BIANCA EXKLUSIV Band 0181
Christina hatte an Selbstvertrauen gewonnen.
Außerdem hatte sie eine weitere Erkenntnis gewonnen. Wenn eine Mitarbeiterin versuchte, ihr in den Rücken zu fallen, war das ein Schlag. Und dieser Schlag traf nicht nur sie, sondern auch die anderen Teammitglieder, die sich bemühten, das Beste für das Projekt zu erreichen.
Christina wählte ihre Worte sorgfältig, um nicht hochnäsig zu wirken. „Ihr Verhalten, Twyla, spricht nicht unbedingt dafür, dass ich Sie dauerhaft behalte. Sie haben mir keinen Respekt entgegengebracht, und das kann man nicht vergessen. Ich bin eine sehr gute Teamleiterin und verdiene Respekt.“ Zu deutlich erinnerte sie sich noch an Rebecca Waters und deren Rache. Trotzdem, sie würde sich von ihrer Angst nicht besiegen lassen. „Sie verstehen bestimmt“, fuhr sie fort, „weshalb ich es für besser halte, wenn wir nach diesem Projekt getrennte Wege gehen. Fortune-Rockwell Investments hat noch andere Teams, denen Sie beitreten können.“
„Aber Dereks Team ist das angesehenste.“
Also hatte Twyla geflirtet, um auf der Karriereleiter hochzusteigen. Deshalb hatte sie die Männer im Team mit ihrem Lächeln herausgefordert, Derek viel Dekolletee gezeigt und Gerüchte als Waffe eingesetzt.
Christina stand auf, um damit anzuzeigen, dass das Gespräch beendet war. „Sie werden auch an einer anderen Stelle der Firma gute Arbeit leisten, davon bin ich überzeugt. Viel Glück.“
Twyla umkrallte die Seitenlehnen des Sessels so hart, dass sich die Knöchel weiß unter der Haut abhoben, und sah Christina scharf an. „Sie sind nicht so toll, wie Sie denken“, sagte sie. „Sich an den Chef ranmachen, das kann jede.“
Also war die ganze Reue nur gespielt gewesen. Hatte Derek durchblicken lassen, dass er mit seiner Teamleiterin im Bett gewesen war? Oder hatte Twyla nur eins und eins zusammengezählt? Und noch schlimmer: Hatte Derek in der Firma zahlreiche Affären und verbarg sie nur so gut, dass sie nichts davon gemerkt hatte?
„Twyla.“ Christina öffnete die Tür. „Sie sollten jetzt aufhören, bevor Sie Ihrer Karriere noch größeren Schaden zufügen.“
„Derek wird dafür sorgen, dass ich bleibe“, fügte Twyla hinzu.
Christina stand starr da, hielt weiterhin die Tür auf und stützte sich gleichzeitig daran ab.
„Wenn Sie nicht fragen“, ergänzte Twyla, „dann erkläre ich es Ihnen.“
„Ich will nichts hören von Ihren giftigen …“
„Ich sage Ihnen, wie Derek ist.“ Twyla stand auf und trat vor Christina hin. „Jeder weiß doch, dass er Frauen zum Frühstück verspeist. Denken Sie nach, Christina. Warum wollen Sie diese Schwäche nicht ausnutzen?“
Christina hatte aufmerksam zugehört. „Eine Firma ist kein Schlachtfeld, Twyla“, wandte sie ein. Eine Firma sollte kein Schlachtfeld sein, dachte sie. Ihre Mitarbeiterin sah sie durchdringend an. Nein! Christina war überzeugt, sich nichts vorgemacht zu haben. Derek war nicht wie William Dugan.
„Also, ich war ja nicht mit Derek zusammen“, sagte Twyla. „Bisher zumindest nicht. Aber das ist nur eine Frage der Zeit. Männer wie er sind leicht zu haben.“
Das traf. Und wie! Alle Zweifel, die Christina wegen Derek gehegt hatte, waren plötzlich wieder da. Schürzenjäger. Einer, der sich nie binden würde. Der mit den Frauen nur spielte.
„Raus“, befahl Christina kalt.
Twyla lächelte zufrieden. „Ich komme wieder ins Team“, behauptete sie und ging an Christina vorbei. „Mit oder ohne Ihre Hilfe – ich schaffe es auf meine Art.“
Christina hätte ihr gern vorgehalten, dass Frauen wie sie alle berufstätigen Frauen in Verruf brachten. Und Männer wie Derek schädigten. Doch gab es bei ihm tatsächlich noch etwas zu schädigen? Er war doch ein Frauenheld. Nur weil er vorhin heimlich ihre Hand gehalten hatte, bedeutete das noch lange nicht, dass er sie nicht wie eine heiße Kartoffel fallen lassen würde. Zum Beispiel für eine Nacht mit Twyla.
Wieso lernte sie nichts dazu?
Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, lehnte sie sich erschöpft dagegen, stieß sich jedoch gleich wieder ab.
Ihr wurde schlagartig etwas klar. Sie hatte doch dazugelernt.
Die Verbitterung über Dugan hatte sie bisher immer gebremst, ihre Karriere richtig zu verfolgen. Diese Bitterkeit, diese Angst musste sie loswerden, um endlich weitermachen zu können. Und sie wollte weitermachen.
Was waren die Alternativen? Kündigen, bevor die Situation mit Derek unhaltbar wurde? Fortune-Rockwell verlassen, nur weil wieder dumme
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