BIANCA EXKLUSIV Band 0171
Ihnen, Mademoiselle, ich bin sehr real.“
„Wie sind Sie hereingekommen, Seb?“
„Ich habe Ihr Zimmer dort betreten.“ Er zeigte in die Dunkelheit. Monty konnte nichts erkennen. „Ich bin gekommen, um Sie um Hilfe zu bitten.“
„Wobei?“
„Bei der Erkundung des Schlosses. Bei der Suche nach dem verborgenen Schatz.“
Vielleicht schlief sie doch noch. Es hörte sich an wie ein Märchen. Monty rieb sich die Augen und tastete nach dem Leuchter und den Streichhölzern auf dem Nachttisch. Sie steckte eine Kerze an. Das Licht, in das sie das Bett tauchte, war beruhigend.
Sebs Anblick dagegen war keineswegs so beruhigend. „Augenblick.“ Monty räusperte sich und versuchte, wie eine Frau zu klingen, für die mitternächtliche Diskussionen mit aus dem Nichts aufgetauchten Männern alltäglich waren. „Sie sagten doch, es gäbe keine Geheimgänge.“
„Ich habe einen entdeckt.“
„Rein zufällig, ja?“
Er legte eine Hand um den Bettpfosten und sah ihr in die Augen. „Möchten Sie mich begleiten?“
Mitten in der Nacht, in einen stockdunklen Tunnel? „Sicher“, erwiderte sie. „Warum nicht? Geben Sie mir die Sachen dort.“ Sie zeigte auf ihre Kleidung, die auf einem Louis-Quatorze-Stuhl lag. „Und irgendwo müssen auch die Schuhe sein.“ Sie leuchtete mit der Kerze. „Da ist einer. Und dort der andere. Neben der Kommode. Sehen Sie ihn?“
Er ging hinüber und hob ihn auf. Monty streckte den Arm mit dem Leuchter aus und starrte fasziniert auf seine schlanke, ganz in Schwarz gekleidete Gestalt. Er bewegte sich wie ein Leopard.
Als er sich umdrehte, hob sie rasch den Blick und stellte den Leuchter ab.
Mit schwungvoller Geste deponierte er die Schuhe neben dem Bett. „Das ist das zweite Mal, dass ich Ihnen Ihre Schuhe bringe, Mademoiselle. Wie wäre es mit einer Belohnung?“ Er nahm die Bluse und dunkle Jeans vom Stuhl und reichte sie ihr. Sie griff danach, doch er ließ sie nicht los. „Ich habe bemerkt, dass Sie nach dem Abendessen Croissants aus der Küche schmuggeln. Als Belohnung werden Sie Ihre Beute mit mir teilen. Charlottes ‚Cuisine‘ lässt viel zu wünschen übrig.“
Monty lachte. „Die habe ich bereits gegessen. Aber morgen bringe ich Ihnen ein paar mit.“
„Das wäre nett.“
Sie zog an ihren Sachen. „Und es wäre nett von Ihnen, wenn Sie sich jetzt umdrehen würden. Ich möchte mich anziehen.“
„Nett für Sie, aber nicht für mich.“
Er rührte sich nicht und sah sie weiter an. Sie stopfte die Jeans unter die Decke und schaffte es, sie anzuziehen. Zufrieden zog sie den Reißverschluss hoch. Die Bluse war einfacher, aber Sebastians Blick machte sie so nervös, dass sie Mühe hatte, die Knöpfe zu schließen.
„Wenn Sie ein Gentleman wären, würden Sie sich umdrehen.“
Er lächelte aufregend. „Pusten Sie doch die Kerzen aus.“
„Ich bin jetzt angezogen.“ Sie schloss den letzten Knopf und schlug die Decke zurück. „Ich ziehe rasch noch die Schuhe an, dann kann unser Abenteuer beginnen.“ Sie schwang die Beine aus dem Bett und schob das Nachthemd unter das Kissen. „Suchen wir nach Lilys Rubinen?“
„Nein, einen silbernen Pokal. Edouard soll daraus Wein getrunken haben, bevor er sich vom Turm stürzte.“
„Schlechter Jahrgang?“
„Gebrochenes Herz.“ Seb trat vor und streckte die Hand aus. „Vielleicht existiert der Pokal ebenso wenig wie Lilys Rubine, aber in den alten Aufzeichnungen wird er erwähnt.“
Sie nahm seine Hand und kostete das erregende Gefühl aus, das die Berührung auslöste. Dann schlüpfte sie in die Schuhe und stand auf. „Und wie kommen Sie darauf, dass der Pokal im Schloss versteckt ist?“
„Seine Geschichte wurde von Generation zu Generation überliefert. Seit der erste de Vergille in diesem Tal Trauben anbaute, wird der Pokal bei der Weinprobe benutzt. Er wurde zum Symbol unseres Wohlstands. Ein Talisman. Als er verschwand, verschwand auch unser Familienglück.“
„Und Sie glauben, dass Edouard ihn irgendwo im Schloss versteckt hat, bevor er in den Tod sprang?“
„Es ist nur eine Theorie, aber ich möchte ihr nachgehen.“
Sie wünschte ihm von ganzem Herzen Erfolg. „Und wenn Sie ihn nicht finden?“
Er drückte ihre Hand und führte sie durchs Zimmer. „Dann gebe ich die Legende an meinen Sohn weiter … falls ich einen bekomme.“
„Sind Sie verheiratet, Seb?“
„Nein. Sie?“
„Nein. Ich bin nicht sicher, ob ich heiraten möchte. Zu viele Unsicherheiten.“
Er blieb stehen und sah zum
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