Bianca Arztroman Band 0026
seines männlich herben Duftes eingehüllt worden. Dann hatte er sie ein, nein zwei oder sogar drei Mal geküsst. Eine wahre Flut kleiner, zärtlicher Küsse. “Schlaf schön …”, hatte er geflüstert und ihr dann in den Wagen geholfen.
“Um Himmels willen”, murmelte Cate und setzte sich energisch im Bett auf. Andrew Whittaker hatte sie also geküsst. Na und? Er hatte einfach die Gelegenheit genutzt. Daran war doch nichts Schlimmes, beschloss Cate für sich, sprang aus dem Bett, zog sich ihren Morgenmantel über und schlenderte in die Küche.
Was für ein herrlicher Morgen — Cate streckte sich genüsslich und machte sich dann Tee und Toast zurecht. Es gibt doch nichts Schöneres als ein freies Wochenende, dachte sie zufrieden. Sie hatte so viel, wofür sie dankbar sein konnte. Cate wärmte ihre Hände an ihrer Teetasse und lächelte, als sie die Vögel im nahe gelegenen Wald zwitschern hörte. Wahrscheinlich waren sie gerade dabei, ihre Nester zu bauen oder dachten zumindest darüber nach, jetzt, wo der Frühling vor der Tür stand.
Plötzlich fühlte sie einen Kloß im Hals und stellte langsam ihre Teetasse auf den Tisch zurück. Rick und sie hatten geplant, im Frühling zu heiraten.
Nun, dieser Traum war jedenfalls ausgeträumt. Cate räumte ihr Frühstücksgeschirr weg und überlegte, dass sie sich glücklich schätzen konnte, dass ihr die Augen noch rechtzeitig geöffnet worden waren. Trotzdem schmerzten die alten Wunden noch ab und zu. Entschlossen schob sie die unliebsamen Erinnerungen zur Seite, gönnte sich eine heiße Dusche und machte sich dann fertig, um Beas Schulfest zu beehren.
An so etwas hatte sie schon seit Jahren nicht mehr teilgenommen. Fröhlich schlüpfte sie in ihre weiße Jeans und einen bequemen weißen Baumwollpullover. Dann legte sie ein leichtes Make-up und einen zartrosa Lippenstift auf und begutachtete sich zufrieden im Spiegel. Schließlich fasste sie ihr silbrigblondes Haar noch in einem Pferdeschwanz zusammen und hängte sich einen warmen apricotfarbenen Wollpullover um die Schultern.
Wenige Minuten später hatte sie ihre Tür hinter sich abgeschlossen und machte sich auf den Weg zu dem zwei Blocks entfernt gelegenen Schulgebäude. Sie fühlte sich fast so aufgeregt, als würde sie noch zu den Schülern gehören. Die verschiedenen Stände waren in einem riesigen Halbkreis um den Schulhof herum aufgebaut worden, und überall flatterten bunte Bänder und pralle Luftballons, die wohl die Gäste animieren sollten, reichlich Geld für das Schulorchester zu spenden.
Cate schaute sich aufmerksam um, nahm die bunte Atmosphäre in sich auf und lauschte dem fröhlich aufgeregten Gekreische und Gelächter der vielen Kinder. Lächelnd schaute sie auf ein etwa vierjähriges Kind hinab, das im Eifer des Gefechts gegen ihre Knie gelaufen war. Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Wie sehr wünschte sie sich eigene Kinder. Aber auch dieser Traum war erst einmal in unerreichbare Ferne gerückt. Dank Rick!
Cate seufzte leise. Auf keinen Fall wollte sie jetzt in Trübsal verfallen. Mit zusammengepressten Lippen marschierte sie auf eine große rotgelbe Hüpfburg zu, auf der sich eine Horde kreischender Kinder tummelte.
“Cate!”
Sie schaute sich um und als sie Bea entdeckte, die winkend hinter einem riesigen Kuchenberg stand, änderte sie ihre Laufrichtung und schlenderte zu ihr hinüber. Dort angekommen wurde sie prompt zur Arbeit eingeteilt. “Sie haben doch sicher ein Stündchen Zeit, Kuchen zu verkaufen?”, forschte Bea hoffnungsvoll. “Wenigstens so lange, bis die anderen kommen?”
Cate grinste. “Nichts, was ich lieber täte, Bea.” Sie schob ihre Schultertasche unter den Tisch und begutachtete die Fülle von Torten, Keksen und anderen Leckereien. “Na, da war aber jemand fleißig”, sagte sie anerkennend.
“Ja, alle haben fantastisch mitgemacht.” Bea schob eine Schüssel mit cremigem Erdbeerpudding nach vorn an die Tischkante. “Alles ist ausgepreist”, erklärte sie. “Und die Kasse steht hier unten. Ich muss Sie einen Augenblick allein lassen, weil ich ein Paket mit Süßigkeiten in einem der Klassenräume vergessen habe.”
Bald darauf herrschte ein reger Betrieb am Kuchenstand, und Cate konnte kaum glauben, wie schnell die Zeit verflogen war, als gegen elf Beas andere Hilfskraft eintraf.
“Na, und was haben Sie jetzt vor?”, fragte Bea lächelnd.
Cate zuckte die Schultern. “Wahrscheinlich werde ich mir erst einmal die anderen Stände anschauen”,
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