Bianca Exklusiv 0189
dir. Vielen Dank.“
„Keine Ursache“, gestand er. „Ich mag Harry gern um mich haben.“
Und Harry mochte gern mit ihm zusammen sein. Sie fragte sich, ob sie sich weniger schuldig fühlen würde, wenn die beiden sich hassten.
„Na ja, auf jeden Fall habe ich gesagt, du würdest sie noch einmal zurückrufen“, fuhr er fort. „Offensichtlich hat sie deine Telefonnummer verloren.“
Ach wirklich?, überlegte sie. Ihre Mutter hatte doch ihre Nummer. Arabella hatte das sicher nur als Vorwand benutzt, um Jack anrufen zu können. Das behielt Esme aber für sich.
Zwei Tage später rief Arabella an. „Du solltest mich anrufen. Hat Jack dir das nicht gesagt?“
„Sorry, das habe ich ganz vergessen“, antwortete Esme.
„Du liebe Güte, du hast dich nicht geändert, was?“ Arabella seufzte laut. „Immer noch ein Gehirn wie ein Sieb. Na ja, macht nichts. Ich komme morgen und vertraue darauf, dass du ein Plätzchen für mich hast in deinem Spielhaus.“
„Harry schläft drüben bei Jack“, erklärte Esme eintönig.
„Glücklicher Harry“, erwiderte Arabella. „Frag ihn, ob er tauschen will.“
„Du vermutest, Jack würde dich gern als Gast haben?“
„Wer weiß? Denk daran, Jack und ich waren einmal befreundet. Wie ist er denn jetzt so, der ehemalige Stalljunge, der heute Internetmillionär ist? Immer noch so schüchtern?“
Esme konnte sich nicht beherrschen. „Wenn du dickbäuchige Männer mit Brille und Geheimratsecken magst, ganz okay.“
„Das glaube ich dir nicht!“
Langsam werde ich eine zwanghafte Lügnerin, dachte Esme, schmunzelte aber trotzdem vor sich hin.
„Nun, zumindest ist er reich“, tröstete Arabella sich selbst.
„Aber nicht dumm.“
„Was meinst du damit?“
„Ach, nichts. Wann kommst du denn?“
„Nachmittags, denke ich. Heute Abend gehe ich noch auf eine Party. Dort werde ich aber nicht sehr lange bleiben.“
„Dann sehen wir uns ja bald“, sagte Esme.
Arabella legte auf.
Ich ertrage das nicht, dachte Esme. Ihre einzige Hoffnung war, dass Arabella dicker und unansehnlicher geworden war. Doch das erschien Esme wenig wahrscheinlich.
9. KAPITEL
Arabella kam erst spät am nächsten Abend an. Sie hatte zwei große Koffer dabei.
Esmes Schwester hatte sich nicht sehr verändert. Wie auch früher schon trug sie Designer-Kleidung. Das Haar war etwas heller, sogar heller als Esmes. Ihr Gesicht sah irgendwie anders aus, und sie hatte sich den Busen vergrößern lassen!
Esme starrte darauf, als Arabella ihre Jacke auszog.
„Gibt es ein Problem?“, fragte Arabella.
„Nein, alles in Ordnung“, erwiderte Esme.
Arabella sah sich naserümpfend im Wohnzimmer um. „Ich würde jetzt gern ein Bad nehmen“, verkündete sie. „Du hast doch eine Badewanne, oder?“
„Ja, es gibt da noch die Zinnwanne. Ich stell sie dir vor das Kaminfeuer.“
Arabella machte ein entsetztes Gesicht.
„War nur ein Spaß“, fügte Esme hinzu. „Das Badezimmer ist hinten am Ende des Korridors.“
„Sehr witzig. Midge, eigentlich hätte ich erwartet, dass du inzwischen erwachsen geworden bist. Na ja, du hattest ja schon immer einen sonderbaren Humor.“
Dessen war sich Esme nicht bewusst.
„Ach, ich denke, ich gehe gleich ins Bett“, sagte Arabella und gähnte. „Die Party ging bis vier Uhr heute früh.“
„Okay.“ Esme nahm sich vor, freundlich zu sein. „Ich helfe dir bei den Koffern.“
„Du bist ein Schatz. Ich gehe nach oben, ja?“ Dann ging sie, nur mit einer Schminktasche in der Hand, zur Treppe.
Esme stand da mit den großen Koffern. Aber da sie sich ja angeboten hatte, trug sie die Koffer eben allein nach oben und beschwerte sich nicht.
Auch am nächsten Morgen gab Esme sich Mühe. Sie brachte Arabella das Frühstück ans Bett. Die bedankte sich nur kurz und meinte, Kaffee sei ungesund, und Croissants seien zu fetthaltig.
Mittags bereitete Esme einen kalorienarmen Salat zu. Danach rief sie im Gutshaus an, um Harry zu sagen, er solle zum Mittagessen herüberkommen.
„Ziemlich schweigsam, der Junge, nicht wahr?“, meinte Arabella, nachdem der sich nach dem Essen schnell wieder aus dem Staub gemacht hatte.
„Er ist schüchtern“, erklärte Esme betont sachlich.
„Nicht gerade die südländische Art.“
„Wie bitte?“
„Ähnelt wohl nicht sehr dem Vater.“
„Oh.“ Die Geschichte über den Italiener! „Nein. Nicht besonders.“
Arabella sah ihre Schwester skeptisch an. „Vorausgesetzt, natürlich, dass er wirklich Italiener und nicht
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