BIANCA EXKLUSIV Band 0187
Bad.
Als sie die Hütte verließ und sich in der näheren Umgebung umsehen wollte, kam ein Pumajunges um die Ecke. Die gar nicht babyhaften Zähne in der kleinen Schnauze jagten sie über die Straße und den Hang hinauf.
Bei Tageslicht sah Kierans Hütte noch schäbiger als nachts aus. Je länger Samantha darüber nachdachte, desto mehr reizte es sie, Hausfrau zu spielen. Das war das Einzige, was sie noch nie getan hatte.
Kieran stand die größte Überraschung seines Lebens bevor. Den ganzen Nachmittag putzte sie und schleppte anschließend Lebensmittel aus dem General Store nach Hause.
Sie hinterließ Kieran eine Nachricht, er sollte vor dem Abendessen daheim sein. Dann grillte sie ein Steak, kochte Kartoffeln und machte Salat.
Doch jetzt erinnerte sie der vom Grill aufsteigende Rauch, dass sie das Steak vergessen hatte. Sobald sie das geschwärzte Ding auf einen Teller gelegt hatte, fielen ihr die Kartoffeln ein. Die klebten aber schon im Topf fest.
Wenigstens sah der Salat anständig aus. Und Kieran konnte sich nicht beschweren. Ein Steak war ein Steak, auch wenn es verbrannt war, und die Kartoffeln waren nur leicht verkohlt.
Sie hatte jedoch nicht in Betracht gezogen, wie es im Haus roch. Die Tür flog auf, und Kieran stürmte herein. Bevor sie begriff, was er tat, riss er den Feuerlöscher von der Wand und überzog das erste Abendessen ihrer Ehe mit Löschschaum.
„Tut mir leid“, entschuldigte er sich angesichts ihrer schockierten Miene. „Ich dachte, die Hütte brennt.“
Eigentlich wollte Samantha darüber lachen, schaffte es jedoch nicht. „Ich möchte dich sehen, wie du Abendessen kochst!“
„Ich weiß deine Mühe zu schätzen“, versicherte er und begann zu lachen.
„Ich mache einen sagenhaften Käsekuchen“, versicherte sie.
„Aber ja, natürlich.“ Er warf alles in den Mülleimer. „Keine Sorge, wir haben ja die Kantine.“
Sie machte wirklich einen sagenhaften Käsekuchen. Das wollte sie ihm zu gegebener Zeit beweisen.
In der Kantine erzählte Mack, einer der Arbeiter, den anderen Männern Geschichten, die er von einem durchreisenden Mineraliensucher gehört hatte.
„In den Zeiten des Goldrauschs fand ein gewisser Pegleg Smith in einem der Canyons ein Vermögen“, berichtete der untersetzte Mann, während er eine doppelte Portion Roastbeef mit Soße verschlang. „Dann hat er es wieder verloren. Ich glaube, das war draußen in den Borrego Badlands.“
„Wie hat er das Vermögen verloren?“ Kieran beugte sich interessiert vor.
„Wahrscheinlich hat er es unter V in unserem Karteikasten abgelegt“, sagte Pete, und alle lachten.
„Das wusste der Mineraliensucher nicht“, antwortete Mack. „Aber Pegleg Smith oder ein anderer ist da draußen bei der Suche nach dem Vermögen gestorben. Und seither geht ein Skelett um und jagt Goldsucher. Richtig unheimlich. Mit einer Laterne. Und das Licht scheint durch die Rippen.“
„Hört sich an, als hätte er zu viel Stephen King gelesen“, bemerkte Lew.
„Wartet, bis ihr die zweite Geschichte hört, die er mir erzählt hat“, meinte Mack.
Samantha zog sich zurück, um die unvermeidliche peinliche Situation mit Kieran beim Schlafengehen zu vermeiden. Er blickte nicht hoch, als sie ihr Tablett zurückbrachte und zur Tür ging. Wahrscheinlich bemerkte er nicht einmal, dass sie nicht mehr da war.
Die Steine drückten durch die dünnen Sohlen ihrer Sandalen. Sie brauchte unbedingt Wanderschuhe.
Und was war mit ihrem Koffer voll hochhackiger Schuhe? Was war mit ihren hauchdünnen Kleidern, die perfekt für Dinner in Rom oder Karneval in Rio waren? Wieso grillte sie ein Steak, wenn sie chinesische Shrimps bevorzugte?
Es war dunkel, und in der Ferne heulte ein Kojote. Samantha fühlte sich schrecklich allein. Doch es war nicht mehr weit.
Erleichtert betrat sie den Weg, der zur Hütte führte. Nur noch wenige Meter, dann konnte sie die Tür hinter sich abschließen.
Als sie die Lichtung erreichte, schimmerte etwas seitlich von ihr. Verwirrt blieb sie stehen. Das Ding bewegte sich, und sie starrte in ein großes gelbes Augenpaar.
Samantha schrie.
9. KAPITEL
Hinterher wusste Kieran nicht, ob er den Schrei hörte oder nur fühlte. Er saß in der Kantine und lauschte Mack, als ihm ein Schauer über den Rücken lief.
Er sprang auf und sah sich nach Samantha um. „Wo ist sie hin?“, fragte er seine Freunde.
„Sie ist vor zehn Minuten gegangen“, antwortete jemand.
Kieran lief mit etlichen Männern auf die Straße, fand
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