BIANCA EXKLUSIV Band 0181
etwas?“, fragte Marc. „Ach nein, ich erinnere mich, du brauchst immer etwas länger, bis du richtig wach bist. Möchtest du einen Kaffee?“
„Ja, danke.“
„Dann schenk dir doch ein. Ich hätte meinen gern schwarz.“
Froh, dass sie etwas zu tun bekam, stand Paige auf, trat ans Sideboard und goss vorsichtig zwei große Tassen Kaffee ein. Sie setzte sich wieder und fragte locker: „Isst du morgens immer Haferbrei?“
„Wenn ich zu Hause bin, ja. Und was möchtest du?“
„Obst und Toast.“
Beim Essen machte Marc Konversation. Dass er so locker wirkte, verunsicherte Paige von Moment zu Moment mehr. Denn wenn jene Küsse ihm etwas bedeutet hätten, würde er jetzt ebenso wie sie hellwach, angespannt und nervös dasitzen statt kühl und unbekümmert.
„Das Wetter hat sich beruhigt, sodass wir heute Morgen um die Insel fahren könnten“, sagte er höflich. „Dann bekommst du auch eine Vorstellung davon, wie die Insel von der See her aussieht.“
Es kostete sie sehr viel Kraft, doch sie schaffte es, gelassen zu antworten: „Das ist sehr nett von dir, aber fühle dich nicht verpflichtet, mich zu unterhalten.“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Ich will dir wenigstens einen kleinen Eindruck von der Bucht der Inseln vermitteln.“
„Ich kann mich sehr gut allein beschäftigen.“
„Paige, ich werde dich nicht noch einmal küssen.“ Sein freundlicher Ton konnte die stählerne Härte, die darunter lag, nicht verbergen.
Sie spürte, dass ihr die Wangen glühten. Draußen gurrte eine Taube, das Meer rauschte. „Du wirst auch keine Gelegenheit dazu bekommen.“ Ein tiefer Atemzug, und sie hatte sich wieder in der Hand. „Kann ich heute Morgen Juliettes Vermächtnis sehen?“ Das klang vielleicht geschmacklos und so, als könnte sie es nicht abwarten, aber sie wollte verhindern, dass sich der Eindruck einschlich, dies wäre ein normaler Urlaub und die Küsse vom Vortag wären nichts als ein angenehmer Zeitvertreib gewesen.
„Aber sicher.“ Seine Stimme klang kalt. Doch dann fuhr er freundlicher fort: „Ich mache dir ein Angebot.“
Verblüfft sah sie ihn an. „Wie bitte?“
„Ich schicke Rose mit dem Kästchen zu dir, sobald wir zurück sind. Aber dafür musst du mir versprechen, mich nicht mehr anzusehen, als würdest du befürchten, ich könnte dich jeden Moment anfallen.“ Er betrachtete sie forschend. „Es tut mir leid, dass ich dich gestern geküsst habe.“
Sie rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her.
„Ich will mich nicht herausreden, Paige. Du bist reizend und sehr begehrenswert, deshalb habe ich den Kopf verloren. Aber es wird nicht wieder geschehen, das verspreche ich.“
Weil er die vergangene Nacht in den Armen seiner Geliebten verbracht hatte? War er Lauren Porter vielleicht doch treu? Ich bin sehr froh, dass er es versprochen hat, sagte sich Paige fest.
„Ja, gut, dann ist es okay.“
„Hältst du es nun für möglich, zu frühstücken, statt den Toast auf dem Teller hin und her zu schieben?“
Er machte sich also über sie lustig. Zweifellos bereute er es sehr, sie geküsst zu haben. Dann stellte diese schrecklich peinliche Unterhaltung also einen Versuch dar, das wiedergutzumachen.
„Ja“, sagte sie steif und zwang ihr Frühstück Bissen für Bissen hinunter.
Marcs Motorkreuzer war zwar kleiner als die Segelyacht, aber doch um etliches größer als die Boote, die viele neuseeländische Familien besaßen, entschied Paige, nachdem sie ihn aus der Nähe gesehen hatte. Die luxuriöse Kajüte war mit modernstem technischen Gerät ausgestattet. Das Spielzeug eines Reichen, dachte sie.
„Kennst du dich mit Booten aus?“ Marc trat zur Seite, damit sie vor ihm nach oben klettern konnte.
„Ich kann rudern, das ist so ungefähr alles.“ Sie bewegte sich behände hinauf und sah sich um. Auf der Flybridge befanden sich an drei Seiten Ledersitze unter den großen Fenstern, und vorn entdeckte sie ein eindrucksvolles Armaturenbrett mit vielen Anzeigen und Bildschirmen. Davor waren zwei Ledersessel am Boden festgeschraubt. Nach drei Seiten bot sich ein Panoramablick.
„Nimm Platz, dann kann’s losgehen.“
Zögernd setzte sich Paige und beobachtete, wie Marc seinen Platz hinter dem Steuer einnahm und das schwere Boot kompetent hinausbugsierte. Sobald sie aus der Bucht heraus waren und langsam die Küste entlangfuhren, fragte er: „Na, bist du jetzt froh, dass ich dir geraten habe, eine Jacke überzuziehen?“
Lächelnd streichelte sie Fancys glänzendes Fell.
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