BIANCA EXKLUSIV Band 0174
unterbrach sie. „Megan wird an ihrem Geburtstag bei uns sein, und wir werden ihn feiern, wie wir es für angebracht halten.“
Diese Ankündigung verschlug Dani die Sprache. „Sind Sie da nicht vielleicht etwas voreilig?“, fragte sie schließlich. „Die erste Anhörung ist erst morgen, und soviel ich weiß, wird sofort ein Aufschub beantragt.“
Ein verächtliches Schnauben war zu hören. „Reine Hinhaltetaktik! Unsere Anwälte versichern uns, dass der nicht gewährt wird. Unsere Enkelin gehört zu uns, das sieht auch der Richter so.“
„Bei allem Respekt, Mrs. Sinclair, ich glaube, dass der Richter sich beide Seiten anhören wird, bevor er eine Entscheidung trifft. Vorausgesetzt, dass es überhaupt so weit kommt.“
Eugenia wurde aufmerksam. „Wie bitte?“
„Megan braucht Sie. Sie braucht ihre Großeltern, und sie braucht auch ihren Onkel. Megan braucht ihre gesamte Familie, Mrs. Sinclair. Es muss doch einen Weg geben, wie wir das für alle Beteiligten lösen.“
Einen Moment lang glaubte Dani, sie sei zu der anderen Frau durchgedrungen. Sie hörte, wie Mrs. Sinclair langsam und tief atmete.
„Meinen Sie das wirklich?“, fragte Eugenia schließlich.
„Ja, das tue ich.“
„Dann sind Sie ganz schön dumm.“ Und damit legte sie auf.
Dani saß wie erstarrt da und lauschte auf das Tuten in der Leitung. Schließlich legte sie ebenfalls auf. Natürlich war sie ganz schön dumm. Colby hatte sie ja gewarnt, dass seine Mutter sich auf keinen Kompromiss einließe.
Und er schien das auch nicht zu wollen. Aber das glaubte Dani nicht so ganz. Sie glaubte, dass er hinter seiner Maske der Gleichgültigkeit verbarg, wie sehr man ihn verletzt hatte. Colby sehnte sich so sehr nach Liebe, dass er sein Leben lang jede Bindung vermieden hatte, um nicht erneut einen emotionalen Verlust zu erleiden.
Sobald Colby mit Megan zusammen war, zerbrach diese Fassade, dann sah man die Wärme in seinem Blick, die seinen oft kühlen Worten widersprach.
Wenn Colbys Mutter ihrem Sohn ähnelte, dann musste Dani erst einmal lernen, Eugenia Sinclair zu verstehen. Die Frau kannte Dani schließlich nicht, und unter diesen Umständen war deren Skepsis nur allzu verständlich.
Vielleicht sollte Dani ihre Taktik ändern, sich persönlich mit den Sinclairs treffen und für das Sorgerecht einen Kompromiss aushandeln, um die Familie zu retten. Vielleicht würde Eugenia sogar zustimmen. Dani konnte sich nicht vorstellen, dass eine Mutter lieber das Leben ihres Sohnes zerstörte, als es mit ihm zu teilen.
Als sich die Tür öffnete, wischte Dani sich schnell den Tomatensaft von den Händen und eilte um den Tresen herum. Colby legte seine Ledertasche ab. Er sah erschöpft aus. Dani schaute ihn gespannt an. „Und?“
„Der Aufschub wurde gewährt, wir haben einen weiteren Monat Zeit.“
„Gott sei Dank.“ Erleichtert fiel sie ihm in die Arme. Alle Gedanken an das baldige Ende ihrer Ehe verschwanden. „Du bist doch sicher froh.“
Er küsste ihre Stirn und barg das Gesicht in ihren Locken. Dani schloss die Augen und hörte seinen Herzschlag an ihrem Ohr. Sie hatte die Arme um ihn geschlungen, das Tuch noch in den Händen. Es kam ihr so selbstverständlich vor, so mit ihm dazustehen, so natürlich.
Dani schaute in sein müdes Gesicht. „Und …?“
Colby wusste sofort, was sie wissen wollte. „Der Fall ist dem Jugendamt übergeben worden.“
Danis Mut sank. Als Sozialarbeiterin wusste sie, was das bedeutete: Jedes Detail ihres Lebens, öffentlich oder privat, würde genau überprüft werden, Freunde und Familie würden befragt, ihre persönliche Beziehung unter die Lupe genommen. Es würde überraschende Hausbesuche geben, bei denen sich herausstellte, dass sich Danis Sachen in einem Zimmer und Colbys in einem anderen befanden.
„Was sollen wir jetzt tun?“
Colby strich mit den Händen über ihre Oberarme. „Ich kann nicht von dir verlangen, dass du dieses Spiel weiterhin mitspielst“, sagte er ruhig.
„Spiel“, wiederholte Dani dumpf.
„Ja, unsere Scheinehe.“
Sie schluckte. „Ist es für dich nur das, eine Scheinehe?“
Er dachte nach. „Nein“, sagte er und schien genauso überrascht von dem Gedanken wie Dani. Lange schaute er sie an. „Darum geht es aber gar nicht, Dani. Du wirst von Leuten befragt, die die Macht haben, rechtliche Konsequenzen zu ziehen, wenn du falsch antwortest.“
Danis Mund war ganz trocken. Er hatte Nein gesagt! Er fand nicht, dass sie eine Scheinehe führten! Glücklich schloss
Weitere Kostenlose Bücher