Bhagavad Gita wie sie ist
geriet ins Wanken. Unter Entsagung in Wissen versteht Arjuna, daß man alle Arten von Arbeit, die als Sinnestätigkeiten ausgeführt werden, einstellt. Aber wie kann man aufhören, tätig zu sein, wenn man Arbeit im hingebungsvollen Dienst verrichtet? Mit anderen Worten, er glaubt, Entsagung in Wissen ( sannyāsa) müsse völlig frei sein von jeglicher Art des Handelns, denn Handeln und Entsagung erscheinen ihm unvereinbar. Er scheint nicht verstanden zu haben, daß Handeln in völligem Wissen keine Reaktionen zur Folge hat und daher das gleiche ist wie Nichthandeln. Er fragt deshalb, ob er ganz aufhören soll zu handeln oder ob es besser sei, in vollkommenem Wissen zu handeln.
Vers 2
2
™aIBagAvaAnauvaAca
s$aªyaAs$a: k(maRyaAegAê ina:™aeyas$ak(r"AvauBaAE /
tayaAestau k(maRs$aªyaAs$aAtk(maRyaAegAAe ivaizASyatae //2//
śrī-bhagavān uvāca
sannyāsaḥ karma-yogaś ca
niḥśreyasa-karāv ubhau
tayos tu karma-sannyāsāt
karma-yogo viśiṣyate
śrī-bhagavān uvāca – die Persönlichkeit Gottes sprach; sannyāsaḥ – Entsagung des Handelns; karma-yogaḥ – Handeln in Hingabe; ca – auch; niḥśreyasa-karau – führen zum Pfad der Befreiung; ubhau – beide; tayoḥ – von den zweien; tu – aber; karma-sannyāsāt – im Vergleich zur Entsagung fruchtbringender Tätigkeiten; karma-yogaḥ – Handeln in Hingabe; viśiṣyate – ist besser.
Die Persönlichkeit Gottes sprach: Sowohl Entsagung des Handelns als auch Handeln in Hingabe führen zu Befreiung. Doch von diesen beiden ist hingebungsvoller Dienst besser als die Entsagung aller Tätigkeiten.
ERLÄUTERUNG: Fruchtbringende Tätigkeiten (mit dem Ziel der Sinnenbefriedigung) sind die Ursache für materielle Knechtschaft. Solange man Tätigkeiten nachgeht, die das Ziel haben, die körperlichen Annehmlichkeiten zu verbessern, muß man von einem Körper zum anderen wandern und damit seine Gefangenschaft in der Materie unaufhörlich fortsetzen. Das Śrīmad-Bhāgavatam (5.5.4–6) bestätigt dies wie folgt:
nūnaṁ pramattaḥ kurute vikarma yad indriya-prītaya āpṛṇoti
na sādhu manye yata ātmano ’yam asann api kleśa-da āsa dehaḥ
parābhavas tāvad abodha-jāto yāvan na jijñāsata ātma-tattvam
yāvat kriyās tāvad idaṁ mano vai karmātmakaṁ yena śarīra-bandhaḥ
evaṁ manaḥ karma-vaśaṁ prayuṅkte avidyayātmany upadhīyamāne
prītir na yāvan mayi vāsudeve na mucyate deha-yogena tāvat
„Die Menschen sind verrückt nach Sinnenbefriedigung, und sie wissen nicht, daß ihr gegenwärtiger, leidvoller Körper das Ergebnis fruchtbringender Tätigkeiten der Vergangenheit ist. Obwohl dieser Körper zeitweilig ist, bereitet er uns ständig in vieler Hinsicht Schwierigkeiten. Deshalb ist es nicht gut, für Sinnenbefriedigung zu handeln. Das Leben gilt als Fehlschlag, wenn man es versäumt, sich Fragen über seine wahre Identität zu stellen. Solange man nicht seine wahre Identität kennt, ist man gezwungen, für fruchttragende Ergebnisse zu handeln, damit man sich seine Wünsche nach Sinnenbefriedigung erfüllen kann. Und solange man in das Bewußtsein der Sinnenbefriedigung vertieft ist, muß man von einem Körper zum nächsten wandern. Selbst wenn der Geist von fruchtbringenden Tätigkeiten in Anspruch genommen ist und von Unwissenheit beeinflußt wird, muß man Liebe für den hingebungsvollen Dienst Vāsudevas entwickeln. Nur dann hat man die Möglichkeit, von der Fessel des materiellen Daseins frei zu werden.“
Daher reicht jñāna (das Wissen, daß man nicht der materielle Körper, sondern spirituelle Seele ist) für Befreiung nicht aus. Man muß als spirituelle Seele handeln, sonst gibt es kein Entkommen aus der materiellen Knechtschaft. Tätigkeiten im Kṛṣṇa-Bewußtsein befinden sich jedoch nicht auf der fruchtbringenden Ebene. In vollkommenem Wissen ausgeführte Tätigkeiten erlauben es einem, den Fortschritt in wirklichem Wissen zu stärken. Bloße Entsagung fruchtbringender Tätigkeiten, ohne Kṛṣṇa-Bewußtsein, läutert das Herz einer bedingten Seele im Grunde nicht, und solange das Herz nicht geläutert ist, muß man auf der fruchtbringenden Ebene handeln. Aber wenn man sich im Kṛṣṇa-Bewußtsein betätigt, kann man automatisch den Ergebnissen fruchtbringender Tätigkeiten entkommen, so daß man nicht wieder Tätigkeiten auf der materiellen Ebene aufzunehmen braucht. Daher ist Handeln im Kṛṣṇa-Bewußtsein stets höher
Weitere Kostenlose Bücher