Bianca Exklusiv 0189
in seinem Zimmer.“
„Mit einem Modem?“, fragte er. Als sie ihn unsicher ansah, fügte er hinzu: „Hat der PC einen Internetanschluss?“
Sie nickte. „Manchmal benutzt er ihn für Hausaufgaben. Doch die Firma, die ihn installiert hat, hat ihn gesperrt für Chat-Räume und gefährliche Programme.“
„Das hindert ihn aber nicht daran, E-Mails zu verschicken“, erklärte Jack. „Außerdem halte ich Harry für klug genug, um Blockaden zu umgehen. Na ja, dieses Mal ist ja nichts Schlimmes passiert.“
„Was hast du ihm geantwortet?“ Sie war alles andere als beruhigt.
„Das weiß ich nicht mehr genau. Du kannst es ja im Computer nachlesen. Harry hat es sicher nicht gelöscht.“
Wenn sie gewusst hätte, wie, wäre sie wahrscheinlich sofort aufgesprungen und hätte es getan. Doch Computer waren für sie ein Buch mit sieben Siegeln, was sie natürlich nicht zugeben wollte.
„Hauptsächlich“, fuhr er fort, „habe ich ihm versichert, dass das Mietverhältnis bestehen bleibt und dass ich alles regeln werde, sobald ich wieder zurück bin.“
„Wie großmütig von dir!“ Nun würde Harry denken, jede zukünftige Entscheidung hinge allein von ihr ab.
„Langsam beginne ich zu verstehen“, sagte Jack. „Du wolltest sowieso ausziehen. Ich habe nur einen bequemen Grund dafür geliefert. Und der Junge kann mich ruhig für einen boshaften Gutsherrn halten, was macht das schon?“
Ihm machte das offensichtlich etwas aus. Irgendwie hatte er auch recht. Das sagte sie ihm aber nicht.
„Hast du schon etwas anderes gefunden?“
„Noch nicht.“
„Aber du suchst?“
Verlegen blickte sie auf ihre Hände. Dann nickte sie.
„Warum?“, fragte er. „Wegen der Sache zwischen dir und mir?“
Esme hob überrascht den Kopf und sah ihn an. Sie wollte sich dumm stellen, wollte sagen: Die Sache? Doch das konnte sie nicht. „Es geht nicht immer nur um dich, Jack Doyle“, konterte sie stattdessen. „Seit fast acht Jahren habe ich mich hier vergraben. Es ist Zeit, dass ich mich weiterbewege.“
„Dagegen kann ich nichts einwenden“, gab er zu. „Aber bist du sicher, dass eine Wohnung über einer chinesischen Imbissbude in Southbury der Schritt in die richtige Richtung ist?“
Insgeheim verfluchte sie Harry. „Das kann ich mir leisten“, rechtfertigte sie sich, bevor sie wieder auf die E-Mail blickte. „Woher weißt du das überhaupt? Hier steht doch gar nichts davon.“
Eine Sekunde lang zögerte er, dann gestand er: „Harry war online, als ich ihm letzte Nacht eine E-Mail schicken wollte.“
Also hatten sie per Internet miteinander geplaudert. Das wurde ja immer schöner!
„Es tut mir leid, wenn du das nicht billigst, aber …“
„Was billige ich denn nicht?“, unterbrach sie ihn. „Es geht schließlich darum, dass mein Sohn seine Abende damit verbringt, unser Privatleben mit einem virtuellen Fremden zu besprechen.“
„Nun hör aber auf, Esme, ich bin doch kein Fremder!“, versuchte er sie zu beschwichtigen. „Der Junge hat doch in deinem Interesse gehandelt. Du darfst ihm deswegen keine Vorwürfe machen.“
Er glaubte offensichtlich, sie würde Harry dafür bestrafen. Vielleicht stimmte das ja auch. Zumindest nahm sie sich vor, für eine Weile den Stecker des Computers aus der Steckdose zu ziehen. „Ich werde mit Harry verfahren, wie ich es für richtig halte“, sagte sie, bevor sie aufstand und auf die Tür zuging.
Jack stand ebenfalls auf, folgte ihr und versperrte ihr dann den Weg. „Ich bin nicht gekommen, um Harry in Schwierigkeiten zu bringen. Er ist ein großartiger Junge, und du verdienst meinen Respekt. Bestimmt ist es nicht leicht, ein Kind allein großzuziehen.“
Trotz des Kompliments schäumte sie vor Wut. „Das interessiert dich doch gar nicht!“
„Doch, es interessiert mich.“ Er sah sie an. Dann fuhr er fort: „Was denkst du denn, warum ich hier bin? Ich möchte dir helfen.“
Das hörte sich zwar glaubhaft an, doch Esme vermutete etwas ganz anderes. „Du willst mit mir schlafen, meinst du.“
Er überlegte kurz, ob er es abstreiten sollte. Dann dachte er daran, dass sie ihm in letzter Zeit ständig im Kopf umhergegeistert war, und entschloss sich, ehrlich zu sein. „Das auch. Ich setze es aber nicht voraus. Ich helfe dir auch, ohne dass wir miteinander schlafen.“
Esme blieb skeptisch. „Dann sage ich dir jetzt: Ich werde nie wieder mit dir ins Bett gehen und bitte dich um … sagen wir, um etwas Geld für die Kaution für eine anständige Wohnung.
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