Bianca Arztroman Band 0026
keinen Schmuck. Dazu nur ihre Handtasche und ein Tuch, falls es am Abend kühler werden sollte.
Nach einem Spritzer Parfüm und etwas Lipgloss war sie fertig. Bereit, sich den Drachen in ihr zu stellen.
Aber als es dann an der Haustür klingelte, zehn Minuten früher als erwartet, eilte sie mit hämmerndem Herzen die Treppe hinunter. Und sie wusste, es hatte keinen Sinn, sich etwas vorzumachen. Nichts konnte sie wirklich darauf vorbereiten, einen Abend allein mit Grant Madison zu verbringen.
Ihre Nervenattacke erwies sich als verfrüht. Nicht Grant stand auf der Schwelle, sondern ihr eVater.
“Ah, du bist zu Haus!”, sagte er. “Als ich Henry vorhin in der Bank sprach, erzählte er mir, ihr würdet euch heute nicht sehen. So vermutete ich, du würdest nichts vorhaben.”
Ungebeten betrat er ihr Haus, ging zu dem kleinen Schrank, in dem sie ihre Getränke stehen hatte und schenkte sich einen kräftigen Scotch ein.
Olivia folgte ihm. “Doch, ich gehe gleich aus.”
“Das muss dann warten, denn ich muss mit dir über den neuen Anbau der Kinderabteilung reden. Wir haben das Budget um einiges überzogen und müssen uns nun Wege überlegen, wie du Geld heranschaffst, damit wir den Zeitplan einhalten können.”
“Darüber habe ich bereits schriftlich Vorschläge gemacht und dir eine Kopie zukommen lassen, Dad, und jetzt habe ich leider nicht die Zeit …”
“Dann nimm dir die Zeit, verdammt noch mal! Das ist wichtig. Und hör auf, so nervös herumzutigern! Man könnte ja denken, das Haus steht gleich in Flammen. Wo wir gerade davon sprechen …” Er zog ein Taschentuch heraus und wischte sich den Schweiß vom Nacken. “Hier drinnen ist es so heiß, dass es einen umbringen könnte. Wie gefällt dir übrigens der Swimmingpool? Meinst du immer noch, ich wäre zu großzügig mit deinem Geburtstagsgeschenk im letzten Jahr gewesen?”
“Gerade in den letzten Wochen war ich sehr dankbar dafür.”
“Also gut.” Er keuchte ein wenig, als er sich auf einen der Hocker an der Frühstückstheke hinaufzog und einen kräftigen Schluck Scotch nahm. “Ich weiß immer noch am besten, wie ich mein kleines Mädchen glücklich machen kann. Und nun zu diesem Vorschlag …”
So ging Sam immer vor, wenn jemand nicht gleich nach seiner Pfeife tanzen wollte: ein sehr direkter Hinweis vergangener Großzügigkeit, ein Moment Pause, um dem das nötige Gewicht zu verleihen, und dann die ungenierte Rückkehr zu dem, was er haben wollte.
Er wird sich niemals ändern, dachte Olivia trocken. Wie gut, dass ich mich geändert habe!
“Darüber werden wir nicht jetzt diskutieren, Dad”, sagte sie fest. “Wie ich schon sagte, ich gehe aus. Aber ich gebe dir gern eine Kopie meiner Vorschläge, damit du sie dir noch einmal in Ruhe ansehen kannst. Du kannst dein Glas noch austrinken, während ich mich darum kümmere, aber dann musst du gehen.”
Es dauerte ein paar Minuten, bis sie die entsprechenden Seiten zusammenhatte — ein paar Minuten zu viel, wie sich gleich herausstellte. Als sie wieder von oben herunterkam, war Grant angekommen und die beiden lagen sich schon in den Haaren.
“ … ist ja wohl ein Frechheit, einfach so hereinzuspazieren, als würde dir das Haus gehören!”, hörte sie die wütende Stimme ihres Vaters.
“Lass Dampf ab, Sam. Olivia erwartet mich.”
“Heute Abend nicht. Sie geht aus.”
“Stimmt. Mit mir.”
“Absoluter Blödsinn!”, brüllte ihr Vater. “Eher würde sie sich umbringen wollen!”
So schnell es die Espadrilles erlaubten, raste sie die letzten Stufen hinunter, voller Angst, die Situation könne außer Kontrolle geraten.
“Hört auf der Stelle auf, verstanden!”, befahl sie, als sie in der Küchentür zum Halten kam. “Ihr solltet euch schämen, zwei erwachsene Männer … benehmen sich wie kleine Kinder! Man kann euer Gebrüll sehr wahrscheinlich in der ganzen Stadt hören!”
“He, he!” Grant wich einen Schritt zurück und hob dabei beide Hände. “Das kannst du deinem alten Herrn erzählen. Ich habe nicht damit angefangen, anderen Leuten Beleidigungen an den Kopf zu werfen. Und sag ihm, er soll den Schnaps stehen lassen. Er sieht aus, als könnte ihn gleich der Schlag treffen!”
“Dad?” Voller Besorgnis wandte sich Olivia nun zu ihrem Vater um. Er saß zusammengesunken an der Frühstückstheke, atmete schwer, sein Gesicht war hochrot. “Ist alles in Ordnung? Brauchst du dein Medikament?”
“Mit Sicherheit, wenn ich mir seinen Schwachsinn noch länger anhören
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