BIANCA EXKLUSIV Band 0173
desto schwerer fiel es ihr, daran zu glauben.
Wenn die Kinder nach Hause kamen, hielten sie sofort nach Jacks Wagen Ausschau, und wenn sie ihn nicht sahen, spiegelte sich die Enttäuschung in ihren Gesichtern. Es brach Beth jedes Mal das Herz.
Es gelang ihr kaum, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Denn wohin sie auch sah, überall gab es etwas, was sie an Jack erinnerte. Die Werkzeuge. Das halb fertige Pflanzgerüst. Die Rankgitter, die auf Käufer warteten. Die Handtücher in dem kleinen Badezimmer in der Scheune. Die Decke auf der Campingliege, die sie für ihn auf die Schlafveranda gestellt hatte.
Die Nächte waren noch schlimmer. Beth konnte nicht schlafen. Rastlos wälzte sie sich hin und her, und wenn sie endlich einschlief, wurde sie von ihren Träumen gequält.
Nach dem Mittagessen am Donnerstag beschloss sie, nach Tyler zu fahren und einzukaufen. Sie schaute zum bewölkten Himmel hinauf, stellte die Benebelungsanlage entsprechend ein, schrieb eine Liste, steckte sie ein und fuhr los.
Sie steuerte drei Geschäfte an: den Baumarkt, den Supermarkt und den von der Vereinigung der Rosenzüchter betriebenen Landhandel, um Dünger zu kaufen. Sie stand gerade an der Kasse, als Lou Castle hereinkam.
„Lou“, rief sie ihm zu. Er war ein guter Freund ihrer Großmutter gewesen und schon sechsundsiebzig, liebte seine Rosen aber zu sehr, um sich zur Ruhe zu setzen. Er sagte immer, dass er bis zum letzten Atemzug arbeiten und inmitten seiner Rosen sterben wollte.
„Bethie, wie geht es dir?“ Er umarmte sie.
„Gut, Lou. Und dir?“
„Oh, nicht schlecht.“
Beth lächelte. Das antwortete er immer. „Und Fanny?“ Mit Fanny war er seit über fünfzig Jahren verheiratet.
„Na ja, ihre Knie wollen nicht mehr so recht, aber sonst geht es ihr ganz gut.“
Sie plauderten ein paar Minuten. „Ich wollte dich immer anrufen und fragen, wie du den Sturm überstanden hast. Aber ich hatte so viel zu tun, und dann habe ich gehört, dass du jemanden eingestellt hast, der dir bei den Reparaturen hilft. Also scheinst du ja wieder auf die Beine gekommen zu sein.“
„Ja, aber ohne einen der zinsgünstigen Kredite von der Regierung hätte ich es nicht geschafft.“
Lou runzelte die Stirn. „Was für Kredite?“
„Weißt du das etwa nicht? Die Regierung hat Rosenzüchtern mit Sturmschäden zinsgünstige Kredite angeboten.“
„Was? Nein, das wusste ich nicht. Wundert mich, dass Kenny mir nichts davon gesagt hat. Ich war gestern bei ihm in der Bank, um mir Geld zu leihen. Wo hast du den Kredit bekommen?“ Kenny Berlin arbeitete in der Bank in Rose Hill.
„Hier in Tyler.“
„Seltsam. Man sollte meinen, dass Kenny davon weiß. Ich werde ihn danach fragen.“
Sie verabschiedeten sich voneinander, und Beth lud den Dünger ein. Als sie vom Parkplatz fuhr, dachte sie noch immer daran, was Lou erzählt hatte. Es war eigenartig, dass Kenny nichts von den Regierungskrediten gewusst hatte. Oder lag es daran, dass Lou schon zu alt war, um für einen derartigen Kredit infrage zu kommen?
Da die Bank, mit der sie zu tun gehabt hatte, nur ein paar Querstraßen entfernt lag, fuhr sie hin und ging hinein. Harry Westerman war nicht da, aber bevor sie wieder gehen konnte, kam eine hübsche Blondine auf sie zu.
„Hallo. Kann ich Ihnen helfen?“
„Ja. Ich habe vor einigen Wochen einen Kredit von Ihnen bekommen, und da wollte ich Mr. Westerman etwas fragen.“
„Das tut mir leid. Mr. Westerman hat Urlaub und kommt erst Montag in einer Woche wieder.“ Sie lächelte. „Aber vielleicht kann ich Ihre Fragen beantworten. Mein Name ist Darian Sweet.“ Sie gab Beth die Hand.
„Beth Johnson.“
Darian führte sie in ihr Büro. „Setzen Sie sich doch.“ Sie nahm an ihrem Schreibtisch Platz. „So. Was möchten Sie denn wissen?“
„Nun ja, ich habe mich gefragt, ob es sein kann, dass jemand zu alt ist, um einen Kredit wie meinen zu bekommen.“
Verwirrt sah Darian sie an. „Ich fürchte, ich verstehe nicht. Das Alter des Kreditnehmers spielt bei den meisten Krediten keine Rolle. Entscheidend sind die Sicherheiten.“
„Ich weiß, aber mein Kredit gehört zu den zinsgünstigen, die die Regierung Rosenzüchtern mit Sturmschäden angeboten hat. Wir mussten keinen Sicherheiten beibringen.“
Die Bankangestellte runzelte die Stirn. „Hmm. Leider kenne ich mich mit solchen Krediten nicht aus.“
Vielleicht war es doch nicht so eigenartig, dass Kenny Lou nichts davon erzählt hatte.
„Aber ich kann nachschauen“, bot
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