BIANCA EXKLUSIV Band 0193
durch und warf Wood einen Seitenblick zu. „Normalerweise ist er nicht so unsympathisch.“
„Du musst für niemanden Entschuldigungen suchen, Hadley.“
Das mochte sein, aber das hatte ihr bisher niemand gesagt. Sie wusste nicht, was dieser Mann an sich hatte, dass sie sich abwechselnd stark und mutig und dann wieder so schwach und hilflos fühlte. Also griff sie auf das Vertraute zurück. „In einer Stunde serviere ich den Lunch.“ Sie wandte sich zum Gehen, denn sie musste noch das Turmzimmer beziehen und den Dauergästen frische Bettwäsche hinlegen. „Bist du sicher, dass dein Kopf in Ordnung ist?“
Seine Miene wirkte hart. „Spar dir deine Sorge für jemanden auf, der sie braucht.“
In ihr regte sich etwas bei seinen Worten. Es war kein Befehl und keine Abfuhr. Vielleicht eine Bitte? Sie verdrängte die lächerliche Idee, nickte ihm zu und ging ihrer Arbeit nach.
Zum Lunch verfiel sie wieder in ihre alte Gewohnheit und verbrachte eine geruhsame Stunde in ihrem Zimmer mit Papier und Bleistift. Doch anstatt unentwegt die Geschichten in ihr Buch zu kritzeln, die ihr ständig im Kopf herumspukten, saß sie auf der gepolsterten Fensterbank und starrte blind hinaus, den Bleistift in der Hand hatte sie vergessen.
Die einzige Gestalt in ihren Gedanken war eine reale, sehr lebendige Person namens Wood Tolliver.
Die Wettervorhersage erwies sich als korrekt. An diesem Abend nach dem Dinner erhob sich ein heftiger Schneesturm. Vince hielt das Feuer in Gang mit dem Holz, das Shane gehackt hatte. Hadley kochte eine große Kanne Kakao, und im Salon, wo das Kaminfeuer fröhlich prasselte und der heulende Wind an den Fenstern rüttelte, versammelten sich alle Hausbewohner – außer Wood.
Hadley versuchte, sich nicht an seiner Abwesenheit zu stören, aber es erwies sich als sinnloses Unterfangen. Schließlich ging sie in die Küche, stellte einen Becher Kakao und einen Teller mit Keksen auf ein Tablett und trug es zu seinem Zimmer. Als er auf ihr Klopfen nicht antwortete, schloss sie daraus, dass er endlich den wohlverdienten Schlaf gefunden hatte.
Sie brachte das Tablett in die Küche zurück und ging wieder in den Salon. Inzwischen hatte Nikki sich zurückgezogen. Sie war freundlich und höflich, hatte aber offensichtlich irgendwelche Probleme und pflegte trotz der Schwangerschaft sehr wenig zu essen.
Um ihre Besorgnis an irgendwem abzureagieren, ging Hadley zum Turmzimmer hinauf und klopfte an die Tür.
Nach einer Weile öffnete Nikki mit blassem, verhärmtem Gesicht. „Ja?“
„Ich wollte nur nachsehen, ob Sie es hier oben warm genug haben. Wenn nicht, kann ich Feuer im Kamin machen.“
„Danke, aber das ist nicht nötig. Und das Zimmer ist sehr hübsch.“
„Falls es über Nacht nicht zu viel schneit, geht morgen alles klar mit Ihrer Schlittenfahrt. Gleich nach dem Lunch.“
Ein Schatten huschte über Nikkis Gesicht. „Sie müssen es seltsam finden, dass ich in meinem Zustand allein hier bin und Dinge wie Schlittenfahrten mache.“
„Ich denke, Sie haben Ihre Gründe“, entgegnete Hadley aufrichtig, „und es ist mir eine Freude, Ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen – wie es meine Mutter damals für Ihre Angehörigen getan haben muss.“
„Die Eltern meines Verlobten“, sagte Nikki. „Sie waren auf Hochzeitsreise hier. Cody hat immer davon geredet, dass wir zusammen herkommen.“ Einen Moment lang presste Nikki die Lippen zusammen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich es allein tun würde.“
Impulsiv griff Hadley nach Nikkis kalten Händen. „Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann, dann sagen Sie mir Bescheid.“
„Danke.“ Mit feuchten Augen wandte Nikki sich ab. „Gute Nacht.“
„Gute Nacht.“ Hadley eilte wieder hinunter und ging in ihr Zimmer. Es war kühl, und sie legte eine zweite Decke auf ihr Bett. Dann, da aus Woods Zimmer kein Laut zu hören war, gönnte sie sich ein ausgedehntes Schaumbad bei einem Buch.
Das Buch war gut, das Wasser längst erkaltet und die Seifenblasen zerplatzt, als das Licht flackerte und dann erlosch. Es war nicht das erste und garantiert nicht das letzte Mal, dass die Stromversorgung im Tiff’s versagte.
Hadley warf das Buch beiseite und kletterte aus der Wanne. Im Stockfinstern tastete sie nach dem Handtuch, mit dem sie heftig ihre kalte Haut trockenrubbelte, und dann nach ihrem Bademantel. Behutsam erfühlte sie sich den Weg in ihr Zimmer. Sie entzündete die Petroleumlampe auf der Kommode, kehrte ins Badezimmer zurück
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