BIANCA EXKLUSIV Band 0173
dass Sie das im Kopf haben, ‚einfach Sherry‘, aber ich habe andere Pläne.“ Sin-Jins Blick fiel auf ihren Bauch. „Sind Sie überhaupt schwanger?“
Überrascht nahm er zur Kenntnis, dass sie nach seiner Hand griff und sie sich ohne Umstände auf den dicken Bauch legte. „Höchstwahrscheinlich.“
Abrupt riss Sin-Jin die Hand fort, als ob er sie auf eine glühende Herdplatte gelegt hatte. Aber er war nicht schnell genug gewesen, denn er hatte die Bewegungen des Babys unter seiner Handfläche gespürt. Das Kind hatte gestrampelt – bestimmt auf ihr Stichwort, dachte er sarkastisch.
Was hat eine schwangere Journalistin hier zu suchen? überlegte er krampfhaft. Warum hat sie sich auf die Lauer gelegt? Unwillkürlich fiel ihm das Meeting ein, das gerade beendet war. „Wenn es um die Fusion mit Marconi geht …“
Sherry unterbrach ihn. „Nein“, erklärte sie, schaute ihm direkt in die Augen und lächelte, so charmant sie nur konnte. „Es geht um Sie.“
Sofort wurde er misstrauisch. „Was ist denn mit mir?“
„Genau das will ich ja herausfinden. Was ist mit Ihnen? Niemand hat eine Ahnung, wer der clevere Geschäftmann ist, der sämtliche Firmen aufkauft.“
Es stand außer Frage, dass seine Arbeit die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zog, abgesehen davon, dass er eine Menge gutes Geld damit verdiente. Aber ums Geld war es ihm nie gegangen. Vielleicht lag es daran, dass es ihm schon in seiner Kindheit nie an Geld gemangelt hatte. Er hatte die schönste Kindheit genossen, die man mit Geld nur kaufen konnte. Jeden Wunsch hatte man ihm von den Augen abgelesen, für alles war gesorgt gewesen. Wie leicht hätte seine Erziehung einen Gefühlsroboter aus ihm machen können. Und genau das warfen seine Feinde ihm vor.
Es hatte schon seine Gründe, dass niemand über ihn Bescheid wusste. Er wünschte es so. „Und so wird es auch bleiben“, erklärte er Sherry.
Als er versuchen wollte, den Fahrstuhl wieder in Gang zu setzen, blockierte sie ihm den Weg. „Warum?“
Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er vergessen, dass sie in einer kleinen Fahrstuhlkabine zwischen dem achtzehnten und dem siebzehnten Stock festsaßen. Wie ein Jo-Jo, das sich in seinen eigenen Schnüren verfangen hatte. Noch nie hatte er so blaue Augen gesehen wie bei der Frau, die ihm mit ihren aufdringlichen Fragen fast den letzten Nerv raubte. Ob sie ihre wundervollen Augen als Waffe gegen mich einsetzt? fragte er sich insgeheim. Schließlich hat sie das mit ihrer Schwangerschaft auch gemacht.
„Schon mal das Wort ‚Privatsphäre‘ gehört?“, fragte er sie trocken. „Oder fehlt dieser Begriff im Wörterbuch der verehrten vierten Gewalt im Staate?“
„Aua, das tat weh. Es entspricht offenbar der Wahrheit, dass Sie einen Gegner ohne Weiteres in sämtliche Einzelteile zerlegen können. Als ob Sie ihn filetieren wollen. Nur mit Ihrem scharfen Mundwerk.“
„Ja“, erwiderte er kurz angebunden, „richtig.“
Aber anstatt seine Bemerkung als Beleidigung zu empfinden, strahlte sie ihn an, als hätte er ihr gerade einen zehnkarätigen Diamanten geschenkt.
Bestimmt betrachtet sie mich als Herausforderung, dachte er. Damit konnte er umgehen. Auch er liebte die Herausforderung. Je schwieriger etwas zu haben war, desto größer wurde sein Verlangen.
In seinem Hinterkopf formte sich ein Gedanke. Wie schwer war eine Frau zu erobern, die sich im Fahrstuhl an ihn drängte?
Schon im nächsten Augenblick schob Sin-Jin den Gedanken jedoch entschlossen wieder beiseite. Es war nicht zu übersehen, dass sie jemand anders gehörte. Anders als sein Vater legte er es nicht darauf an, die Frauen fremder Männer zu erobern, selbst dann nicht, wenn sie seine Aufmerksamkeit erregt hatten.
Sin-Jin freute sich, dass das Wortgefecht vorüber war, und langte wieder nach dem Fahrstuhlknopf. Erneut fuhr sie ihm dazwischen, aber dieses Mal griff Sin-Jin nach ihrem Handgelenk und hielt sie fest. „Das Spiel ist aus.“
Sherry hob das Kinn. Ihr Blick verriet ihm, dass er sie nicht im Geringsten beeindruckt hatte. Wie der Blitz durchfuhr ihn die Erkenntnis, dass ihn dieses Spiel erregte.
„Was haben Sie zu verbergen, Mr. Adair?“, wollte Sherry wissen. „Wovor haben Sie Angst?“
Sin-Jin bemerkte, dass er ihr Handgelenk immer noch umklammert hielt. Zögernd ließ er sie los, um gleich wieder zupacken zu können, sobald sie wieder auf Stopp drückte. „Ich bin wegen Mordes angeklagt, und das zu Recht.“
„Dann muss ich nur dafür
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