
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