Bianca Exklusiv 0189
war das sicher nur ein erbärmlicher Betrag. Für sie jedoch reichte es. Das Problem war, dass sie mit den gesellschaftlichen Kreisen in Bahania nicht im Geringsten mithalten konnte, und Zara wusste das.
Vor vier Monaten hatte Zara sich unwohl bei dem Gedanken gefühlt, Geschenke ihres neu gefundenen Vaters anzunehmen. Cleo hatte die Zeit in Bahania damals als ein einziges großes Abenteuer betrachtet. Nun allerdings reagierte auch sie widerstrebend. Lag es daran, dass sie Sadiks Kind erwartete?
Dumme Frage, sagte sie sich, als sie zur Bar ging. Ihr dunkelblaues Kleid rauschte, und durch die hochhackigen goldfarbenen Pumps wirkte sie etwas größer. Am besten gefiel ihr an dem Kleid, dass es locker fiel und Kurven nur andeutete und nicht betonte. Bis jetzt hatte noch niemand ihr Bäuchlein bemerkt, und das sollte auch so bleiben.
„Mineralwasser“, bestellte sie beim Barkeeper.
Sie nahm das Glas entgegen und schaute sich im Saal um. Das also waren die Reichen und Schönen von Bahania.
„Ich fürchte, du bist jedes Mal schöner, wenn ich dich sehe.“
Die samtene Stimme ließ sie erschauern. Sie wusste sofort, wem sie gehörte.
„Soviel ich weiß, fürchten Prinzen nichts und niemanden.“ Sie blickte nach links und sah, dass Sadik neben ihr stand. In seinem schwarzen Frack sah er einfach wunderbar aus. Sie erinnerte sich an die erste Begegnung, als sie nach einem Blick auf ihn den Verstand verloren hatte – ganz zu schweigen von einem Großteil ihres Herzens.
Er küsste ihre Hand. Diese Geste stammte aus einer anderen Zeit, aber sie funktionierte noch immer. Cleo spürte, dass sie weich wurde.
„Was gibt es Neues, Sadik?“, fragte sie, weil sie ganz normal reagieren wollte. „Wie stehen die Aktien?“
„Uns geht es gut.“
Sie fragte lieber gar nicht, wie viele Millionen er an diesem Tag gemacht hatte. Sadik hatte ein Verhältnis zu Zahlen, das ihr völlig fremd war. Ihr war bekannt, dass er das persönliche Vermögen der Familie in weniger als sechs Jahren verdreifacht hatte. Angesichts der unsicheren Weltwirtschaftslage glich das einem Wunder.
„Und, freust du dich auf die Hochzeit?“, wollte sie wissen, weil ihr nichts Besseres einfiel.
„Meine neue Schwester scheint mit ihrem Bräutigam zufrieden zu sein. Rafe ist ein guter Mann, und die beiden passen zusammen.“
„Ach, sie wird sicher entzückt sein, das zu hören. Schließlich konnte Zara nachts nicht schlafen, weil sie nicht wusste, ob du einverstanden sein würdest.“
„Selbst jetzt machst du dich über mich lustig. Warum spielst du ein Spiel, das du nicht gewinnen kannst?“
„Ich habe kein Interesse mehr daran, mit dir zu spielen. Was das Gewinnen angeht, so täuschst du dich. Beim letzten Mal habe ich gewonnen, erinnerst du dich?“
Nun atmete er scharf ein. „Nein. Ich war der Sieger.“
Das stimmte, denn er hatte sie im Handumdrehen verführt, und sie hatte nach mehr gebettelt. Natürlich würde sie das niemals zugeben. „Ich habe das jedenfalls anders in Erinnerung.“
Er legte ihr die Hand auf die Schulter und streichelte ihren Nacken. Wäre sie eine Katze gewesen, hätte sie sicher geschnurrt.
„Cleo, aus deinem Mund kommen Lügen, aber ich sehe die Wahrheit in deinen Augen. Die Leidenschaft zwischen uns ist noch immer da. Wenn du versuchst, mir zu widerstehen, dann wird unser Hunger nur noch größer werden.“
„Aber in den vergangenen vier Monaten bist du gut ohne mich ausgekommen, Sadik. Nur weil ich jetzt zufällig in der Nähe bin, willst du mich, das ist überhaupt nicht schmeichelhaft für mich. Außerdem habe ich kein Interesse mehr.“
Sie wollte ihm gerne noch so viel mehr an den Kopf werfen, aber in diesem Moment verkündete der Butler, dass das Essen serviert würde. Cleo ließ Sadik einfach stehen und ging in Richtung Speisesaal.
Wieso hatte sie sich verplappert? Wenn nur eine seiner grauen Zellen funktionierte – und sie wusste, dass er mehr als andere davon hatte – würde Sadik schnell herausfinden, dass sie beleidigt war, weil er sich nicht bei ihr gemeldet hatte. Dabei sollte er doch nicht wissen, dass es ihr etwas ausgemacht hatte! Sadik sollte am besten gar nicht mehr an sie denken, denn körperlich gesehen hatte er schon zu viel Macht über sie.
Sie ging in den Speisesaal und hoffte, dass sie nicht neben Sadik sitzen musste. Die Tischkarten informierten sie, dass sie bei Rafe und Zara saß. Links von ihr saß ein Mann, den sie nicht kannte, aber er begrüßte sie freundlich und hielt
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