Bianca Arztroman Band 0031
Kaffee ausschütten würde.
Sie hörte, wie er leise vor sich hinmurmelte, aber sie sah nicht auf. Das brachte sie nicht über sich. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen, denn sie könnte die Reue in seinem Blick nicht ertragen.
“Kannst du dich daran erinnern, wie ich letzte Nacht Laura vorgestellt wurde?” Er sprach ganz leise, doch die Frage verdutzte sie dermaßen, dass sie aufschaute. Aber als sie merkte, dass sein Blick auf ihr Gesicht fixiert war, sah sie wieder weg.
“Ich weiß nicht, was du meinst”, antwortete sie unsicher.
“Laura hat gesagt, dass sie mich von irgendwoher kannte.” Er sprach abgehackt, und seine Stimme klang so rau, dass ihr klar wurde, dass ihm die Situation auch nicht leichtfiel. Sie überlegte, ob sie ihn trösten sollte, aber sie hatte Angst, von ihm zurückgewiesen zu werden.
Als sie nickte, sprach er leise weiter, und die Worte durchbrachen die gespannte Stille. “Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht, was ich darauf antworten sollte. Ich habe mich nicht darauf eingelassen, weil ich nicht zugeben wollte, dass sie mich vielleicht auf einem Foto gesehen hat.”
“Das verstehe ich nicht. Was für ein Foto? Was versuchst du mir zu sagen, Niall?” Plötzlich wusste sie, dass sie alles ganz genau wissen wollte. Was hatten Laura und irgendein Foto mit dieser Sache zu tun?
Er starrte auf seine Tasse, und seine Stimme klang so schwach, dass sie zurückschreckte, noch bevor sie seine Worte verstanden hatte. “Das Foto, das Alison an ihrem Nachttisch stehen hatte. Sie teilte während ihrer Ausbildung eine Zeitlang das Zimmer mit einer Freundin, die Laura hieß. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich dabei um die gleiche Laura handelt.”
“Alison?” Sarah befeuchtete sich die Lippen, denn sie waren so trocken, dass sie Schwierigkeiten beim Sprechen hatte. “W…wer ist Alison?”
Er sah auf, und sein Gesicht spiegelte einen Ausdruck wider, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. “Meine Ehefrau.”
10. KAPITEL
“Deine Ehefrau …?” Sarah starrte Niall an, ihr Gesicht war so weiß wie das Porzellan, das sie in den Händen hielt. Ihr wurde ein wenig schwindelig. “Ich … ich wusste nicht, dass du verheiratet bist.”
“Das bin ich auch nicht. Nicht mehr.” Er stand so plötzlich auf, dass der Stuhl fast umfiel, und ging dann schweren Schrittes ans Fenster. “Alison starb vor drei Jahren, als wir für die UN in Afrika arbeiteten.”
Er drehte sich zu Sarah, die sich auf die Lippen biss, als sie die Trauer in seinen Augen erkannte. “Das Baby starb mit ihr.”
“Das Baby …?” Sarah unterbrach sich, denn seine Worte raubten ihr den klaren Verstand. Sie hatte das Gefühl, dass Niall keinen weiteren Zuspruch brauchte, um weiterzusprechen. Er schien das Bedürfnis zu haben, ihr die ganze Geschichte zu erzählen.
“Ja. Alison war im siebten Monat schwanger, als sie starb. Die Plazenta hatte sich gelöst.”
Sarah sah ihn etwas verwirrt an. “Konnte ihr denn nicht mehr geholfen werden? Normalerweise stirbt man doch nicht daran?”
“Wenn ich in ihrer Nähe gewesen wäre, hätte ich sicherlich noch etwas tun können. Dieser Gedanke lässt mich seitdem nicht mehr los. Hätte ich Alison retten können?” Er fuhr sich nervös mit der Hand durchs Haar. Er wurde ganz blass im Gesicht, und Sarah sah es seinen Augen an, dass er immer noch mit dieser schweren Last kämpfte. Es brach ihr das Herz, dass sie ihm nichts abnehmen konnte. Sie konnte in dieser Situation nichts anderes tun, als ihm aufmerksam zuzuhören.
“Wo warst du, Niall, als … als Alison krank wurde?”
Niall seufzte tief, als er sich wieder an den Tisch setzte. “Ich war damals in einem etwas weiter entfernten Dorf. Wir führten damals ein Impfprogramm durch. Wir waren eine Gruppe von fünf Leuten, zwei Ärzte und drei Krankenschwestern. Alison war eine der Schwestern, obwohl sie bei fortschreitender Schwangerschaft nicht mehr so viel tun konnte. Sie war nicht krank, ganz im Gegenteil, sie fühlte sich wunderbar.” Er lächelte gedankenverloren. “Alison war ein sehr stiller Mensch, aber auf ihre Weise war sie auch sehr bestimmt. Als wir feststellten, dass sie schwanger war, weigerte sie sich strikt, nach England zurückzukehren. Sie sah keine Schwierigkeit darin, das Kind dort zu bekommen, wo wir damals lebten, auch wenn das nächstgelegene Krankenhaus hunderte von Meilen entfernt war. Sie überzeugte mich, dass alles schon gut gehen würde und dass ich mir keine Sorgen zu machen
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