Bianca Arztroman Band 0026
vertreten hätte. Wenn ich nur im Mindesten geahnt hätte, dass es zwischen uns wieder losgehen könnte, hätte ich umgehend abgelehnt.”
“Aber du wusstest, dass ich hier immer noch lebe?”
“Ja. Justin hat es einmal erwähnt.”
“Dann musst du also gewusst haben, dass wir uns früher oder später über den Weg laufen würden.”
“Verdammt, Liv, damit habe ich fest gerechnet! Aber ich dachte, wir beide hätten genügend Zeit gehabt, um damit umgehen zu können. Natürlich war ich neugierig auf dich. Aber wenn du mich vor einem Monat nach dem Grund gefragt hättest, würde ich gesagt haben, ich wollte damit angeben, wie weit ich es gebracht habe. Dass ich es nicht mehr nötig hätte, den Respekt deines Vaters und seiner Günstlinge erwerben zu müssen.”
“Das war auch nie der Fall, Grant. Was mein Vater auch sonst gegen dich hatte, vor deinen medizinischen Kenntnissen hatte er immer Respekt.”
“Zähneknirschend, im besten Fall. Für ihn ist jemand aus der Arbeiterschicht wie ich niemals vollwertig. Wir mögen vielleicht wissen, wie wir das Skalpell halten, aber niemals, wie man Messer und Gabel anständig benutzt.”
Er war jetzt fünfunddreißig, intelligent, talentiert, gebildet und besaß einen umwerfenden Charme. Dennoch sah sie in seinen blauen Augen den widerspenstigen kleinen Jungen von damals. Er hatte es den anderen zeigen wollen, und er hatte es ihnen gezeigt!
“Weißt du denn nicht, dass du niemandem mehr etwas beweisen musst, Grant?”, sagte sie sanft und berührte sein Kinn. “Siehst du denn nicht, dass du es so weit gebracht hast, dass es unwichtig geworden ist, was mein Vater denkt?”
“Dein Vater ist jetzt nicht das Problem, Olivia. Und wenn ich ehrlich bin, auch damals war er es nicht. Wir selbst waren es. Wenn wir einander vertraut hätten, hätte nichts und niemand uns auseinanderbringen können. Wie haben wir es nur geschafft, einen solchen Schlamassel anzurichten?”
“Das habe ich mich auch oft genug gefragt.”
Er sah ihr ins Gesicht, lange. “Ist inzwischen zu viel geschehen, um es noch ein zweites Mal versuchen zu können, Hübsche?”
War es so? Würden sie je die Schmerzen vergessen oder die bösen Worte? “Ich weiß es nicht, Grant”, sagte sie aufrichtig.
Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. “Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, Liv. War das nicht einmal unser Lebensmotto?”
“Aber was ist, wenn wir es nicht schaffen? Ich weiß nicht, ob ich genügend Mut habe, das Risiko eines Fehlschlags noch einmal einzugehen.”
“Wir könnten doch diesmal anders herangehen. Uns Zeit lassen, ehrlich über die Dinge reden, die wir falsch gemacht haben. Herausfinden, ob wir mit den notwendigen Veränderungen in unserem Leben leben könnten, damit es diesmal etwas wird mit uns.” Er lächelte und streichelte sie mit einer Zärtlichkeit, wie er sie ihr in ihrer Ehe niemals gezeigt hatte. “Wenn wir einverstanden wären, den Sex als zweitrangig zu betrachten, und uns darauf konzentrieren, diesmal eine solidere Grundlage für unsere Beziehung zu schaffen? Würde so etwas dich überzeugen können, es noch einmal zu probieren?”
Oh ja, und wie! Und die Erleichterung darüber, es sich endlich einzugestehen, machte sie ganz kribbelig. Dennoch, ihre Euphorie durfte sie nicht blind gegen die Realität werden lassen.
“Wir hatten einige sehr ernsthafte Differenzen, Grant. Zum Beispiel, wie du auf meine Schwangerschaft reagiert hast …”
Abrupt hob er die Hand und sprang auf. “Ja, ich weiß”, sagte er und begann rastlos in dem kleinen Geviert auf und ab zu wandern. “Und auch wenn es zu spät kommt — es tut mir leid. Meine einzige Entschuldung ist, dass ich damals annahm, du wärst absichtlich schwanger geworden. Ein letzter Versuch, eine Ehe zu retten, die praktisch von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen war. Und es ist nicht so, dass mir die Fehlgeburt nichts ausgemacht hätte, mir egal gewesen ist, dass du das Baby verloren hast. Aber ich wusste auch, in unserer Situation war es ein Segen, denn wir beide waren überhaupt nicht in der Lage, die Verantwortung für ein Kind zu übernehmen. Wir hatten mit uns selbst genug zu tun. Wir durften ein unschuldiges Kind nicht mit hineinziehen.”
Er blieb vor ihr stehen, zog sie zu sich hoch. “Wenn wir dies nicht alles aufarbeiten können, ist an eine Wiederversöhnung nicht zu denken. Meinst du, du kannst es, Liv?”, fragte er und legte ihr die Hände auf die Schultern. “Oder wird diese
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