BIANCA EXKLUSIV Band 0174
während der Trauung in Ruhe lassen?“
Saffron trat aus der Ruine hervor und stellte sich unter die Laube aus roten und weißen Rosen, die für die Zeremonie aufgebaut worden war. Sie trug ein langes, ärmelloses Kleid aus gelbem Samt und einen riesigen Hut. Eric und Neill nahmen ihre Plätze zu beiden Seiten der Priesterin ein und blickten erwartungsvoll zur Terrasse.
Bianca flüsterte Lizzie zu: „In welcher Kirche ist Saffron geweiht worden?“
„Kirche?“, hakte Lizzie erstaunt nach.
„Kevin hat gesagt, dass sie Priesterin ist.“
„Sie ist in keiner Kirche geweiht worden. Sie gehört einer Sekte an, die sich Kloster der Göttin der allumfassenden Seligkeit und des Sonnenscheins nennt. Sie wollen Freude und Entzücken verbreiten. Deswegen lieben sie Hochzeiten. Ich glaube, alle Mitglieder dürfen Trauungen vollziehen.“
Bianca unterdrückte ein Lachen und murmelte: „Aha.“
In diesem Moment gab Genevieve das vereinbarte Zeichen, und die Brautjungfern schritten über den Mittelgang zum geschmückten Altar.
Neill warf Eric einen Blick zu und fragte sich verwundert, warum er so niedergeschlagen wirkte. Denn kurz vor der Zeremonie hatten sie ihren Streit beigelegt und sich ausgesprochen. Eric hatte sehr erleichtert gewirkt, was verständlich war. Es musste ihn belastet haben, dass sein Bruder ihn verdächtigte, ein Kind mit einer der Brautjungfern gezeugt zu haben, und noch dazu mit Bianca. Vielleicht hatte derselbe Verdacht auf Carolines Seite die Unstimmigkeiten zwischen dem Brautpaar hervorgerufen. Jedenfalls sah Eric nicht so aus, wie ein Bräutigam aussehen sollte – ein wenig nervös zwar, aber gefesselt von der Braut. Er wirkte vielmehr resigniert.
Neill blickte zu Bianca, die auf der anderen Seite des Mittelgangs stand. Sie mied seinen Blick, und er wusste warum. Sie wollte eine feste Bindung. Aber war er bereit dazu? Er konnte sich kaum eingestehen, sie halbwegs zu lieben. Eine Bindung hingegen erforderte eine bedingungslose, unwiderrufliche Liebe.
Caroline trat aus dem Hotel. Sie trug ein Gewand aus Spitze und einen zarten Schleier, der so lang wie die Schleppe war.
Verstohlen blicke Neill erneut zu Bianca. Seiner Ansicht nach konnte keine Braut ihr das Wasser reichen. Sie stand aufrecht und gefasst da, mit einem sehnsüchtigen Lächeln auf den Lippen, die er vor so kurzem geküsst hatte. Sie war stets eine eindrucksvolle Frau, aber besonders an diesem Tag. Trotz der drückenden Hitze gelang es ihr, kühl und frisch auszusehen, und selbst in dem lächerlich verzierten Kleid in scheußlichem Rosa war sie so wunderschön, dass ihm ein Kloß in die Kehle stieg. Würde ihre Tochter einmal wie sie aussehen? Er hoffte es.
Hainsworth, der mit Caroline am Arm vortrat, ging völlig in der Rolle des stolzen Vaters auf. Genevieve lächelte ausnahmsweise gnädig, als ihre Tochter den Altar erreichte. Die Gäste verhielten sich gebührend still, Saffron blickte ernst und feierlich drein, und vom Himmel senkte sich ein Hubschrauber herab.
Neill blickte auf, als er den Luftzug des Propellers spürte. Die übrigen Anwesenden schauten ebenfalls gen Himmel. Saffron eröffnete unerschrocken ihre Ansprache über Freude und Glück, die über den Lärm der Rotoren hinweg kaum zu verstehen war. Ein zweiter Hubschrauber tauchte auf, und ein Fotograf beugte sich weit zur Tür hinaus.
Diese dummen Paparazzi, dachte Neill. Er konnte nicht begreifen, warum sie oder alle anderen sich derart für eine Hochzeit interessierten. Dann wurde ihm bewusst, wie stolz Hainsworth als Brautführer wirkte.
Unwillkürlich stellte Neill sich vor, seine Tochter heranwachsen zu sehen. Im Geiste sah er sich mit der zweijährigen Tia am Strand herumtollen, ihre Zeichnungen in der Grundschule bewundern, sie beim Tanzen auf einer Teenagerparty filmen. Ihm wurde bewusst, wie schwer es sein musste, eine Tochter zum College zu verabschieden in dem Wissen, dass sie nie wieder zu Hause wohnen würde. Er stellte sich sogar vor, seine Tochter einem anderen Mann, ihrem zukünftigen Ehemann, zu übergeben.
Über seinen Träumereien vergaß er Eric. Er vergaß Bianca und sogar die Hubschrauber. Ihm wurde bewusst, dass eine Vaterschaft nicht auf die leichte Schulter zu nehmen war. Es war eine ernste Angelegenheit, die ihn in kalten Schweiß ausbrechen ließ.
Plötzlich wurde ihm klar, was sein Vater empfunden haben musste, und in diesem Moment wich die Verwirrung von ihm, und ein bedeutsames Geheimnis lüftete sich schließlich für
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