BIANCA EXKLUSIV Band 0188
Zwischenzeit die Weinflasche entkorken. Aber bitte, ohne dich dabei zu verletzen.“
„Wenn du dir solche Sorgen um mich machst, übernimmst du das wohl besser selbst“,wies sie seinen Vorschlag zurück. Doch ihre Empörung rührte eher daher, dass ihr der Gedanke daran nicht aus dem Kopf gehen wollte, wie schnell er, kaum war sie aus dem Haus, eine andere Frau gefunden hatte.
Bedeutete ihm der Schwur, den er vor dem Altar geleistet hatte, wirklich so wenig? Sie selbst hatte sich schließlich auch daran gehalten!
„Hattest du nicht vorgeschlagen, dass wir etwas freundlicher miteinander umgehen?“, fragte Max und griff nach der Weinflasche, um sie zu entkorken. Ihm war deutlich anzuhören, wie sehr er es genoss, Gabriella an ihre eigenen Worte zu erinnern.
Um der Versuchung zu widerstehen, auf ihn loszugehen, machte sie sich daran, Geschirr, Besteck und Gläser auf das Tablett zu stellen. „Du hast keinen Grund, dich zu beklagen“, erwiderte sie verbittert. „Anders als du habe ich dir keinen Scheidungsgrund geliefert.“
„Es soll Richter geben, die es durchaus als Scheidungsgrund ansehen, wenn eine Frau ihren Mann verlässt.“
„Und warum hast du dich dann nicht scheiden lassen?“
„Wir waren uns doch einig, dass solche Formalitäten Zeit haben“, erwiderte Max. „Zumal du Rücksicht auf deine Eltern nehmen wolltest.“ Er warf Gabriella einen spöttischen Blick über die Schulter zu. „Solltest du aus gegebenem Anlass deine Meinung geändert haben …“
„Wer konnte es denn nicht abwarten, sich umgehend Ersatz zu besorgen?“, schnitt sie ihm das Wort ab. „Zu dumm, dass du vergessen hast, das Beweismaterial beiseitezuschaffen.“
„Das habe ich nicht“, widersprach Max, und seine Laune schien sich in demselben Maße zu bessern, in dem sich Gabriellas verschlechterte. „Die Sachen, die du gefunden hast und die dir so viel Kopfzerbrechen bereiten, gehören einer neunundfünfzigjährigen Frau, die ich als Haushälterin eingestellt habe, damit sie sauber macht und für mich kocht. Nach einem Monat haben wir das Arbeitsverhältnis wieder beendet, und zwar in gegenseitigem Einverständnis. Sie war der Meinung, es gebe hier für sie nicht genug zu tun, und ich war zu der Überzeugung gelangt, dass sie lausig kochte. Die Schürze und die Handcreme muss sie vergessen haben.“
„Warum hast du das denn nicht gleich gesagt?“, empörte sich Gabriella, um zu verbergen, wie sehr sie sich schämte.
„Du hast mir keine Gelegenheit dazu gegeben“, antwortete Max triumphierend. „Da nun das Missverständnis aufgeklärt ist, schlage ich vor, dass du ein freundlicheres Gesicht machst und mit mir anstößt.“
Mit einem schalkhaften Lächeln reichte er ihr ein Glas Wein. „Auf unser Wohl, Gabriella. Mögen sich deine Eltern von bloßen Äußerlichkeiten ebenso leicht täuschen lassen wie du und in dem Glauben nach Hause zurückkehren, dass ihre Tochter und ihr Schwiegersohn eine glückliche Ehe führen.“
Kurze Zeit später saßen sie unter der gläsernen Veranda der Dachterrasse, auf der eine Sturmlaterne ihr mildes Licht verbreitete.
Äußerlich machten sie ganz den Eindruck eines glücklichen Ehepaares, das den herrlichen Sommerabend genoss. Doch innerlich war Gabriella zutiefst aufgewühlt. Lustlos stocherte sie mit der Gabel auf ihrem Teller herum, bis sie endlich den Mut aufbrachte, Max die Frage zu stellen, die ihr mehr als alles unter den Nägeln brannte.
„Gab es wirklich keine … keine andere Frau, seit ich …?“
„Warum siehst du mich nicht an, wenn du mit mir sprichst?“
Wundert dich das?, war sie versucht zu fragen. Du bist so verdammt attraktiv, so sexy und verführerisch. Kannst du dir nicht vorstellen, wie weh der Gedanke tut, dass du nichts von mir wissen willst?
„Gabriella?“
Um sich nicht anmerken zu lassen, wie es in ihr aussah, nahm sie all ihren Mut zusammen und blickte auf.
Max lehnte entspannt in seinem Stuhl und sah sie aus seinen blauen Augen herausfordernd an. Sein Haar schimmerte schwarz wie die Donau in einer sternenlosen Nacht, und unter seinem weißen Hemd zeichneten sich deutlich sein muskulöser Oberkörper und die kräftigen Linien seiner Schultern ab.
Im Grunde war alles an ihm tadellos bis zur Perfektion – außer der Tatsache, dass er entschlossen war, ihr alles, was sie an ihm begehrte, vorzuenthalten. Und je länger sie ihn ansah, desto wehmütiger machte sie die bittere Gewissheit, dass ihre Träume unerfüllt bleiben
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