Bianca Exklusiv 0189
Hause waren, hatte er immer noch kein Wort gesprochen. Er ging sofort hinauf in sein Zimmer.
Später versuchte sie, sich wieder mit ihm zu versöhnen, doch er blieb ernst und schweigsam. Das ganze Wochenende über änderte sich seine Stimmung nicht.
Es war nicht das erste Mal, dass Esme daran zweifelte, eine gute Mutter zu sein. Doch das machte es nicht einfacher. Es bestätigte lediglich das, was der Rest der Welt, einschließlich Jack Doyle, dachte: dass sie zu jung gewesen sei, als sie Harry bekommen hatte.
Drei Tage später verkündete Harry plötzlich: „Ich denke, wir können hier wohnen bleiben, Mom.“
„O Harry! Mach dir bitte über diese Dinge keine Gedanken“, entgegnete sie schuldbewusst. „Ich hätte dir das alles nicht sagen dürfen. Und was immer passieren mag, ich verspreche dir, es wird gut werden!“
„Aber wenn wir für immer im Cottage bleiben könnten“, fuhr er unbeirrt fort, „würdest du das doch auch gut finden, oder?“
Nach reiflicher Überlegung antwortete sie: „Das weiß ich inzwischen nicht mehr.“
„Wenn Jack aber möchte, dass du bleibst?“
„Jack? Du meinst wohl Mr. Doyle?“
Harry nickte. „Er hat mir gesagt, ich soll ihn Jack nennen.“
„Wann?“
„Kann mich nicht erinnern. Ist das wichtig? Mom, wenn er uns hier haben möchte, dann können wir doch bleiben, ja?“
So einfach lagen die Dinge nicht. Doch sie wollte sich auf keine größere Diskussion einlassen. In zehn Minuten mussten sie zum Schulbus gehen.
„Möglicherweise“, sagte sie deshalb.
Harry sah glücklich aus.
Es wurde höchste Zeit, dass sie eine annehmbare Alternative zu der Wohnung über dem chinesischen Laden fand!
Am darauffolgenden Wochenende sollte Jack aus Amerika zurückkommen. Und Esme hatte immer noch keine geeignete Wohnung gefunden.
Es war später Freitagabend. Harry übernachtete bei seinem Freund. Esme hatte gebadet, saß vor dem Kamin und ließ ihr Haar vor dem Feuer trocknen. Da klopfte es an der Tür. Sie ging ins Schlafzimmer und spähte zwischen den Vorhängen hindurch. Es war noch hell genug, und sie konnte den Besucher erkennen: Jack!
Sofort hatte sie wieder dieses beunruhigende Gefühl. Sie überlegte kurz, ob sie ihm öffnen sollte. Immerhin trug sie nur einen Seidenmorgenmantel über ihrem Nachthemd. Sollte sie ihm so aufmachen?
Er klopfte abermals. „Esme, ich bin’s, Jack.“
Sie rührte sich nicht von der Stelle. Vielleicht würde er ja einfach gehen, wenn sie sich nicht meldete.
„Ich weiß, dass du da bist, Es.“
Es . Nur er hatte sie manchmal so genannt. Früher hatte ihr das gefallen. Heute machte es sie irgendwie wütend.
Als er das nächste Mal anklopfte, ging sie zur Tür, riss sie auf und sagte forsch: „Ja?“
„Hallo“, begrüßte er sie. „Ich freue mich auch, dich zu sehen.“
„Was willst du? Es ist schon nach neun Uhr!“
„Entschuldige“, sagte er schulterzuckend. „Aber ich bin gerade erst aus den Staaten zurückgekommen.“
Sollte sie jetzt beeindruckt sein? Sie sagte nichts darauf.
„Ich dachte, ich komme besser gleich zu dir“, fuhr er fort. „Morgen Früh könnte ich dich verpassen.“
„Falls es um die Miete geht“, sagte sie leise. „Ich hätte sie ja schon gezahlt, wenn wir uns über die Höhe geeinigt hätten.“
„Die Miete?“, fragte er verständnislos. „Das weiß ich nicht. Was hast du denn deiner Mutter gezahlt?“
Nichts. Aber das konnte sie ja nicht sagen. „Einhundertundfünfzig Pfund“, behauptete sie schließlich.
Er nickte nur. „Okay.“
„Im Monat“, fügte sie schnell hinzu.
Wieder nickte er. Offensichtlich war ihm die Summe völlig gleichgültig.
„Ich wollte wirklich mit dir über dein Mietverhältnis sprechen“, erklärte er ruhig.
„Ach ja.“ Kam jetzt der Räumungsbefehl?
„Können wir vielleicht hineingehen?“, fragte er und trat einen Schritt auf sie zu.
Am liebsten hätte sie ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen. Doch sie ließ ihn hinein. Was sonst hätte sie tun sollen?
Sie führte ihn ins Wohnzimmer. „Möchtest du einen Drink?“
„Ja, gern.“ Er blickte sich interessiert im Raum um. „Es ist völlig anders, als ich es in Erinnerung habe.“
„Ja. Das Treppenhaus ist neu“, erklärte sie. „Ich habe es umbauen lassen, damit Harry die Dachstube als Schlafzimmer benutzen kann. Die Wände habe ich auch verändern lassen. Einige der Möbelstücke sind aber noch von damals. Die anderen habe ich auf Auktionen ersteigert.“
„Alles hat sich sehr
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