Bianca Exklusiv 0189
Natürlich auf Jacks, dachte Esme. „Gegenwärtig ist er mein Arbeitgeber“, sagte Esme kühl. „Was hättest du denn gemacht? Ihm eine Ohrfeige gegeben?“
„Du musstest es also über dich ergehen lassen? Arme Esme!“
„Genau“, antwortete sie. „Wenigstens kann er gut küssen. Das heißt aber noch lange nicht, dass er sich mit mir amüsieren kann, wann immer ihm danach ist.“
„Und wenn er es ernst meint mit dir?“
„Das tut er nicht.“
„Und wenn doch?“
„Dann ist es okay“, erwiderte Esme. „Er soll auf die Knie fallen, mir einen Heiratsantrag machen, und wir werden auf ewig glücklich sein.“
„Soll ich ihm das so sagen?“, fragte Rebecca schlicht.
„Willst du, dass ich dich umbringe?“, erwiderte Esme bissig.
Rebecca lächelte amüsiert. „Also, was soll ich ihm sagen? Wenn das noch mal passiert, gehst du fort von hier?“
„Darum geht es“, bestätigte sie. „Ich wäre dir aber sehr dankbar, wenn du diplomatisch vorgehen würdest.“
„Kein Problem“, behauptete Rebecca. „Ich werde auch ‚Miss Diplomatie‘ genannt.“
„Danke“, sagte Esme, obwohl sie das bezweifelte.
Schließlich hatte Rebecca ihre Sache aber wohl gut gemacht, denn der Rest des Tages verlief ruhig.
Ebenso der folgende Tag. Falls Jack überhaupt da war, so bekam Esme ihn nicht zu sehen.
Rebecca kam dann irgendwann bei Esme vorbei. „Ich soll dir von J. D. bestellen, dass er sich für sein Benehmen entschuldigt“, berichtete sie. „Er wird sich von jetzt an um Zurückhaltung bemühen.“
Esme war beruhigt. „Sag du ihm bitte, dass ich die Entschuldigung annehme und dass ich für ihn arbeite, bis ich den Auftrag erfüllt habe.“
„Recht so.“ Sie wirkte ernst, konnte sich das Lachen allerdings kaum verbeißen.
„Was gibt es da zu kichern?“
„Ich komme mir vor wie die Vermittlerin in einem viktorianischen Melodram“, sagte Rebecca. „Wenn du meine Meinung hören möchtest …“
„Das möchte ich nicht. Vielen Dank“, unterbrach Esme sie.
Rebecca schüttelte den Kopf. „Komisch, Jack wollte meine Meinung auch nicht hören.“ Rebecca zuckte die Schultern und lächelte wieder.
Esme erwiderte schließlich ihr Lächeln.
In den folgenden Wochen half Rebecca Esme auch bei ihrem Schulproblem. Sie meldeten Harry bei der privaten Vorbereitungsschule an, die auch Eliot besuchen sollte. Harry machte einen Aufnahmetest, der bewies, dass er wirklich sehr intelligent war. Als Esme dem Schulleiter dann von ihren Geldnöten erzählte, meinte der, dass Harry im darauffolgenden Jahr bestimmt ein Stipendium für die nächste Klasse bekommen würde.
Es fehlte also nur das Geld für das erste Jahr. Das Problem erledigte sich dann aber von selbst, da Jack Esme einen zweiten Vorschuss auszahlte.
Jack und Esme sahen sich nur noch selten. Entweder hielt er sich in Übersee oder in London auf, oder er verbrachte die Zeit in den Büros in der Mansarde.
Begegneten sie sich, gingen sie stets höflich miteinander um. Esme gefiel dieser kühle, distanzierte Jack. Trotzdem sehnte sie sich danach, von ihm umarmt zu werden. Bei Jack deutete nichts darauf hin, dass es ihm ebenso erging. Sie hatte also richtig gehandelt, indem sie die Beziehung einfach beendet hatte, oder?
Esszimmer und Salon waren fast fertig, als Jack Esme zu sich nach oben bat. Sie sollte ihm Vorschläge für die Schlafzimmer machen. „Ich vermute, du möchtest den Auftrag haben?“
„Ja, danke.“
„Dann erwarte ich deine Entwürfe.“
Sie nickte und glaubte, dass sie gehen konnte. Als sie schon auf halbem Weg zur Tür war, hielt Jack sie zurück. „Bevor ich es vergesse, deine Schwester hat angerufen.“
„Arabella?“
„Ja. Sie ist wieder in England.“
„Ja.“
„Das hast du mir gar nicht erzählt.“
Warum hätte sie es auch tun sollen?
„Egal“, sprach er weiter. „Sie will irgendwann in dieser Woche vorbeikommen.“
„Aha“, meinte sie und klang nicht besonders erfreut.
Leicht verwundert blickte er sie an.
„Falls es Probleme mit der Unterbringung gibt“, bot er an, „kann Harry ja solange bei mir wohnen.“
„Wie bitte?“ Was sollte das jetzt wieder?
„Im Cottage ist es doch ziemlich eng“, erklärte er.
„Ach, du meinst, Arabella kann dann in Harrys Zimmer wohnen.“
„Ja.“ Noch einmal sah er sie verwundert an.
„In Ordnung.“
„Harry kann ja bei Eliot im Gästehaus schlafen“, schlug er vor.
Esme nickte. Dann besann sie sich und sagte schnell: „Das ist sehr freundlich von
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