BIANCA EXKLUSIV Band 0193
hinunterdrücken würde, ertönte auf der anderen Seite ein kräftiges Hatschi, das ausgesprochen männlich klang. Annie wusste sofort, wer sie besuchen wollte und schaute durch den Spion hinaus.
Griffin stand vor der Tür. Er schien sich seit zwei Tagen nicht mehr rasiert zu haben. Er wirkte müde und erschöpft. Dunkle Schatten lagen um seine Augen.
Er sah furchtbar aus, richtig gefährlich.
Und der Himmel wusste, dass er das auch war. Zumindest für sie. In den letzten Tagen hatte sie viel Zeit gehabt, einmal in aller Ruhe über alles nachzudenken. Der Bankraub hatte Wünsche in ihr geweckt, die erfüllt werden wollten. Mit gutem Recht. Leider hatte sie sich den falschen Mann dafür ausgesucht. Ausgerechnet Griffin, für den sie schon immer geschwärmt hatte, und den sie nie bekommen würde. Selbst wenn sie als Tochter der Haushälterin eine Chance hätte, sein Herz zu erobern, gab es doch zu viele Rivalinnen, die schöner, gebildeter und reicher waren als sie. Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass ihr Traum, ein Traum, den sie sich selbst kaum einzugestehen getraute, niemals in Erfüllung gehen würde.
Aber mittlerweile begriff sie, dass das Hauptproblem nicht sie, sondern Griffin selbst war. Er war kein Mann, der nach einer festen Beziehung suchte oder gar von einer eigenen Familie träumte. Er suchte Sex und Unterhaltung. Sie hingegen wollte Liebe und ewige Treue. Das passte nicht zusammen.
Es klopfte erneut an der Tür, diesmal energischer. „Annie?“, rief er rau. „Bist du da? Ist alles in Ordnung?“
Annie seufzte resigniert, öffnete die Tür und sah ihn an. Sie hoffte, dass die Röte, die jetzt in ihr Gesicht stieg, wenigstens etwas von ihrer krankheitsbedingten Blässe nehmen würde. „Ich habe dich gerade niesen gehört“, erklärte sie. „Geht es dir nicht gut?“
Er ging nicht auf ihre Frage ein. „Ich habe dich ein paar Tage nicht gesehen und mir Sorgen gemacht.“ Seine Stimme klang rau und belegt. Müde.
Annie legte leicht den Kopf schief. „Hast du schon was gegen die Erkältung unternommen?“
„Was meinst du? Ich habe gearbeitet.“ Eine sanfte Brise wehte herüber, und Annie sah, dass Griffin erschauerte, als wäre er in der Antarktis.
„Du bist krank, Griffin.“
Er sah sie bestürzt an. „Ich werde nie krank.“
Sie verdrehte die Augen. „Du frierst, obwohl es warm ist. Du hast bestimmt Hals- und Kopfweh. Du niest. Falls du es noch nicht weißt, Griffin, dass nennt man krank sein.“
Er schien ihre Erklärung nicht zu schätzen. „Ich muss arbeiten. Ich kann nicht krank werden.“
Sie schnalzte mitfühlend mit der Zunge. „Nein, wie unpassend. Schon gut, dass ich um die Erkältung gebeten habe.“
Er zog die Augenbrauen zusammen. „Du bist sarkastisch.“
„Du fühlst dich wirklich schlecht, nicht wahr, du Armer?“, erwiderte sie und legte seufzend eine Hand auf seinen Arm. Sie konnte diesen schwachsinnigen Dickkopf nicht vor ihrer Haustür stehen lassen. Sie wusste, dass seine Eltern noch auf Hawaii und die Hausangestellten noch im Urlaub waren.
Entschlossen zog sie ihn über die Schwelle. „Ich habe gerade selbst gemachte Hühnersuppe warm gemacht.“
Er sah nicht aus, als ob er Appetit auf Suppe hatte. Selbst dazu war er zu krank. Aber sie würde dafür sorgen, dass er etwas aß.
„Nur ein Aspirin“, wehrte er ab.
Als er schließlich bei ihr am Küchentisch saß, brachte sie ihn dazu, einen Teller Suppe und eine Scheibe Brot mit Käse zu essen. „Nur damit dir das Aspirin nicht auf den Magen schlägt“, hatte sie ihm gesagt. Dann drängte sie ihn auf die Couch und brachte das Opfer, ihm sogar die Fernbedienung des Fernsehers zu geben. Glücklicherweise schlief er nach drei Minuten Golf ein, und Annie legte ihm eine Decke über und wechselte den Kanal.
Sie verbrachte den Nachmittag neben Griffin in einem Sessel, sah ihre Kochmagazine durch und dachte sich neue Menüs aus. Gelegentlich warf sie einen Blick auf Griffin, der tief und fest schlief. Lächelnd musste sie sich eingestehen, dass es ihr gefiel, ihn so hilflos zu sehen. Solange er krank war und schlief, brauchten sie wenigstens nicht über das zu reden, was an jenem Abend im Wellness-Center passiert war.
Er sah so harmlos, richtig niedlich unter ihrer pastellfarbenen Decke aus, und sie konnte kaum dem Drang widerstehen, irgendetwas Verrücktes mit ihm anzustellen. Ihm vielleicht die Fingernägel knallrot zu lackieren, während er schlief oder …
Dann schlug er unerwartet die Augen und
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