BIANCA EXKLUSIV Band 0188
„Die Menschen sind nun mal so, Gabriella. Wir ändern uns nicht, jedenfalls nicht in den Dingen, auf die es ankommt. Wir tun immer nur so.“
„Du hast dich doch auch verändert, Max“, entgegnete sie. „Früher warst du jedenfalls nicht so verbittert. Ist das meine Schuld?“
„Bilde dir bloß nichts ein.“
Seine Antwort traf Gabriella wie ein Faustschlag, und es kostete sie schier unmenschliche Anstrengung, nicht in Tränen auszubrechen. Den Gefallen wollte sie Max jedoch nicht auch noch tun.
Ihm war nicht verborgen geblieben, wie ihr zumute war – was ihn nicht daran hinderte, ihre Gefühle weiterhin mit Füßen zu treten. „Das sieht dir ähnlich“, spottete er. „Kaum bekommst du eine andere Antwort als die, die du hören wolltest, schon fängst du an zu weinen. Aber ich warne dich, Gabriella. Die Masche zieht nicht mehr. Jedenfalls bei mir nicht. Also heb dir deine Tränen lieber für jemand anders auf.“
Am Anfang ihrer Karriere als Mannequin war es Gabriella oft extrem schwergefallen, unbeschwert in die Kamera zu lächeln. Wie auch, wenn sie Max so sehr vermisste, dass sie sich nicht vorstellen konnte, den Tag ohne ihn zu überstehen, nachdem sie bereits die ganze Nacht aus lauter Sehnsucht nach ihm kein Auge zugemacht hatte?
Seit eineinhalb Jahren arbeitete sie jetzt in der Modebranche, und in dieser Zeit hatte sie manches gelernt – mehr jedenfalls, als auf Kommando ein freundliches Gesicht zu machen. Disziplin zum Beispiel – was in erster Linie bedeutete, ihre wahren Gefühle hinter einer Aura der Unnahbarkeit zu verbergen, die längst ihr Markenzeichen geworden war.
Zu ihrer großen Beruhigung erwies sich ihre Professionalität als so ausgeprägt, dass sie sich auch in dieser Situation darauf verlassen konnte. Denn auch wenn es einige Mühe kostete, gelang es ihr, wenigstens so weit die Fassung zurückzugewinnen, dass sie nicht Gefahr lief, die Selbstachtung zu verlieren.
„Ich enttäusche dich nur ungern, Max“, sagte sie bemüht gleichgültig und erhob sich in einer grazilen Bewegung von ihrem Stuhl. „Es muss eine kleine Ewigkeit her sein, dass ich deinetwegen auch nur eine Träne vergossen habe. Ich kann mich jedenfalls beim besten Willen nicht daran erinnern.“
Als stünde sie auf dem Laufsteg, drehte sie sich elegant um die eigene Achse und ging auf die gläserne Schiebetür zu. Kurz bevor sie den Dachgarten verließ, blieb sie noch einmal stehen und warf Max einen Blick über die Schulter zu.
„Übrigens könnte ich mir solche Sentimentalitäten in meinem Beruf gar nicht leisten“, erklärte sie ihm ungerührt. „Weinen ist gar nicht gut für den Teint, und wie du weißt, verdiene ich mit meinem Gesicht den Lebensunterhalt. Und weil der Tag anstrengend genug war, werde ich jetzt ins Bett gehen. Vielleicht bist du so freundlich, und räumst das Geschirr in die Spülmaschine – falls du nicht vergessen haben solltest, wie man sie öffnet. Ach ja, eins noch. Sei bitte leise, wenn du dich hinlegst. Ich brauche meinen Schlaf.“
3. KAPITEL
Die Vorstellung, mit Gabriella in einem Zimmer zu schlafen, gefiel Max ganz und gar nicht. Da es sich vom nächsten Tag an jedoch nicht vermeiden ließ, machte es wenig Sinn, sich davor zu drücken.
Immerhin wartete er zwei Stunden, bis er schließlich leise die Treppe hinauf und ins Schlafzimmer ging.
Gabriella lag am äußersten Rand des Bettes, als wollte sie sichergehen, dass zwischen ihnen ein ausreichender Sicherheitsabstand bliebe. Ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig. Offensichtlich hatte sie sich wieder beruhigt und schlief tief und fest.
Ohne das Licht anzuknipsen, zog Max sich aus und schlüpfte unter die Decke. Auch er musste bald eingeschlafen sein, denn es dämmerte schon, als er plötzlich merkte, dass Gabriella und er eng aneinandergeschmiegt ziemlich genau in der Mitte des breiten Bettes lagen.
Gabriellas Nachthemd war entweder verboten kurz, oder es saß längst nicht mehr dort, wo es hingehörte, wie Max unschwer feststellen konnte, als er eine Hand von hinten über ihre Hüften gleiten ließ, bis sie knapp über ihrem warmen, straffen Bauch lag. Ein kaum merkliches Spreizen der Finger hätte gereicht, um die Wölbung ihrer Brust zu ertasten.
Max erschrak regelrecht, welche Wirkung der bloße Gedanke in seinem Körper anrichtete. Zu allem Überfluss begann Gabriella, sich unter der Berührung leicht zu bewegen. Sie streckte sich wie ein Kätzchen, bevor sie sich langsam zu ihm herumdrehte.
Im Halbdunkel
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