Bianca exklusiv 0177
nicht irgendetwas an ihn erinnerte. Jeden Morgen, wenn sie den Verschluss ihres Armbands mit den Anhängseln zuhakte, bevor sie sich auf Arbeitsuche machte, dachte sie an ihn. Wenn sie einen ganzen Nachmittag bei einem Aushilfsjob Muster von teurem Aftershave austeilte, konnte sie förmlich den Duft riechen, der so unaufdringlich seinem Mantel angehaftet hatte. Am Abend, wenn sie sich der einzigen Zerstreuung widmete, die sie sich leisten konnte, dem Lesen einer Liebesromanze aus der öffentlichen Bücherei, redete der Held mit seiner Stimme. Und wenn sie sich zum Schlafen legte …
Becky biss sich auf die Lippe und blieb auch in der zweiten Etage kurz stehen. Was für Träume! Sie hatte sich in ihren Fantasien auf ein von ihr ziemlich unerforschtes Gebiet begeben, denn was romantische Liebe und ungezügelte Lust anging, konnte sie sich zu den absoluten Neulingen zählen. Wahrscheinlich erschien sie vielen als etwas wunderlich und altmodisch. Aber sie war immer der Meinung gewesen, dass sie über alles, was mit Sex zusammenhing, mehr erfahren würde, nachdem sie geheiratet hatte.
Und jetzt hatte ein Zusammenprall mit Clark Winstead genügt, um all diese festen Vorstellungen über den Haufen zu werfen.
Becky holte tief Luft und nahm den Rest der Treppe. Für sie stand zu viel auf dem Spiel, als dass sie sich kindischen Fantasien überlassen konnte, die sie nur vom Wesentlichen abhielten, wie einen Job finden und es mit eigenen Kräften schaffen. Sie brauchte keinen Mann, der einfach so daherkam und ihr das Leben wunderbar erleichterte. Sie hatte alles, was ein Mensch brauchte, um ihren eigenen Weg zu gehen, um voranzukommen und erfolgreich zu sein. Nein, sie brauchte wirklich keinen Retter!
Vergiss die Märchen, hielt Becky sich vor, wo Prinzen das Herz eines zerlumpten Mädchens im Sturm erobern und es in eine Zauberwelt des Reichtums und der romantischen Liebe entführen. In der Realität gab es so etwas nicht. Und Becky, deren Aussicht auf eine einträgliche Stellung so düster war wie der bewölkte Abendhimmel, musste sich eingestehen, dass sie in der Wirklichkeit an einem toten Punkt angelangt war.
Sie würde wahrscheinlich ihren Traumprinzen nie wiedersehen, außer eben in den Träumen. Das, sagte sie sich, als sie im vierten Stock landete, wo ihr kleines, ein wenig tristes Apartment lag, war die Geschichte ihres Lebens. Kein Job. Kein Prinz. Kein …
„Clark!“
Clark blickte in ein Paar wunderschöne Augen, deren Blick völlig verwirrt auf ihn gerichtet war. Er versteifte sich von seinen ohnehin angespannten Schultern bis zu allen Körperteilen darunter. Allen Körperteilen!
Dass diese Frau eine so intensive körperliche Wirkung auf ihn hatte, verwirrte und verstörte ihn nicht so sehr wie der Beschützerinstinkt, der plötzlich wieder in ihm erwachte. Etwas an dieser Becky durchdrang seine eiserne Selbstkontrolle und erreichte sein Innerstes. Und das mochte er nicht. Mochte es überhaupt nicht.
Clark räusperte sich und zwang sich, sich zu entspannen. Dann versuchte er, Becky wohlwollend und nachsichtig anzulächeln. „Hallo.“
„Hallo …“ Ms. Taylor wirkte, als ob sie mehr sagen wollte, aber keinen Laut herausbrachte.
Das störte Clark jedoch nicht. Ihm gefiel es, zu beobachten, wie sie ihre vollen Lippen öffnete und wieder schloss. Dann fuhr sie sich mit der Zunge auf eine ungewollt verführerische Weise über die Unterlippe. Clark ertappte sich bei dem Wunsch, genau das Gleiche zu tun – mit der Zunge langsam, genießerisch über diese Lippen zu streifen und dann …
Sie blinzelte. „Clark, ich kann es nicht fassen. Sie sind hier. Wirklich hier.“
„Ja, ich bin wirklich hier.“ Er ging auf sie zu. Er war wirklich hier, um wirklich das Verlangen zu stillen, das er bei ihr sah, lockend und verführerisch. Er beugte den Kopf, tief genug, um nur auf den richtigen Moment zu warten …
„W…was um alles auf der Welt haben Sie vor?“ Becky starrte ihn entgeistert an.
Ihre Worte, aber auch der Tonfall ihrer Stimme brachten ihn wieder zur Besinnung. Er machte einen Schritt zurück, war sich auf einmal nicht sicher, welche Antwort er ihr geben sollte. Immerhin hatte Clark sich die gleiche Frage selbst gestellt. Was um alles auf der Welt hatte er vor?
Nicht nur einmal hatte er sich diese Frage am heutigen Tag gestellt. Zum ersten Mal, als er einen wichtigen Geschäftspartner auf Wartestellung schaltete, um den Anruf des Juweliers entgegenzunehmen. Und auch als er dem Juwelier auftrug,
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