BIANCA EXKLUSIV Band 0174
ein Bedingung gestellt: Sie wollen die Leitung übernehmen, mit städtischem Personal. Das ist wunderbar. Fast wie in einem melodramatischen Fernsehfilm. Eine Woche bin ich noch leitende Kraft einer karitativen Einrichtung, in der nächsten bin ich selbst dort Kundin.“
Colby stand wie erstarrt da.
„Sie sehen also, es spielt keine Rolle, ob ich versichert bin oder nicht und ob ich die Schlösser auswechseln lasse oder nicht.“ Dani sank gegen den Tresen. „Es spielt keine Rolle, weil ich ohnehin weggehen muss. Ich habe keine Arbeit mehr, kein Geld mehr und kann es mir einfach nicht leisten hierzubleiben.“
5. KAPITEL
Colby wischte mit einem feuchten Tuch über Megans klebrigen Mund, brachte sie ins Wohnzimmer und setzte sie neben ihr Lieblingsspielzeug. Er sah auf die Uhr. „Du kannst dich jetzt zwölf Minuten lang beschäftigen.“
Megan krabbelte sogleich unter den Couchtisch.
„Nein, nein.“ Colby ließ sich auf die Knie herunter und schnappte nach ihren Beinchen, worauf sie mit einem empörten Grunzen reagierte. Nach kurzem Kampf schaffte er es, das strampelnde Kind, das einen Haufen zerfledderten, nassen Papiers an sich drückte, hervorzuziehen. „Du liebe Güte.“
Mit Mühe und Not entwand er ihren kleinen Händen das, was von dem Finanzbericht übrig war, setzte sich auf den Teppich, der inzwischen etliche Flecke aufwies, und seufzte. Er wedelte mit den zerfetzten Papieren vor Megans Gesicht hin und her. „Das ist kein Spielzeug! Das gehört Onkel Colby, und das da“, er wies auf die bunten Plastiksachen, „gehört Megan, verstehst du?“
Megan stieß einen schrillen Schrei aus und klatschte in die Hände.
„Gut, nun spiel schön, du hast noch elf Minuten.“ Colby setzte die Kleine wieder neben das Spielzeug, aber sie krabbelte in Richtung Esszimmer.
Er war müde, blieb einfach am Boden sitzen, den zerknüllten Finanzbericht in der Hand.
Er wusste nicht, wie lange er das noch aushalten würde. Babys waren unberechenbare Geschöpfe, lachten im einen Moment und heulten im nächsten, ohne dass man verstand, wieso.
Und essen wollten Kinder auch ständig. Das hatte Colby auf die harte Tour gelernt, als Megan es geschafft hatte, den Spülschrank zu öffnen und sich am Scheuerpulver zu bedienen. Nachdem er mit ihr in der Klinik gewesen war, hatte er überall kindersichere Absperrungen einbauen lassen. Aber das genügte nicht. Alles, was auf Bodenhöhe und erreichbar war, bedeutete ein Risiko.
Es klopfte, Colby eilte zur Tür. „Donnerwetter, superpünktlich.“
„Ja, ich weiß, neun Minuten und sechsunddreißig Sekunden zu früh.“ Dani stellte ihren Rucksack ab und legte die Zeitungsanzeigen in den Flur. „Die gute Nachricht ist, dass der Fernsehauftritt mich so bekannt gemacht hat, dass ich auf der Straße um Autogramme gebeten werde. Die schlechte, dass ich jetzt als Unruhestifterin gelte und deswegen niemand mehr wagt, mich einzustellen.“
„Tut mir leid, das zu hören“, sagte Colby.
„Klar.“ Dani stürmte ins Wohnzimmer, wo Megan unter den Stühlen herumkrabbelte. „Hallo, meine Süße, da bin ich!“
Sobald Megan Danis Stimme hörte, quietschte sie fröhlich, kam hervorgekrochen und setzte sich mit wedelnden Ärmchen auf. Dani hob sie hoch und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen.
Colby schaute immer wieder begeistert zu, wie zärtlich die beiden miteinander umgingen. Das Kind liebte Dani, und das beruhte auf Gegenseitigkeit – was Colby immer wieder erstaunte.
Danis berufliches Pech war für ihn ein Glücksfall. Und er erkannte eine Gelegenheit, wenn sie sich ihm bot!
Nach einer lebhaften Verhandlung, bei der er amüsiert festgestellt hatte, dass seine Nachbarin eine smarte Geschäftsfrau war, hatten sie schließlich einen Deal abgemacht. Dani würde nachmittags für Megan sorgen, was Colby erlaubte, dann seiner Arbeit nachzugehen, und Dani, einen finanziellen Engpass zu überwinden und den Vormittag der Arbeitssuche zu widmen.
Seit zwei Wochen lief die Abmachung zwischen Dani und Colby nun schon ganz erfolgreich.
„Hat sie schon zu Mittag gegessen?“, fragte Dani.
„Hm? Ja, natürlich.“ Colby sah auf die Uhr und stopfte den zerfledderten Finanzbericht in seine Aktentasche. „Ich bin nachher bei mehreren Sitzungen. Falls nötig, kann meine Sekretärin mich aber erreichen, oder du kannst mich über Handy anrufen.“ Sie hatten sich inzwischen darauf geeinigt, sich zu duzen.
„Ich weiß.“ Dani brachte Megan damit zum Lachen, dass sie ihr eine saftige
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