BIANCA EXKLUSIV Band 0188
sich ihre anmutigen Formen mehr als nur abzeichneten. „Ich konnte ja nicht ahnen …“
Im Laufe seines Lebens hatte Max manchen Fehler begangen, darunter auch manch schweren. Doch nie hatte er sich so geschämt und sich derart gedemütigt gefühlt wie in jenem Augenblick, und zum ersten und einzigen Mal war er außerstande gewesen, einem anderen Mann offen ins Gesicht zu sehen.
„Bis heute frage ich mich, warum du meinem Vater damals nicht die Wahrheit gesagt hast“, drang Gabriellas Stimme an sein Ohr.
„Glaubst du wirklich, das hätte etwas geändert?“, reagierte Max erbost. „Er hatte seine einzige Tochter, die er über alles liebt, mit einem Mann erwischt, den er in seinem Haus aufgenommen und wie einen Sohn behandelt hatte. Er konnte doch gar nicht anders, als mir die Schuld zu geben. Was er, wie du weißt, bis heute tut. Warum, zum Teufel, hätte ich ihm nach allem, was ich ihm schon angetan habe, auch noch sagen sollen, wie es sich wirklich zugetragen hat?“
„Weil er dann wüsste, dass er dir Unrecht getan hat, Max, und bis heute tut“, erwiderte Gabriella. „Und vielleicht wäre es ihm dann auch möglich gewesen, uns zu verzeihen.“
„Ich habe mir doch selbst noch nicht verziehen“, sagte Max mit schneidender Schärfe. „Und dir schon gar nicht.“
Gabriella setzte sich auf die Bettkante und ließ die Schultern hängen. „Dann verstehe ich nicht, warum du bereit bist, vor meinen Eltern den glücklichen Ehemann zu spielen“, sagte sie niedergeschlagen.
„Das bin ich deinem Vater schuldig“, erklärte Max. „Er ist einundachtzig Jahre alt, und mit seiner Gesundheit steht es nicht zum Besten. Ich will nicht derjenige sein, der ihm den Todesstoß versetzt, indem er ihn mit der Wahrheit konfrontiert.“
„Er ist vielleicht alt, aber deshalb nicht blind. Wenn du jedes Mal die Augen verdrehst, sobald ich auch nur in deine Nähe komme, und jede Berührung vermeidest, wird er sehr schnell merken, wie es wirklich um uns steht. Und meiner Mutter können wir ohnehin nichts vormachen.“
„Was schlägst du vor, Schätzchen?“, fragte Max verächtlich. „Dass wir ein wenig üben, um auch ja überzeugend zu wirken? Jetzt sofort vielleicht und gleich hier im Schlafzimmer?“
„Es müsste reichen, wenn wir uns wie normale Menschen benehmen“, erwiderte Gabriella, und dass sie leicht errötete, verunsicherte Max einen Moment lang, weil es sie verletzlich und zugleich ungeheuer begehrenswert machte.
„Das hängt davon ab, was du unter normal verstehst“, sagte er rasch, um den Gedanken so schnell wie möglich zu verdrängen.
„Jedenfalls werde ich nicht von dir verlangen, mit mir zu schlafen, wenn du es nicht willst. Zumal mein Bedarf daran, dass du mir die kalte Schulter zeigst, ein für alle Mal gedeckt ist.“
„Das freut mich zu hören. Doch um wirklich sicherzugehen, würde ich vorschlagen, dass wir in getrennten Betten schlafen.“
Gabriella reagierte völlig anders, als Max es erwartet hatte. Ohne jedes Anzeichen von Wut oder Enttäuschung stand sie auf und sah ihn ernst an. „Es ist mir zu dumm, deine Bemerkung zu kommentieren“, sagte sie mit fester Stimme. „Denk, was du willst. Inzwischen gehe ich in die Küche und koche mir etwas. Ich habe seit heute Morgen nichts gegessen.“
Max war es nicht gewohnt, so abgefertigt zu werden, und er hatte auch nicht vor, sich daran zu gewöhnen. „Du siehst eher aus, als hättest du seit Wochen oder gar Monaten nichts gegessen“, sagte er mit erschreckender Direktheit.
„Gib dir keine Mühe“, erwiderte Gabriella ruhig. „Es interessiert dich ja doch nicht, wie ich aussehe.“ Wie beiläufig strich sie sich mit der Hand über die Bluse und den Rock. „So wie es mich seit geraumer Zeit nicht mehr interessiert, wie du über mein Aussehen denkst. Trotzdem wäre es mir lieber, wenn wir etwas freundlicher miteinander umgingen. Die ewige Streiterei ist so verdammt ermüdend.“
Auch wenn sie ihn geohrfeigt hätte, hätte Max nicht überraschter sein können. Die Gabriella, an die er sich erinnerte, hätte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, nur um ihm zu gefallen.
Doch die größte Überraschung stand ihm noch bevor. „Es ist ja nur für zwei Wochen, Max“, fuhr sie fort. „Danach verschwinde ich, und du kannst dich wieder ungestört in deinem Selbstmitleid ergehen. Glaub mir, ich sehne den Tag genauso herbei wie du.“
Das hatte gesessen. Beeindruckt sah Max ihr hinterher. So sehr sie abgenommen haben mochte, ihr
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