Bianca Arztroman Band 0031
Bett bequem gemacht hatte, hob erstaunt den Kopf. Ihren Augen war abzulesen, dass sie über das unaufgeforderte Eintreten ihres Vaters ähnlich dachte wie Kate. Demonstrativ drehte sie sich auf die andere Seite und wandte den Eindringlingen den Rücken zu.
“Könntest du bitte Mrs. Rendall Guten Tag sagen?”, sagte Dr. Flett tadelnd. “Außerdem habe ich dir schon tausendmal gesagt, du sollst dich anständig hinsetzen.”
Eine Zeit lang reagierte Jodie überhaupt nicht. Dann drehte sie sich aufreizend langsam um und stellte ebenso langsam die Füße auf den Boden. Kate seufzte im Stillen. Natürlich hatte Dr. Flett Recht damit, dass Jodie bei ihrer Krankheit auch auf ihre Haltung achten musste. Aber mit der Art und Weise, in der er seiner Tochter das sagte, erreichte er höchstens das Gegenteil, davon war Kate überzeugt.
“Tut mir leid, dass wir stören”, sagte Kate freundlich. “Ist das Buch gut?”
Sie blickt in ein Paar blaue Augen, die sie trotzig musterten. “Sollte ich noch jemals dazu kommen, es zu Ende zu lesen, kann ich es Ihnen ja sagen.”
Es entstand eine unbehagliche Pause. Dann räusperte sich Ethan Flett und meinte: “Vielleicht lasse ich euch jetzt besser allein. Dann könnt ihr euch unterhalten und euch ein wenig besser bekannt machen.”
“Na klar. Ich erzähle ihr was von meiner Krankheit, und sie erzählt mir von ihren früheren Patienten. Das wird sicher wahnsinnig lustig.”
Ethan Flett zog die Brauen zusammen. Seine Stirn umwölkte sich. Bevor er etwas sagen konnte, trat Kate rasch dazwischen.
“Ich glaube, uns ein bisschen allein zu lassen, ist gar keine schlechte Idee”, sagte sie entschieden, obwohl sie selbst davon nicht hundertprozentig überzeugt war. Ihre Zuversicht schwand zusehends, als sich die Tür hinter Ethan Flett schloss und Jodie sich im selben Augenblick ins Bett fallen ließ. Ratlos sah Kate sich im Zimmer des Mädchens um in der Hoffnung, hier vielleicht einen Anknüpfungspunkt für die Fortsetzung des Gesprächs zu finden. Die Zeichnungen fielen ihr ein, die Ethan Flett erwähnt hatte, als sie einen Stapel davon auf dem Tisch liegen sah. Aber anders als Kate erwartet hatte, waren es keine Landschaften, Stillleben oder Porträts, sondern Skizzen von Kleidern und Modeentwürfe. Sie sind erstaunlich gut, stellte Kate fest.
“Du hast Talent, Jodie”, sagte sie und sah sich ein paar Zeichnungen genauer an.
Wortlos stand das Mädchen auf, nahm ihr die Blätter aus der Hand und riss sie entzwei. “Das ist alles Mist”, sagte sie mit steinerner Miene.
Es kostete Kate einige Selbstbeherrschung, um nicht auf diese Provokation einzugehen. “Wenn du meinst”, entgegnete sie und zuckte die Achseln.
Man merkte, wie unter der abweisenden Kälte, die Jodie zur Schau trug, ihr Zorn aufwallte. “Warum gehen Sie nicht weg? Warum hauen Sie nicht wieder ab? Ich hab Sie hier nicht herbestellt. Kann sein, ich hab Mukoviszidose. Aber deshalb brauche ich noch lange kein Kindermädchen.” Ihr Atem ging hörbar schwerer.
“Hab ich gesagt, dass du ein Kindermädchen brauchst?”
“Also, was machen Sie dann noch hier?”, fragte Jodie und warf mit einem wütenden Ruck ihr langes blondes Haar über die Schultern.
“Vielleicht bin ich mehr deines Vaters wegen hier als deinetwegen.”
Jodie blickte Kate verblüfft an. “Wieso?”
“Hast du etwas dagegen, wenn ich mich setze? Ich bin von der Bahnfahrt ehrlich gesagt etwas erledigt.”
Jodie zog einen Stuhl heran. “Bitte schön. Was ist mit meinem Vater?”
“Ich wollte sagen, ich habe das Gefühl, dein Vater braucht mich als so eine Art Rückversicherung”, versuchte Kate sich verständlich zu machen, während sie sich setzte. “Ich bin überzeugt, er weiß, dass du deine Physiotherapie allein machen könntest, dass du imstande wärst, deine Medikamente regelmäßig einzunehmen, oder von dir aus sagen würdest, wenn du dich schlecht fühlst. Aber das reicht ihm nicht. Er ist nur dann beruhigt, wenn er ständig jemanden um dich weiß.”
Jodie nagte nachdenklich an ihrer Unterlippe. “Könnte schon hinkommen. In einem Punkt irren Sie sich aber bestimmt. Wie soll ich meine Übungen allein machen?”
Kate zögerte einen Moment. Sie dachte daran, wie Dr. Flett darauf bestanden hatte, dass ausschließlich seine Anweisungen galten und sie die Physiotherapie mit Jodie machen sollte. Aber das konnte so nicht bleiben. Wenn Jodie nicht lernte, sie allein zu machen, würde sie niemals selbstständig werden.
“Und
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