BIANCA EXKLUSIV Band 0193
um, als könnte er verloren gehen. Vor seinem Zimmer blieb sie stehen, bis er die Tür öffnete. Dann ging sie zur Kommode, entzündete die beiden dicken Kerzen und huschte eilig wieder hinaus.
„Gute Nacht, Wood“, wünschte sie, und schon war sie hinter der Nebentür verschwunden, ohne ihm auch nur einen klitzekleinen Einblick in den Raum zu gewähren.
Wahrscheinlich war ihr Schlafzimmer entsprechend der Unschuld vom Lande eingerichtet, die sie war.
Er schloss seine eigene Tür, schnappte sich eine der flackernden Kerzen und ging ins Badezimmer. Der zarte Blumenduft, der in der Luft hing, betörte seine Sinne. Im Geiste sah er Hadley in der altmodischen, tiefen Wanne vor sich, deren Boden noch nass war. Er stand im Begriff, sich zu verlieren, und das gefiel ihm gar nicht.
Er stellte die Kerze auf die Ablage über dem Waschbecken und bespritzte sich das Gesicht mit eiskaltem Wasser. Es drang unter den Verband auf seiner Stirn und löste lediglich neue Schmerzen aus, ohne ihn abzukühlen. Mit einem leisen Fluch kehrte er in sein Zimmer zurück.
Es bot nicht einmal genügend Platz zum Herumlaufen, und einen Moment lang wünschte er, immer noch in Kentucky zu sein, wo er reichlich Platz hatte – in seinem Büro bei Ruther ford Industries oder in seinem riesigen, leeren Apartment, wo der einzige Duft, der von einer Frau zurückblieb, von seiner Mutter stammte.
Die Frauen, mit denen Dane verkehrte, rochen mitten im Winter nicht nach Wildblumen. Sie benutzten Designerdüfte und trugen Designerkleidung und Dessous, die allein zum Zweck der Verführung kreiert worden waren. Sie wussten ebenso wie er, andere zu benutzen. Er lud sie nie in seinen Privatbereich ein, und er musste sich nie sorgen, dass er einer von ihnen wehtun könnte.
Er verletzte niemals Unschuldige.
Also musste er seine Beherrschung wiederfinden. Er musste Alan Michaels finden, da die Polizei offensichtlich unfähig dazu war, und ihn endlich für seine Untaten vor all den Jahren bezahlen lassen.
Manche hätten eine institutionelle Strafe als ausreichend für die Entführung seiner kleinen Schwester erachtet, nicht aber Dane. Darby war erst neun Jahre jung gewesen. Und obwohl sie genesen war, hatte jener Vorfall die Familie zerrüttet. Michaels hätte in einem Gefängnis verrotten sollen statt in den grünen Gärten einer Institution zu wandeln, die zu lax war, um ihre „Gäste“ in Schach zu halten.
Michaels würde bezahlen, und Danes Leben würde wieder seinen gewohnten Gang nehmen. Er musste sich nur auf sein Ziel konzentrieren.
„Ich glaube, der Fokus ist kaputt.“ Angestrengt spähte Hadley durch das Fernglas, das Wendell ihr in die Hand gedrückt hatte. Er war an diesem Morgen in der Kirche aufgetaucht und wollte sich seitdem nicht mehr abschütteln lassen.
Nun nahm er das Fernglas und blickte selbst hindurch. „Nein, es ist alles klar.“ Seine handgefertigten Stiefel knirschten auf dem Schnee, als er hinter sie trat. Er schlang die Arme um sie und hielt ihr das Fernglas vor das Gesicht. „Jetzt guck noch mal.“
Hadley wollte nicht gucken, und sie wollte nicht von ihm umarmt werden. Aber er hielt ihr nun mal das Fernglas mit den knorrigen Fingern vor die Augen. Also seufzte sie und beugte sich vor. Sie sah nichts als das Spiegelbild ihrer Wimpern und verschwommene Zweige.
„Nun? So perfekt sieht man den Kardinal nur selten, Had.“
„Ein wahrhaft perfekter Anblick“, murmelte sie. Dann tauchte sie unter seinem Arm hindurch und drehte sich zu ihm um. Sie hatte ihn den ganzen Vormittag über ertragen, obwohl sie Wichtigeres zu tun hatte – zum Beispiel die Konserven in der Speisekammer neu arrangieren. „Stu hat dir also zufällig erzählt, wie gern ich Vögel beobachte?“
„Gestern erst.“ Wendell hob das Fernglas und spähte angestrengt zu den Bäumen in der Ferne. Sein Lächeln war so breit, dass es beinahe bis zu den Ohren reichte. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal eine Frau finde, die so gut in mein Leben passt. Wenn wir erst mal verheiratet sind, werden wir beide uns so wohl fühlen wie ein Paar alte Socken.“
Fröstelnd schlang sie die Arme um sich selbst. „Wendell, ich habe nicht eingewilligt, dich zu heiraten.“
Er winkte mit einer Hand ab. „Ich weiß, Liebes. Lass dir so viel Zeit, wie du brauchst.“
Sein Ton verriet ihr, dass er ihre Kapitulation als selbstverständlich ansah. „Ich mag eigentlich keine alten Socken.“
„Hast du etwas gesagt, Liebes?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich
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