BIANCA EXKLUSIV Band 0188
liebt.“
Sie fühlten sich beide schrecklich.
Molly schenkte den Tee ein, und dann unterhielten sie sich noch eine Viertelstunde. Obwohl sie sehr unterschiedlich waren, hatten sie sich angefreundet, weil sie durch die gleiche Tragödie verbunden waren.
Nachdem Amanda gegangen war, zog Molly sich um und holte die Farbe. Sie zog ein altes Anzugshemd von Jordan an, rollte die langen Ärmel hoch und betrachtete sich im Spiegel.
„Mach dir nichts vor“, sagte sie leise zu sich selbst. Sie wollte ganz bewusst in Jordans Hemd anstreichen. So unlogisch es auch war, sie fühlte sich ihm nahe, wenn sie das Hemd trug. Vor Jahren, als sie beide noch nicht ahnten, was ihnen bevorstand, war es ihr Lieblingshemd gewesen.
Sie hatte es aus seinem Schrank genommen, als sie ihre Sachen vom Haus in ihre Wohnung brachte. Eine Weile hatte sie gefürchtet, er könnte es zurückverlangen. Im Lauf der Zeit war ihr klar geworden, dass er so viele Hemden besaß, dass er dieses eine nicht vermisste.
Dass sie es beim Anstreichen des Kinderbettchens trug, war der Versuch, ihn sich selbst und ihrem gemeinsamen Kind näherzubringen. In diesem Hemd konnte sie sich vorstellen, dass er seine Arme um sie schlang. In diesem Hemd konnte sie der Vergangenheit trotzen.
Sie rührte gerade die Farbe mit einem flachen Holzlöffel um, als es an der Tür klingelte. Ungeduldig schob sie die Ärmel hoch und ging ins Wohnzimmer.
Jordan war der letzte Mensch, den sie vor ihrer Tür erwartete. In den Armen hielt er zwei schwere braune Papiertüten, und er blickte an ihr vorbei, als wüsste er nicht, was ihn erwartete.
„Ich bringe Geschenke“, sagte er mit einem lockenden Lächeln.
„Was für Geschenke?“ Sie verschränkte die Arme und überlegte, was sie machen sollte. Mit gutem Recht hätte sie ihm die Tür vor der Nase zuschlagen können, doch das brachte sie nicht über sich.
„Abendessen mit allem, was dazugehört. Dein Lieblingsessen.“
Sie wurde weich. „Brathähnchen, Püree und Soße?“
„Genau.“
Sie stieß die Tür auf. „Komm herein.“
Er lachte leise. „Du hast dich immer mit Essen kaufen lassen.“
„Wenn du länger als fünf Minuten bleiben willst“, warnte sie, „solltest du zu kochen beginnen.“
Er lächelte breit. Sie folgte ihm in die Küche und fand schnell heraus, dass er viel mehr Lebensmittel gebracht hatte, als für eine Mahlzeit nötig waren. Er musste noch zweimal zu seinem Wagen gehen, um alles ins Haus zu tragen.
„Ich will nicht neugierig sein“, meinte er, während er Dosen in ihren Schränken verstaute, „aber woher hast du dieses Hemd?“
Sie sah ihn gespielt unschuldig an. „Dieses alte Ding?“
„Es sieht wie eines meiner Hemden aus.“
Sie klimperte mit den Wimpern. „Willst du behaupten, ich hätte es gestohlen?“
Die Hände in die Hüften gestützt, drehte er sich zu ihr um. „Allerdings.“
Sie schlug den Blick nieder. „Vermisst du es?“
„Nein, aber ich muss dir sagen, dass es an mir nie so gut ausgesehen hat.“
Sie lachte, machte auf dem Absatz kehrt und ging in das Kinderzimmer zurück. Jordan arbeitete in der Küche und summte vor sich hin, während er das Abendessen vorbereitete. Dazu gehörte allerdings kein großes Geschick. Das Hähnchen war bereits gegrillt, und Püree und Soße sahen verdächtig nach einem Fast-Food-Restaurant aus.
Er gesellte sich schon nach einer Viertelstunde zu ihr und sah ihr beim Streichen zu. Sie wartete darauf, dass er etwas sagte. Als er lange schwieg, unterbrach sie ihre Tätigkeit und sah ihn an.
„Ist es denn gut, wenn du in deinem Zustand anstreichst?“, fragte er.
„Es ist absolut sicher. Ich habe den Verkäufer im Laden gefragt.“ Wenn er so besorgt war, hätte er ihr helfen können. Sie wartete, aber er bot sich nicht an.
„Wie war deine Woche?“, fragte er.
Sie überlegte. Sie konnte lügen und behaupten, alles wäre großartig gelaufen, obwohl sie sich unruhig und schlecht gefühlt hatte. Oder sie konnte zugeben, dass sie keine einzige Nacht durchgeschlafen hatte, weil sie sich beim Schließen der Augen sofort daran erinnerte, wie schön sie sich in seine Arme geschmiegt hatte.
„Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll, Jordan“, erklärte sie, als sie erkannte, dass sie unmöglich ganz ehrlich sein und gleichzeitig ihren Stolz bewahren konnte.
„Hast du an mich gedacht?“
Sie tauchte den Pinsel in die Farbe und zögerte. „Ja. Hast du an mich gedacht?“
„In jeder einzelnen Minute. Ich habe bis
Weitere Kostenlose Bücher