Bianca Arztroman Band 0026
Entsetzen verzerrten Gesichtszüge. Er hatte die Bettdecke zurückgeworfen und schien auf der Schwelle zwischen Schlaf und Wachsein in einem grauenvollen Albtraum gefangen.
Seine verzweifelten Schreie zerrissen Cate fast das Herz. “Andrew”, sagte sie sanft. “Es ist alles okay. Schsch — alles ist okay.” Sein Schreien ging in ein Schluchzen über.
“Es ist alles wieder gut, mein Schatz”, versicherte Cate, strich ihm liebevoll über das feuchte dunkle Haar und wiederholte ständig ihr beruhigendes Gemurmel.
Endlich kam er zur Ruhe und Cate hatte das Gefühl, dass er jetzt erst richtig wach wurde. Sein Blick flackerte, als er seine Augen aufschlug und sie anschaute. “Oh, Himmel, Cate, es tut mir leid. Was für ein Held, nicht wahr?”, stieß er bitter hervor.
Cate legte beschützend die Arme um ihn und bettete ihre Wange auf seinem dunklen Haar. Der Mann, den sie liebte, litt unter einer akuten Belastungsreaktion.
Der Himmel mochte wissen, wann er das letzte Mal eine Nacht in Ruhe und Frieden durchgeschlafen hatte. Und dass er diese Krankheit vor der Außenwelt verheimlichen wollte, war nur zu verständlich. Darum hatte er sie auch nach ihrem ersten Mal nicht über Nacht bei sich haben wollen.
“Mein armer Liebling”, murmelte sie und massierte sanft seinen Nacken und die breiten Schultern. Sie schien ihn Ewigkeiten so zu halten.
“Es dämmert schon”, sagte sie nach einer Weile dicht an seinem Ohr. “Warum duschst du nicht, und ich mache uns einen schönen, heißen Tee? Und dann reden wir.”
“Immer der kleine Organisator und Nothelfer, nicht wahr, Cate?”, sagte er mit kalter, ruhiger Stimme. “Aber Reden hilft hier nicht.”
“Um Himmels willen, Andrew!” Cate sprang aus dem Bett und schnappte sich ihren Bademantel. “Mit den richtigen Leuten zu reden würde dir helfen. Warst du ein einziges Mal bei einem Psychologen, seit du die Armee verlassen hast?”
Sein Schweigen sagte ihr alles, was sie wissen wollte. “Ich nehme das Badezimmer unten”, sagte sie kurz. “Wir sehen uns in zehn Minuten in der Küche.”
12. KAPITEL
Cate stieß einen tiefen Seufzer aus.
War sie zu hart zu Andrew gewesen? Vielleicht. Aber Ärzte waren nie besonders objektiv, wenn es um ihre eigene Gesundheit ging.
Sie stand mit verschränkten Armen vor dem Küchenfenster und beobachtete, wie die Morgenröte nach und nach von den goldenen Sonnenstrahlen ausgelöscht wurde. Sie drehte sich um, als Andrew in die Küche trat. Auch er hatte geduscht und sich angezogen.
“Hi.” Sie warf ihm ein leichtes Lächeln zu.
“Hi.” Er stieß hörbar den Atem aus. “Tut mir leid, dass ich eben so grob zu dir war.”
Cate machte eine abwehrende Handbewegung und beobachtete, wie Andrew sich einen Stuhl an den Tisch heranzog und sich setzte. Sie beeilte sich, mit dem Tee fertig zu werden, setzte sich dann zu ihm und stellte die bauchige blaue Teekanne mitten auf den Tisch. Unwillkürlich dachte sie an den Ratschlag ihrer Mutter, das viele weltbewegende Probleme schon bei einer guten Tasse Tee hatten gelöst werden können.
“Möchtest du eine Scheibe Toast dazu?”
“Nein, danke. Ein heißer Tee ist alles, was ich brauche.”
Ein paar endlos scheinende Sekunden saßen sie einfach da. Cates Herz klopfte bis in den Hals, und gerade, als sie beschlossen hatte, eine unverbindliche Konversation anzufangen, brach Andrew das unbehagliche Schweigen.
“Hm, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.” Er starrte mit gerunzelten Brauen in seine Teetasse.
“Vielleicht kannst du damit anfangen, mir meine Frage von vorhin zu beantworten”, begann Cate behutsam. “Bist du nach deiner Entlassung schon bei einem Arzt gewesen?”
Er schüttelte den Kopf. “Ich habe geglaubt, das allein schaffen zu können. Offensichtlich hatte ich keinen Erfolg damit.”
Wenigstens streitet er nicht von vornherein ab, Hilfe nötig zu haben, dachte Cate. Das war doch schon mal ein riesiger Schritt nach vorn.
“Möchtest du eine Empfehlung für einen Facharzt haben?”
“Nein, aber vielen Dank. Es gibt da bestimmte Dienstwege, die ich einhalten will und muss. Ich weiß auch sehr genau, an wen ich mich wenden muss, oder besser schon vor Wochen hätte wenden müssen.” Er nahm einen großen Schluck Tee und stellte die Tasse dann wieder auf den Tisch zurück. “Die Not und das Elend der Kinder waren das Schlimmste für mich.” Es war, als wenn ein Überdruckventil sich geöffnet hätte, als er endlich zu reden begann. “Jetzt in
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